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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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hast du die Leiter nicht runtergelassen?«, fragte er, während er die offene Luke taxierte.
    »Ich hab mich beeilt und da …«, murmelte ich schuld-bewusst.
    »Wie heißt es doch so schön: Eile mit Weile … Mach mir mal eine Räuberleiter!«
    Unter dem neugierigen Blick des Soldaten stemmte ich Danilow ein Stück in die Luft, bis dieser sich hochziehen konnte und in der Luke verschwand. Kurz darauf glitt langsam die Leiter heraus.
    »Komm rauf …«, vernahm ich seine Stimme.
    Danilow hatte die Schleusenkammer nicht verlassen. Als ich hochkam, öffnete er die Luke zum Frachtraum und betrachtete nachdenklich die aufgestapelten Kortrisonplatten.
    »Alexander Olegowitsch, ich muss Ihnen etwas sagen …«, setzte ich halb im Flüsterton an.
    »Du musst überhaupt nichts«,’ fiel mir Danilow ins Wort, ohne sich umzudrehen. »Pjotr, alle Piloten haben mindestens einmal in ihrem Leben irgendwas geschmuggelt. Das verstehe ich doch. Schnapp dir deine Sachen und lass uns gehen.«
    »Darum geht es doch gar nicht!«
    »Mach jetzt hin!«, blaffte Danilow. »Ich überprüfe die Fracht. Du sammelst deine Sachen zusammen.«
    Wie hypnotisiert kletterte ich ins Cockpit.
    Am Pult blinkten Lichter. Der zerquetschte Zylinder des Jumpers. Die Tomatenschlieren an den Scheiben der Kabine. Der offene Schrank, aus dem ein Beutel mit frischer Unterwäsche gefallen war.
    Sicherheitshalber inspizierte ich alle Fächer des Schranks und den Kühlschrank.
    Warum erstaunte es mich überhaupt nicht, dass der Zähler verschwunden war?
    Klar, ich hatte unter Schock gestanden – nachdem ich in den Bus gerast war. Und klar, die Erleichterung nach den Worten des Fahrers war noch größer gewesen.
    Aber warum hatte ich trotz allem den Zähler so schnell vergessen? Und zwar völlig?
    Ich erinnerte mich noch an das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte. Seine bekrallte Pfote hatte mich flüchtig berührt … jene Pfote, die so mühelos die Festplatte des Computers gelöscht hatte.
    Ein Mensch ist kein Rechner. Aber spielte das für einen Zähler eine Rolle? Er hatte mich gezwungen, seine Existenz – wenn auch nur vorübergehend – zu vergessen! Und dann war er, während ich mit dem Busfahrer Wodka trank und chinesische Tomaten aß, abgehauen!
    Selbstverständlich wusste ich genau, was ich jetzt zu tun hatte. Ich musste alles Danilow erzählen, damit er die Gegend absperrte. Eine Razzia … Soldaten, Hunde, Hubschrauber, eine Mobilisierung der Bevölkerung vor Ort. Um den geschuppten Karel zu finden!
    Nein, ich bin etwas naiv, das weiß ich selbst. Aber so weit reicht meine Naivität dann doch nicht …
    Wer würde mir denn glauben? In dem Schiff deutete bereits nichts mehr auf die Anwesenheit eines Aliens hin. Wahrscheinlich würde man bei mir sämtliche Hinweise auf eine Gehirnerschütterung und einen Schock feststellen. Pro forma würde man die Gegend durchkämmen – und natürlich niemanden finden. Der Zähler hatte wirklich alles bedacht! Inzwischen konnte er irgendwo im Boden vergraben oder durch irgendeine unvorstellbare Metamorphose das Aussehen eines Keilers, eines Baums oder eines Steins angenommen haben … Vielleicht schoss er auch gerade die Straße entlang, mit einer Geschwindigkeit von dreihundert Stundenkilometern. Was wissen wir schon über die Außerirdischen? Vor allem über so seltene wie die Zähler?
    Mir würden das Krankenhaus und die Entlassung aus dem Flugdienst winken. Für alle Fälle. Eine bescheidene Rente, Arbeit als Armeeausbilder in einer Schule oder als Ingenieur in einer Fabrik oder als Fahrer. Genau, ich würde Fernfahrer, wie Kolja, und finnischen Joghurt oder polnisches Büchsenfleisch transportieren und allen neuen Bekannten Märchen über ferne Welten erzählen.
    »Hast du deine Sachen, Petja?« Danilows Hand legte sich mir sanft auf die Schulter. Ich fuhr zusammen.
    »Ja-a, fast …«
    Unter seinem nachsichtigen Blick raffte ich meine Jacke und den Beutel mit den Andenken – ganz normales Zeug, bestimmt keine Schmuggelware! – zusammen. In alter Gewohnheit ging ich zum Pult und schaltete alle Systeme des Schiffs ab. Mit ihm würde sich die Bergungsmannschaft beschäftigen.
    »Dein Vogel dürfte wohl kaum noch einmal in die Luft aufsteigen«, vermutete Danilow sachlich.
    Ich schluckte und schaute mich in dem kleinen Cockpit um. Was auch immer geschehen war, zehn Flüge hatten wir zusammen gemacht … ich hatte mich an das Schiff gewöhnt …
    »Nimm’s nicht so schwer. Du bist lange genug mit einem

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