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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nicht darauf. Ihm ging es offenbar nur darum, den Reptiloiden nicht zu berühren.
    Sollte der Zähler das menschliche Bewusstsein tatsächlich beeinflussen können, war diese Vorsicht mehr als geboten. Im Nachhinein verstand ich auch, dass die idiotische durchsichtige Pelerine, die mein Großvater in seinem Zimmer getragen hatte, als Schutz gegen genau diese Form der Manipulation hatte dienen sollen. Vielleicht war das sogar gerechtfertigt – falls der Reptiloid nämlich die elektromagnetische Wechselwirkung benutzte. Aber was, wenn sie auf der Ebene irgendwelcher Mikroleptonen erfolgte? Oder auf der der Tachyonen?
    »Als Hausherr …« Mein Großvater lächelte den Zähler an, der daraufhin mühevoll die Zähne bleckte. »… möchte ich eine Reihe von Fragen stellen. Je nachdem, wie ehrlich und umfassend die Antworten ausfallen, werden sich unsere weiteren Beziehungen gestalten. Wenn ich dich drei Mal bei einer Abweichung von der Wahrheit ertappe, muss ich die Unterredung beenden.«
    »Gut«, stimmte Karel nach sekundenkurzem Zögern zu.
    »Wie bist du von Swobodny nach Moskau gekommen?«
    »Mit demselben Flugzeug wie Pjotr. Ich kann mich tarnen. Sind Details von Bedeutung?«
    »Hat dir jemand geholfen?«
    »Nein.«
    »In Ordnung, vertagen wir diesen Punkt auf später. Deine Aktion zum Vordringen auf die Erde ist von der Regierung eurer Rasse sanktioniert worden?«
    »Wir haben keine Regierung.«
    »Erste Warnung, Karel«, wies ihn mein Großvater zurecht. »Ihr müsst eine Struktur haben, welche die wichtigsten Entscheidungen koordiniert. Jemand muss euch im Konklave vertreten.«
    »Das Wesen, das die Entscheidungen im Konklave vorträgt, ist nur ein Vermittler. Wir diskutieren die wichtigsten Fragen mit der ganzen Rasse … mit den Vertretern, die sich auf dem Hauptplaneten befinden.«
    »Eine Abstimmung?«, fragte mein Großvater.
    »Nein. Wir gelangen zu einer gemeinsamen Gesamtwahrheit. Menschen und andere Rassen sind dazu nicht in der Lage, aber wir sind … besonders.«
    »Das glaube ich sofort. Hat die ganze Rasse deine Landung auf der Erde diskutiert?«
    Karel klappte mit den Kiefern. »Jetzt habe ich den Sinn der Ausgangsfrage verstanden. Nein. Die Aktion ist von einer beachtlichen Zahl von Individuen ausgearbeitet und umgesetzt worden. Es war jedoch keine gemeinsame Entscheidung aller. Wenn unser Plan scheitert, soll unsere Rasse noch Überlebenschancen haben.«
    »Sehr schön. Gilt das auch für die Alari und die Cualcua?«
    »Für die Alari wohl schon. Aber für die Cualcua …« Der Reptiloid streckte die Pfote aus und kratzte sich die fliehende Stirn, eine Geste, die bewusst menschlich wirken sollte. »Die Cualcua sind uns ein großes Rätsel. Ich weiß nicht, wie sie vorgegangen sind. Ich habe darüber keine Informationen.«
    Mein Großvater sah mich an. Sein Blick blieb leicht verwundert an dem erneut nachgefüllten Weinglas hängen. »Hast du das gehört, Petja?«, sagte er. »Alle Beteiligten haben ihre Entscheidung unter größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen!«
    »Und genau diese Harmonie wundert mich«, brummte ich. Ich nahm es den beiden ein wenig krumm, dass sie mich kurzerhand vom Gespräch ausgeschlossen hatten. Ich hatte meine Funktion als Fuhrmann erfüllt … ich hatte den Agenten der Zähler zu meinem Großvater gebracht … und war damit fast überflüssig geworden.
    Bis zum nächsten Mal?
    »Karel …« Mein Großvater klang jetzt sehr ernst. »Warum wurde von den Menschen auf der Erde ausgerechnet ich für einen Kontakt ausgesucht?«
    »Wir haben alle Vorträge, Artikel und Bücher der Menschen analysiert, die sich mit den Fragen der Kosmospolitik beschäftigen«, gab Karel bereitwillig Auskunft. »Angefangen von den uns bekannten Verrätern, die von den Starken Rassen gekauft wurden …«
    Die Offenheit ließ meinen Großvater sogar leicht erschaudern.
    »… bis hin zu den aggressivsten Chauvinisten.«
    »Ich brauche die Namen dieser Verräter!«, schrie mein Großvater.
    »Ich bin nicht berechtigt, sie herauszugeben«, konterte der Zähler wie aus der Pistole geschossen. »Wenn wir unseren Plan in die Tat umgesetzt haben, ist die Rasse der Zähler bereit, der Menschheit alle ihr vorliegenden Informationen zur Verfügung zu stellen. Darunter auch diese Namen. Aber erst danach .«
    Bei der Spannung, die jetzt im Zimmer hing, hätte ich nichts gegen eine Pelerine mit Erdung gehabt.
    »Danach …«, wiederholte mein Großvater gedankenverloren. »Gibt es Beweise für

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