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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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jedoch noch nie gehört, dass die Cualcua sich über diese Rollenverteilung empörten. Übrigens: Wusste eigentlich ein durchschnittlicher Hyxoid oder Stäubler etwas von der Unzufriedenheit der Menschen?
    »Die Zähler sind also auf der Erde gelandet. Und sie haben nur ein Ziel: mich zu treffen.« Mein Großvater langte nach der Wodkaflasche und goss sich sein nächstes Glas selbst ein. »Sie haben alles verstanden … Sie konnten meine Texte analysieren. Sie wissen, dass ich in der Lage bin, ihnen zu helfen.«
    Also echt, mein Großvater wurde langsam alt … Worauf beruhte dieses Selbstbild? Schließlich stand nichts und niemand hinter ihm, abgesehen von ein paar wissenschaftlichen Zentren, die sich mit Fragen der extraterrestrischen Psychologie beschäftigten. Und abgesehen von einer fanatischen jungen Frau. Aber er kam nicht an Schiffe heran oder an …
    Halt! Ich kam an Schiffe ran!
    Mir war zumute, als hätte mich jemand mit kaltem Wasser Übergossen …
    »Und wenn der Zähler gelogen hat, Großpapa?«, fragte ich. »Wenn er nicht zu dir kommt?«
    »Er hat die Wahrheit gesagt!«, fuhr mich mein Großvater an.
    »Und wenn er unterwegs verreckt? Er muss das ganze Land durchqueren. Er ist fremd hier, hat nicht die leiseste Ahnung von den Bedingungen, ist allein auf einem feindlichen Planeten.«
    Mein Großvater senkte den Blick. »Er muss sich darauf vorbereitet haben«, knurrte er nach einer Weile. »Er war verpflichtet, sämtliche Faktoren zu berücksichtigen. Alle Rassen verfügen über Daten zu unserem Planeten. Das Prinzip der informativen Einseitigkeit des Konklave ist dir ja wohl bekannt, oder? Wir dürfen keine Informationen von älteren Rassen verlangen, müssen sie ihnen aber zur Verfügung stellen.«
    »Ich weiß, Großpapa. Aber niemand kann sämtliche Faktoren berücksichtigen.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn er sogar deinen Autobus mit den Tomaten einkalkuliert hat!«, brummte mein Großvater griesgrämig.
    »Fangt jetzt bloß keine Schlägerei an«, bemerkte Mascha, während sie sich Salat auftat.
    Darauf verstummten wir. Sie hatte ja recht …
    »Entschuldige, Großpapa«, sagte ich. Mit einem Mal wollte ich auch etwas Alkoholisches trinken. Natürlich keinen Wodka, aber in der Küche musste es Wein geben.
    »Du auch, Petja.« Mein Großvater rieb sich die Stirn. »Lass Tyrann rein, er winselt …«
    Ich ging in die Küche und holte die Flasche moldawischen Nigru de Purkai und einen Korkenzieher. Von der Vortreppe klang tatsächlich Hundegejaule herüber. Ob der Regen wieder eingesetzt hatte? Oder hielt der Hund es für seine Pflicht, an unserem Essen teilzunehmen?
    Mit der Flasche in der Hand schlenderte ich zur Tür, schaltete in der Diele das Licht an und schloss auf. Tyrann kam aufgeregt angelaufen.
    »Was machst du für einen Radau wie eine Ratte im Keller?«, fragte ich. »Wenn du wenigstens anständig kläffen würdest!« Aber kläffen konnte er nicht.
    Tyrann stolzierte mit dem Gebaren vollendeter Pflichterfüllung herein, den schlaffen Körper des Reptiloiden über den Fußboden schleifend. Seine starken Kiefer hielten den Hals des Zählers fest umschlossen. Der Hund ließ den Außerirdischen vor mir fallen und stupste mich mit der Schnauze ins Knie.
    Lobe mich, mein junger Herr …
    »Großpapa!«, schrie ich. »Großpapa!«

Zweiter Teil

Die Alari

Eins
     
    Er wog nicht mehr als ein kleines Kind, fünfundzwanzig, dreißig Kilo. Als ich Karel auf Sofa bettete, beschmierte ich das beigefarbene Velours mit Dreck. Anschließend richtete ich mich wieder auf.
    Sicherlich hatte der Zähler noch im letzten Moment versucht, sich zur Kugel einzurollen. Doch da war es schon zu spät gewesen. Tyrann stammte aus einem ruhmreichen Geschlecht, falls es denn in Hundekämpfen Ruhm gibt. Sein Vater war der berühmte Temirlan, der sich brüsten durfte, ohne jede Hilfe drei Bullterrier getötet zu haben.
    Der Reptiloid hatte gegen Tyrann keine Chancen gehabt.
    »Petja!« Mein Großvater legte mir eine zitternde Hand auf die Schulter. »Ihr müsst doch … ihr müsst doch Kurse in kosmischer Medizin gehabt haben!«
    Ich schüttelte bloß den Kopf. Gerade mal ein paar Brocken Wissen hatte man uns hingeworfen, darüber, wie man Aliens das Leben rettet, wenn der Zufall es einmal erlaubte, sich ihnen anzubiedern und diesen Dienst zu leisten. Wer wie atmete, bei wem man wie eine Blutung stoppte.
    Aber über Zähler wusste ich nichts, nicht mal, ob sie Blut hatten.
    Ich schaute zu Mascha hinüber. Sie

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