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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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andere, mein Junge.«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Niki, der Weltrat hat eine Entscheidung getroffen, die auf der Meinung von Menschen beruht, die dich gut kennen. Ana, Big und ich – wir haben recht klare Vorstellungen davon, welcher Beruf und welches Schicksal dir ein zufriedenstellendes Leben ermöglichen. Die zufällige Wahl des Lebenswegs wurde bereits im Burgenzeitalter überwunden, sobald die Institute für das Ausbildertum gegründet worden waren. Heute besteht unsere Zivilisation aus Menschen, die den Platz einnehmen, der ihnen gebührt. Verstehst du? Der Weltrat mischt sich nicht in zweitrangige Probleme ein, weil das nicht nötig ist. Sie werden vielmehr individuell entschieden, auf der Ebene von Ausbilder und Schützling. Deshalb verlangt das Ambiente im Sitzungssaal des Rats auch nicht nach einer falschen Feierlichkeit oder Konzentration. Welche Rolle spielt es schon, auf welche Weise die Menschen den Informationsfluss bewältigen, vor einem Terminal sitzend oder beim Kaffeetrinken?«
    Ich schwieg. Ja, er hatte recht.
    Aber warum blieb mir diese Wahrheit verschlossen?
    »Niki, dein Bewusstsein hat eine psychische Regression erlitten«, erklärte mir Katti. »Eine Flucht in die Kindheit.
    Du hast dich vor der Welt versteckt, bist zu den emotionalen Reaktionen eines Heranwachsenden zurückgekehrt. Wir alle empfinden in jener Lebensphase diese Zweifel. ›Warum rät mir die Ausbilderin, Ärztin zu werden, wenn ich doch Modemacherin werden möchte? Warum leitet der Weltrat keine umfassenden Operationen im Hinblick auf die Fernen Freunde ein? Das ist doch so interessante Wir mussten erst heranreifen, die Gesetzmäßigkeiten in der Entwicklung einer Gesellschaft verstehen und unsere Geschichtslektionen lernen. Dann rückte alles an seinen Platz.«
    Han, der bisher geschwiegen hatte, hüstelte. »Du musst erwachsen werden, Niki«, fügte er unsicher hinzu. »Gewiss ist das leichter mit deinem Ausbilder an der Seite.«
    Das war’s. Meine Freunde hatten für mich entschieden. Sie stimmten mit dem Weltrat und mit Fed überein. Vorbehaltlos unterstützten sie deren Entscheidungen. Unwichtige Probleme wurden auf der Ebene von Ausbilder und Schützling gelöst, und meine Meinung war unwichtig.
    Nein, ich hatte ja gar nichts gegen den Beruf des Ausbilders! Wie ich auch nichts gegen den Beruf eines Wachtpostens in einem Energiewerk oder gegen die Arbeit mit landwirtschaftlichen Maschinen hatte. Ich kannte ihre Nachteile nicht. Und der Beruf des Ausbilders bot vermutlich lauter Vorteile.
    Aber die dumme psychische Regression zwang mich zu innerlichem Protest. Als ob mir schon mein Leben lang irgendeine Rolle aufgedrängt worden wäre und ich mich hätte unterordnen müssen und das Ganze jetzt wieder von vorn losginge …
    Die Plattform hielt vor der Tür zum ersten Saal an. Wir gingen zum Ausgang. Fed beobachtete mich. Im Unterschied zu meinen Freunden, die mit der Entscheidung vollauf zufrieden waren, spürte er meine Anspannung.
    »Vielleicht sollten wir alle zusammen in Mütterchens Licht vorbeischauen?«, schlug er plötzlich vor. »Ich könnte dafür sorgen, dass euch solange jemand bei der Arbeit vertritt.«
    »Eine gute Idee, Ausbilder«, rief Katti begeistert aus.
    »Eure Gesellschaft wird Niki helfen«, fuhr der Ausbilder fort. »Du und Tag, ihr habt schon einiges bei ihm geschafft. Wenn sich jetzt noch unser Sturkopf Han anschließt …«
    Han lächelte gequält.
    »Abgemacht«, entschied Fed aufgeräumt. »Was sagst du dazu, Niki?«
    Du brauchst mir meine Medizin nicht mit Gewalt zu verabreichen, Ausbilder … Das sprach ich natürlich nicht laut aus. Er spürte es jedoch trotzdem.
    »Möchtest du noch ein bisschen im Park spazieren, Nik? Oder sollen wir gleich ins Internat?«
    Du brauchst mir meine Pille nicht zu versüßen, Ausbilder. Das ist nicht die Freiheit der Wahl, von der ich träume.
    »Hier ist es mir zu finster, Ausbilder«, antwortete ich. »Fahren wir lieber zu Mütterchens Licht .«
     
    Eine Kabine als Transportmittel ist ausgesprochen bequem. Es wunderte mich sogar, dass mein Gedächtnis keine angenehmen Assoziationen gespeichert hatte, die damit verbunden waren. Ob ich nicht häufig eine Kabine benutzt hatte?
    »Zur zweiten Kabine des Internats Mütterchens Licht «, teilte Katti mir mit. »Na los, versuch’s.«
    Die anderen räumten mir das Recht ein, als Erster durch den Raum zu reisen. Fragend guckte ich Fed an, der nickte.
    Na, von mir aus.
    Ich berührte das Terminal, bereits an

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