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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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empfohlen hat«, ließ Fed sich nicht aus dem Konzept bringen. »Sie schlägt die Arbeit als Wachtposten in einem Energiewerk oder Beschäftigung in der Landwirtschaft vor, unter Sanatoriumsbedingungen …«
    »Das war nur einer der Vorschläge!«, knurrte Ana.
    »Ich weiß. Trotzdem glaube ich, dass es für Niki gut wäre, mit Menschen zu arbeiten. An einer Stelle, wo er seine besten Eigenschaften einbringen kann.«
    Gegen dieses Argument wollte offenbar niemand etwas einwenden.
    »Ich bürge für ihn«, fuhr Fed fort.
    »Schon gut.« Ana winkte ab. »Die medizinische Gruppe schließt sich dem Vorschlag an. Aber er steht unter Ihrer persönlichen Verantwortung, Ausbilder.«
    »Selbstverständlich.«
    Stille trat ein. Big, Ana und Fed sahen mich an. War das etwa schon alles? War damit die Entscheidung des Weltrats gefallen?
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Ich werde das Vertrauen des Ausbilders und des Rats nicht enttäuschen.«
    »Hat jemand Einwände?«, fragte Fed mit lauter Stimme. Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass im Saal des Rats absolute Stille herrschte. Alle sahen zu unserem Tisch herüber. Und wahrscheinlich hatten sie unser Gespräch mit angehört.
    »Nur, wenn Sie die Verantwortung übernehmen, Fed …«
    Die Stimme klang ganz nah – obwohl jener schmalgesichtige Mann gesprochen hatte, der auf dem Sofa lag und sich vorhin mit dem Kleinen Freund unterhalten hatte.
    »Selbstverständlich«, gab der Ausbilder ihm die gleiche Antwort wie zuvor Ana.
    »Die Entscheidung ist angenommen.« Big nickte mir zu. »Nik, wenn die Fernaufklärung noch etwas von dir wissen muss, wenden wir uns an dich.«
    »Ja«, flüsterte ich. »Natürlich.«
    »Viel Glück«, wünschte mir Big.
    Die Hand des Ausbilders legte sich mir auf die Schulter.
    »Gehen wir, Niki. Wir wollen den Rat doch nicht aufhalten.«
    Ich erhob mich und nickte Ana zu. Die alte Frau verhehlte ihre Unzufriedenheit mit der Entscheidung nicht, lächelte mir aber trotzdem zu. Als sei das ihre Pflicht.
    Das war alles?
    Das war alles!
    Niemand achtete länger auf mich. Oder nein, der begeisterte Sofalieger schickte mir noch einen nachdenklichen Blick hinterher. Und Big winkte mir freundlich zu.
    »Die Frage des ökologischen Dienstes in den Westlichen Wüsten …«, erklang es im Saal. »Die Inbetriebnahme der Quarksreaktoren, die im Rahmen des Programms des Aufbruchs realisiert wurde, hat erheblichen Schaden unter den Relikten …«
    Das blaue Leuchten erstickte den Ton.
    Ich sah den Ausbilder an. Sein Gesicht wirkte sehr ernst. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen.
    »Hätte der Rat auch eine unangenehmere Entscheidung treffen können?«, fragte ich.
    Meine eigene Stimme kam mir fremd vor. Verzerrt und schwach. Von dem blauen Licht abgesehen, gab es in dem Raum noch irgendein Feld.
    »Ja.«
    In dem Moment wurden wir transportiert. Wir gelangten zurück in den siebten Saal, wo ich meine wartenden Freunde erblickte.
    »Gehst du ein Risiko ein, Fed?«
    Der Ausbilder drehte mir den Kopf zu – mit einem regelrechten Ruck, als müsse er verrostete Scharniere bewegen.
    »Ich hoffe nicht.«
    »Was wäre die schlimmste Variante gewesen?«
    »Wir dürfen nicht so lange in der Transportzone bleiben«, erinnerte mich Fed streng.
    »Trotzdem?«
    »Das Sanatorium.« Der Ausbilder zog mich hinter sich her, und ich gehorchte.
     
    Unter anderen Umständen wäre ich durch die Säle des Weltrats geschlendert. Die Bemalung der Decken war ja doch sehr interessant. Auch das Beobachten der Besucher hätte mir bestimmt Spaß gemacht.
    Doch momentan bedrückte mich mein Auftritt im Sitzungssaal zu sehr. Wir hatten bereits eine freie Plattform bestiegen und Katti den Kurs zum Ausgang eingegeben.
    »Bedrückt dich etwas, Niki?«, fragte Fed.
    Ich sollte mich über die Auffassungsgabe des Ausbilders nicht wundern – und erst recht nicht auf den Gedanken kommen, ihm zu widersprechen.
    »Ein wenig. Zweierlei.«
    »Dann werde ich versuchen, deine Zweifel zu zerstreuen.«
    »Niemand hat mich nach meiner Meinung gefragt, Ausbilder. Der Rat hat entschieden, womit ich mich den Rest meines Lebens beschäftigen soll, aber niemand hat sich für meine Meinung interessiert.«
    »Aha.« Fed sah Katti an, die verständnisvoll nickte. »Und der zweite Punkt?«
    »Mir ist völlig schleierhaft, wie zweihundert Leute das Schicksal der Menschheit kontrollieren sollen. Vor allem in diesem Ambiente … des endlosen Teetrinkens.«
    »Zwei Fragen enthalten in der Regel jede die Antwort auf die

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