Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
eingetauscht. So kleiden sich Rentner, um eine Erhöhung ihrer Rente zu verlangen oder eine Renovierung ihrer Wohnung auf Kosten der Stadt. Fehlte nur noch ein Orden an der Brust … den mein Großvater allerdings nie erhalten hatte. Denn er war nie beim Militär gewesen. Hatte weder im Kaukasus gekämpft noch während der Krim-Krise.
    Ob er gerade deshalb bis heute so kämpferisch war?
    »Kinder …« Mein Großvater hüstelte, sah erst mich an, dann Mascha. »Jungs und Mädels … es war längst an der Zeit, dass ihr euch kennenlernt.« Was für ein interessanter Anfang.
    »Seit fünfundzwanzig Jahren warte ich nun auf den Tag, an dem die Menschheit diese Chance erhält«, fuhr mein Großvater fort. »Ein Vierteljahrhundert. Ein Drittel meines Lebens. Ich habe mich auf diesen Tag vorbereitet. Und vermutlich waren viele meiner Schritte nicht gerade ethisch … Aber sie waren nun einmal notwendig.«
    Er drehte das Schnapsglas in den Händen und schielte zu der Flasche Staraja stoliza rüber, dem besten Wodka Moskaus.
    »Heute ist unser Tag gekommen, das spüre ich. Der Tag der ganzen Menschheit. Selbst wenn sie nichts davon weiß … Petja!«
    Schweigend öffnete ich die Flasche, goss meinem Großvater ein volles Glas und mir selbst ein wenig ein. Fragend blickte ich Mascha an.
    Unter ihrem unerbittlichen Blick füllte ich das Glas bis zum Rand.
    »Auf uns … Abenteurer.« Mein Großvater stürzte sein Glas auf ex hinunter. »Wenn du keinen Wodka magst, Pjotr, dann nimm dir Mineralwasser.«
    Erleichtert goss ich den Inhalt meines Glases in das meines Großvaters und schenkte mir Selters ein.
    Mascha musterte mich mit kränkender Neugier. »Du schlägst wohl nie über die Stränge, was, Pjotr?«
    »Ist das etwa schlecht?«, antwortete ich mit einer Gegenfrage.
    »Es ist ein bisschen langweilig.«
    »Das ist mir noch nicht aufgefallen.«
    Die nächsten Minuten aßen wir schweigend unser Essen. Maschas Koteletts schmeckten hervorragend. Ich entspannte mich sogar ein wenig. Vielleicht liefen sämtliche Geschäftsverhandlungen ja auf ein paar patriotische Trinksprüche hinaus …
    »Die einzige Chance der Menschheit, eine akzeptable Position in der Galaxis einzunehmen, besteht darin, unersetzlich zu werden«, erklärte mein Großvater unvermittelt.
    »Aber wir sind doch schon unersetzlich«, wandte ich ein.
    »Wir haben die schnellsten Schiffe … das stimmt. Und weiter? Wir sind nützlich, Petja. Du darfst Nützlichkeit jedoch nicht mit Unersetzlichkeit verwechseln. Ein Vierteljahrhundert habe ich gewartet. Gehofft und auf eine Situation gewartet, in der die Menschheit etwas tun kann, das sich andere Rassen nicht einmal vorzustellen vermögen …«
    Mein Großvater stieß mit Mascha an, die beiden tranken auf ex. Das Gesicht unserer Besucherin blieb reglos. Offensichtlich wusste sie, wovon mein Großvater sprach. Mich kränkte das ein wenig.
    »Ich habe gehofft, dass drei relative junge Rassen, die sich genau wie wir nicht frei entfalten können, ebenfalls darauf warten«, fuhr mein Großvater fort. Seine Augen glänzten zart. »Die Alari, die Zähler und die Cualcua. Kämpfer, Mathematiker und Chamäleons.«
    »Wer?«
    »Du weißt, dass die Rasse der Cualcua kein beständiges Äußeres hat?«
    Ich zuckte mit den Achseln. Klar, in den Filmen, die ich gesehen hatte, sahen die Cualcua jedes Mal anders aus.
    »Es sind symbiotische Lebewesen aus Protoplasma, die kein Innen- und kein Außenskelett haben und zwischen einem halben Kilo und zwei Zentnern wiegen.« Mein Großvater lachte lautlos. »Sie sind unverzichtbar für Montagearbeiten und Reparaturen, denn sie können in jede Spalte hineinkriechen und gelangen noch in das winzigste Arbeitsmodul. Oder in einen Raketensprengkopf. Was glaubst du, Petja, gefällt ihnen diese Rolle?«
    »Wir wissen nichts über ihre Psychologie, Großpapa. Nicht einmal du weißt etwas darüber.«
    »Humbug! Der Überlebenswunsch, der Selbsterhaltungsinstinkt – das sind Konstanten. Rassen, die sich nicht um ihr Überleben scheren, gibt es nicht! Aber das Leben der Cualcua ist heutzutage keinen Pfifferling wert. Wer kriecht denn in einen Reaktor, der in Betrieb ist? Die Cualcua. Wer bringt eine Erkundungssonde auf einen Planeten, ohne die Möglichkeit der Rückkehr zu haben? Natürlich die Cualcua. Wer richtet einen Torpedo auf sein Ziel aus? Jene kleinen genügsamen und intelligenten Lebewesen … die Cualcua eben.«
    Klar, das war eine Schweinerei. Die mir nicht unbekannt war. Ich hatte

Weitere Kostenlose Bücher