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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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waren aber bereits zu Hause. Weit unten spannten sich weiße Ketten von Agrarwolken, aus denen Ackerland berieselt wurde, gab es durchbrochene Streifen von Schmuckwolken, die die Augen erfreuten, und dunkle, dräuende Romantische-Stimmungs-Wolken.
    Ja doch, ich erkannte Die Heimat wieder! Wenn auch nicht alles auf einmal!
    Allen Schwierigkeiten zum Trotz waren wir zurückgekehrt, noch dazu als Sieger!
    Halte dich bereit, Nik. Erfolg und Gesundheit.
    Wir gingen jäh tiefer. Es war nicht einmal ein freier Fall, sondern ein Flug hinab mit großer Beschleunigung. Ich zog die Hand aus dem Trichter und klammerte mich am Sessel fest. Mir wurde ein wenig bange.
    Als sei ich schon einmal abgestürzt, vor langer Zeit, ohne jede Hoffnung auf Rettung, in der Wirklichkeit oder in der Phantasie, egal, es ist beides fast gleichermaßen schrecklich …
    Nachdem das Schiff die Wolken durchstoßen hatte, verminderte es sein Tempo ein wenig. Auf dem Bildschirm sah ich eine Stadt, weiße Erhebungen von Häusern und einen perfekt geraden, einen sehr-gut-begradigten Fluss. Schade nur, dass der Bildschirm so klein war, sehr schade sogar …
    Der Schiffskörper wurde durchsichtig. Mich umgaben kaum noch zu erkennende Wände – und auch die dienten gewiss zu meinem psychologischen Wohlbefinden. Ich schrie auf, presste mich in den Sitz, in den einzigen Gegenstand, der noch sichtbar war.
    Was bedeutete das? Hörte mich das Schiff ständig? War der Trichter vielleicht gar nicht nötig?
    Das ist so Tradition.
    Die Stadt lag etwas abseits, zwanzig bis dreißig Kiloschritt. Nur mit Mühe löste ich meinen Blick von ihr -dermaßen schön war sie. Ich sah nach unten, auf ein riesiges, gleichmäßiges Feld, das mit grünem Gras bewachsen war und auf dem unzählige silbrige Linsen standen. Wir flogen bereits so tief, dass ich die Figuren von Menschen erkennen konnte, die mit zurückgelegtem Kopf dastanden.
    Ich wurde erwartet.
    Das Schiff landete auf dem Gras, etwa zehn Schritte von den Menschen entfernt. So sanft, dass ich das Aufsetzen nicht einmal bemerkte. Warum hätte ich es allerdings auch spüren sollen – in einem Feld mit künstlicher Schwerkraft?
    Die Kuppel über mir öffnete sich. Der Bildschirm erlosch.
    Ich zögerte noch, bevor ich ausstieg, blieb sitzen, das warme Licht Des Mütterchens genießend. Hatte ich nicht genau davon geträumt?
    Ob ich mich vom Schiff verabschieden sollte?
    Hm, nehmen wir an, dass sämtliche Wünsche bereits ausgesprochen sind …
    Ich erhob mich und kletterte zum gewölbten Dach des Schiffs hinaus. Ich betrachtete die Menschen und lächelte unsicher.
    »Nik!«, rief mich jemand. »Willkommen zu Hause, Nik!«
    Leb wohl.

Drei
     
    Es waren vier. Vorneweg ein großgewachsener, hagerer Alter mit Geheimratsecken in einem zerknitterten weißen Anzug. Er sah mich nachdenklich und ohne zu lächeln an. Er schaute sehr ernst drein, worauf ich den Blick rasch abwendete.
    Dafür lächelten die drei anderen, einladend und erfreut. Zwei junge dunkelhaarige Männer in meinem Alter, die sich ähnelten und wahrscheinlich Brüder waren. Beide trugen silbrige Shorts und weite Hemden – aber keine Schuhe. Der ältere hatte ein buntes Tuch um den Hals gebunden. Etwas abseits von den beiden stand eine junge Frau, die im Unterschied zu den zweien einen kurzen Igelhaarschnitt hatte, einen langen, engen Rock und ein kaum die Brust bedeckendes Band trug. Ihr Lächeln wirkte verlegen und ratlos.
    »Nik!«, sprach mich der Mann mit dem Tuch um den Hals tadelnd an. »Was ist denn mit dir?«
    Ich sprang hinunter ins Gras, das weich unter meinen Füßen federte, und ging zu ihnen. »Guten Tag«, sagte ich.
    Diese Worte hatten sie nicht erwartet. Bis auf die Frau jedenfalls nicht, doch in ihrem Gesicht regte sich nichts. Der Alte dagegen schüttelte den Kopf, die beiden anderen wechselten irritierte Blicke.
    »Nik, Nik …«, sagte der Alte und trat dicht an mich heran. Er schaute mir in die Augen. »Erkennst du mich denn nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf. Wer war er? Mein Großvater? Mein Vater?
    »Niki, das ist doch dein Ausbilder«, soufflierte die Frau halblaut. »Dein Ausbilder!«
    »Ich erinnere mich an nichts.« Ich spürte, wie Tränen in meine Augen traten. »Entschuldigt. Ich erkenne niemanden.«
    »Hattest du Kontakt mit Fremden?«, fragte der Alte streng.
    »Ja.«
    Der Alte fasste mich am Kinn und betrachtete mit äußerster Aufmerksamkeit mein Gesicht. »Wir sind zu sorglos«, meinte er seufzend. »Zu offen. Dabei hat uns

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