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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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schliefen in ihren Datschen, ihre energischen Kinder spielten wie wild Poker. Die ehemalige Hauptstadt sammelte Kräfte für den neuen Arbeitstag. Im Sternenstädtchen brachte die Nachtschicht im Kontrollzentrum die heimkehrenden Schiffe runter auf die Erde. Das riesige Land hielt die Produktion am Laufen und nietete Trägerraketen zusammen, betrachtete gierig den außerirdischen Plunder und fing Spatzen, die die Aliens so liebten. Der winzige Planet Erde schwebte auf seiner Bahn, um die Erde herum spannte sich der Himmel – und die Menschen schauten voller Draufgängertum, Angst und Hoffnung zu diesem Himmel hinauf.
    Und niemand scherte sich darum, dass man mich gerade gebeten hatte, die Menschheit zu retten – und damit meine eigenen Prinzipien zu verraten.
    »Wir brauchen die Buran, Großpapa. Anscheinend nimmt man mich in die Mannschaft auf. Aber ich weiß nicht, wie ich die anderen Mitglieder der Besatzung ausschalten soll.«
    »Komm mit«, sagte mein Großvater.
    »Wohin?«
    »In mein Zimmer. Wir rufen Danilow an. Er müsste gestern Abend angekommen sein.«

Zwei
     
    Als mein Großvater nach dem Telefon langte, bat ich ihn ein letztes Mal: »Bitte, das ist doch nicht nötig.«
    »Ich weiß ja, es ist noch früh …«, brummte mein Großvater. »… vier Uhr erst … aber egal … Danilow sollte das gewöhnt sein. Er ist schließlich ein Militärflieger.«
    Aus dem Lautsprecher ertönten lange Signaltöne. Vermutlich hatte Danilow das Telefon über Nacht abgestellt. Mich freute das, aber mein Großvater drückte melancholisch die Tasten. Drei, sieben, null. Offenbar kannte er den Dringlichkeitscode von Danilows Apparat.
    »Hallo!«, meldete sich jemand. Mein Großvater ließ den Lautsprecher eingeschaltet, so dass ich notgedrungen das ganze Gespräch mitbekam. Danilows Stimme klang fest und munter. Ob er gar nicht geschlafen hatte?
    »Vielen Dank für den Fisch«, sagte mein Großvater.
    »Freut mich, dass er Ihnen geschmeckt hat«, erwiderte Danilow nach einer sekundenkurzen Pause.
    »Schau doch mal vorbei … irgendwann.«
    Mein Großvater legte auf und lächelte mich an.
    »Und dafür war es nötig, Alexander Olegowitsch mitten in der Nacht zu wecken?«
    »In dreißig Minuten, einer Stunde ist er da«, teilte mir mein Großvater mit. »Der Code war ›Schau doch mal vorbei ›Irgendwann‹, das hätte ich mir auch sparen können.«
    Aufgeregt rutschte ich auf dem alten Stuhl, der mich schon als Kind getragen hatte, hin und her. »Könntest du auch den Präsidenten direkt anrufen, Großpapa?«
    »Den Präsidenten nicht. Den Berater für nationale Sicherheit, den ja. Aber den brauchen wir nicht. Der ist durch sein Amt verdorben.«
    Natürlich wusste ich, dass mein Großvater einen riesigen Bekanntenkreis hatte. Dass er jedoch auf dermaßen vertrautem Fuße mit ihnen stand …
    »Woher kennst du Danilow?«
    »Ich habe im neunten Jahr der Kommission zum Austausch von Kriegsgefangenen angehört. Alexander sollte erschossen werden, weil er den Hetman Masepa abgefackelt hatte, einen fast fertiggestellten Flugzeugträger, der in der Nikolajew-Werft lag. Kurz danach kriegte Alexander selbst eine Rakete ins Triebwerk. Also … wir haben es geschafft, den Jungen auszutauschen.« Mein Großvater kicherte unvermittelt los. »Wir konnten ihn austauschen … denn in der Ukraine gab es zu der Zeit ein enormes Treibstoffdefizit. Zwei Güterzüge mit Erdölprodukten gegen einen Kriegsverbrecher.«
    Das erklärte einiges. In den wahnsinnigen Zeiten der Krim-Krise – an den Jump war damals nicht einmal zu denken, und die Menschen zogen es vor, ihre Nachbarn zu hassen, nicht die Aliens – war ich fünf Jahre alt. Ich erinnere mich an kaum noch etwas aus dieser Zeit. In der Schule lernten wir bereits anhand von Karten, welche die Krim als unabhängigen Staat auswiesen, und nur mein Großvater ließ ab und zu eine Bemerkung der Art fallen, die Unabhängigkeit der Krim sei die einzige Alternative zu einem russisch-ukrainischen Krieg gewesen.
    »Danach haben wir uns noch ein paar Mal getroffen«, fuhr mein Großvater gedankenverloren fort. »Als wir die Priester zu den Hyxoiden entsandt haben. Danilow arbeitete damals noch nicht bei der Transaero, sondern gehörte dem Roskosmos an. Er hat besonders wichtige Fracht befördert. Und dann kamen die Kosmonauten in ihren Soutanen ins Sternenstädtchen …«
    Diese Geschichte kannte ich. Vor zehn Jahren hatten sich verschiedene Kirchen – die Katholische, die Evangelische und die

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