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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel
Autoren: Sergej Lukianenko
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Fernsehkamera heraus. Der Kameramann, mit einem Gurt gesichert, machte gierig seine Aufnahmen von dem Unfall.
    »Die sind von uns, vom Fernsehen in Chabarowsk …«, erklärte Kolja, während er mir die Tomate hinhielt. »Hier, für nach dem Wodka!«
    Es war mehr ein Reflex, als ich den Wodka trank und in die Tomate biss. Das Gemüse der Chinesen war gut und schmackhaft, der Wodka verbrannte mir aber fast den Hals, das reinste Kerosin.
    Kolja entspannte sich umgehend und zwinkerte mir zufrieden zu. »Wir sollten der Verkehrspolizei jetzt nicht in die Hände fallen!«, bemerkte er vertrauensselig. »Wenn bloß deine Leute schon da wären und uns hier wegbringen würden! Schließlich stecke ich voll im Stress und muss mich ausruhen!«
    Alles klar …
    »Mach dir um die Polizei keine Sorgen. Damit befasst sich der Föderale Sicherheitsdienst!«, beruhigte ich ihn.
    Der Hubschrauber kreiste immer noch über uns, machte aber nicht die geringsten Anstalten, tiefer zu gehen und uns Hilfe anzubieten. Wir spendierten uns ein weiteres Schlückchen, als unsere Retter kamen, zwei leichte Hubschrauber, mit einem orange und einem weißen Streifen, und ein Hubschrauber der Armee, ein Ka-72 mit Tarnanstrich. Die Reporter verdufteten prompt, als befürchteten sie, gleich unter Raketenbeschuss zu geraten. Der Armeehubschrauber zog über dem Hügel seine Kreise, während aus den beiden gelandeten Rettungshubschraubern Leute auf uns zuliefen. Ein paar Ärzte, zwei MPi-Schützen und Oberst Danilow höchstpersönlich. Ich stand auf, wimmelte die Herren Doktoren ab und rapportierte: »Ich melde eine erfolgreiche Notlandung. Keine Opfer, die Fracht ist unbeschädigt. Der Zustand des Schiffs ist zufriedenstellend …«
    Schweigend schloss mich Danilow in die Arme. Er war ein kräftiger, stämmiger Mann aus Sibirien, der mich um einen Kopf überragte.
    »Na, Pjotr, da hast du ja ganz schön was …«, brummte er. »Verdammt, aber du bist gelandet! Gelandet, gelandet!«
    »Also … es war ein Glück, dass der Bus aufgetaucht ist …«
    Als Danilow zum Ikarus rüberschielte, entglitten ihm die Gesichtszüge. »Wie viele?«, wiederholte er meine Frage.
    »Da waren Tomaten drin, Genosse Oberst. Es gibt keine Opfer.«
    »Petja, hol mich doch …« Ungläubig starrte Danilow auf das Tomatenpüree, das an den Scheiben klebte. »Das gibt neue Sterne auf den Schulterstücken …«
    Er hatte einen Arm nach wie vor um meine Schultern gelegt und drückte dem plötzlich ganz eingeschüchterten Fahrer die Hand. Anscheinend beeindruckte diesen die militärische Uniform weitaus stärker als mein Pilotenoverall.
    »Ich danke Ihnen.«
    »Nicht doch …« Der Fahrer machte mit beiden Händen eine abwehrende Geste. »Ich hab halt gesehen, dass da was angeflogen kommt! Direkt auf den Hügel zu. Pah, denke ich, zum Teufel mit ihnen, mit den Tomaten, meine ich, ein Mensch ist mehr wert! Hab den Stoßdämpfer gespielt … äh … also …«
    Er stockte verlegen. Kolja, Kolja!
    »Ich werde persönlich veranlassen, dass Sie für eine Auszeichnung vorgeschlagen werden«, versprach Danilow. »Für den Schaden kommen wir auf.«
    Der Fahrer strahlte.
    »Für euch gibt es hier nichts zu tun!«, wandte sich Danilow an die geduldig wartenden Ärzte. »Habt ihr gehört? Nichts!«
    Die Ärzte sahen nicht gerade so aus, als seien sie ob dieser Neuigkeit enttäuscht. Inzwischen schnappte sich der Oberst die Flasche vom Boden, nahm einen Schluck, verzog das Gesicht und erteilte Befehle. Fünf Minuten später entstiegen dem Armeehubschrauber drei weitere Soldaten, die etwas abseits ein Feldfunkgerät aufbauten.
    »Sammel deine Sachen ein.« Doch dann winkte Danilow ab. »Ach was, zum Teufel mit ihnen … Du hast hier nichts mehr verloren. Fliegen wir nach Hause.«
    Ich nickte und blickte noch einmal zurück zum Schiff. Was hatte ich schon für Sachen? Ein paar Souvenirs, frische Unterwäsche …
    Und einen Zähler!
    Das war wie ein Schlag gegen den Solarplexus.
    Als ob sich der Vorhang hob, der mein Bewusstsein abgeschirmt hatte.
    Der Zähler!
    Wir waren in den Bus geknallt, ich hatte mich durch die Schleuse gezwängt – während der Reptiloid noch mit dem Seil hantierte.
    Wo war er?
    »Alexander Olegowitsch …«, flüsterte ich. Danilow schaute mich stirnrunzelnd an. »Alexander Olegowitsch, da im Schiff …«
    Er packte mich am Arm und zog mich wortlos zum Schiff. Unter der offenen Luke stand bereits ein MPi-Schütze, reingeklettert war bisher jedoch noch niemand.
    »Weshalb
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