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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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den Verrat?«
    »Ja.«
    »Und ihr habt keine Angst vor dem Zorn der Starken Rassen?«
    »Nach Durchführung unserer Mission werden weder die Zähler noch die Alari, die Cualcua oder die Menschheit Anlass haben, jemanden zu fürchten.«
    Mascha, die bisher schweigend hinter dem Stuhl meines Großvaters gestanden hatte, atmete geräuschvoll aus. Sie blickte mich mit leuchtenden Augen an.
    Daraufhin gab ich mir alle Mühe, Begeisterung vorzutäuschen.
    »Du hast meine Frage noch nicht abschließend beantwortet«, erinnerte mein Großvater den Zähler mit leicht veränderter Stimme.
    »Richtig. Nach der Analyse aller Informationen hielten wir Ihre Persönlichkeit für den geeigneten Kandidaten. Wir waren zu der Überzeugung gelangt, dass Sie bereits seit etlichen Erdjahren Pläne zur Befreiung der Menschheit ausarbeiten. Wir waren uns sicher, Sie könnten einen entscheidenden Beitrag zu unserer Sache leisten. Zum Beispiel für unseren Transport sorgen …«
    Mein Großvater wagte lange nicht, zu mir herüberzusehen.
    Schließlich drehte er sich aber doch um.
    »Eltern haben das Recht, die Entwicklung ihrer Kinder zu steuern …«, sagte ich. »Ist es nicht so, Großpapa? Also hast du doch dafür gesorgt, dass ich Kosmonaut werde?«
    »Ja«, hauchte mein Großvater. »Ja, Petja.«
    Ich nahm einen Schluck von dem herben Rotwein. »Ist schon in Ordnung, Großpapa«, sagte ich. »Du hattest ja wirklich das Recht … Vergessen wir das.«
    Wir sollten jetzt besser keinen Streit anfangen. Mein Großvater und ich gerieten ohnehin selten aneinander, und immer endeten unsere Auseinandersetzungen damit, dass ich mich entschuldigte. Vermutlich hatte er also recht gehabt.
    Und war ich denn unzufrieden mit meinem Schicksal? Mit den fremden Himmeln, der Ekstase des Jumps und sämtlichen Annehmlichkeiten der Erde?
    »Verzeih mir, Petja«, sagte mein Großvater trotzdem. Er sah den Zähler an, der neugierig diese Familienszene verfolgte, und fuhr fort: »Noch ein letzter Punkt, der wichtigste von allen-. Wie hast du den Jump überstanden?«
    Der Zähler hüllte sich in Schweigen.
    »Das ist die entscheidende Frage, mein teurer, geschuppter Gast. Du musst sie vorbehaltlos beantworten.«
    »Die Methode zur Vermeidung des Jump-Wahnsinns funktioniert nur bei uns Zählern.«
    »Zweite Verwarnung. Die Antwort ist unvollständig.«
    »Ich habe mich in einen Zustand der temporären Verrücktheit gebracht. Ich habe mein Bewusstsein paralysiert.«
    Ich hatte den Eindruck, mein Großvater setzte an, etwas einzuwenden. Vielleicht wollte er dem Zähler ja eine dritte und letzte Warnung erteilen. Doch Karel kam ihm zuvor.
    »Wie ich bereits Pjotr Chrumow erzählt habe«, fuhr der Zähler fort, »besitzen wir zwei Bewusstseinsebenen, eine externe und eine interne. Entscheidend ist das interne Bewusstsein. Dieses verarbeitet riesige Datenmengen. Es greift auf mathematische Logik zurück. Es hat seine Beschränkungen … zum Beispiel bei unlösbaren Gleichungen.«
    »Der Große Fermatsche Lehrsatz«, warf Mascha plötzlich ein.
    »Was?«
    »X n + Y n = Z n . Ist n größer als 2, gibt es keine Lösung im Bereich der positiven ganzen Zahlen.«
    »Ganz interessant«, meinte der Zähler. »Aber wieso sollte diese Gleichung unlösbar sein?«
    »Du kannst Fermats Letztes Theorem beweisen?«, fragte Mascha.
    »Nein. Beweisen kann ich es nicht. Es ist falsch. Ich kann eine Lösung im Bereich der ganzen positiven Zahlen nennen.«
    »Stopp!« Mein Großvater klatschte in die Hände. »Mit der Lösung klassischer Theoreme kannst du dich nachher befassen, Mascha!«
    »Aber das ist …« Soweit ich mich erinnerte, war es das erste Mal, dass Mascha es auf einen Streit mit meinem Großvater ankommen ließ.
    »Ich glaube nicht, dass dieses Theorem wichtiger ist als das Schicksal der Menschheit!«
    »Wie schade, dass Sie nicht über die Fähigkeit zum kollektiven Nachdenken verfügen«, bemerkte der Zähler mit einem lauten Seufzer. »Das würde unser Gespräch entschieden einfacher gestalten.«
    »Also, wie hast du es geschafft?«, bohrte mein Großvater erneut.
    »Ich habe dividiert.«
    »Was hast du dividiert?«
    »Es ist völlig unwesentlich, durch was genau ich dividiert habe …«, antwortete Karel lächelnd.
    »Er hat durch Null dividiert«, erklärte Mascha. »Stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Jeder simple Taschenrechner antwortet auf eine solche Teilung mit ERROR«, entgegnete mein Großvater.
    »Ich bin komplizierter als ein Taschenrechner«, hielt der Zähler mit

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