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Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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ihn wohl paralysiert, oder?«, konterte ich. Mascha sagte kein Wort. »Und anschließend hätte der Zähler das Gedächtnis des Kindes bereinigt, oder etwa nicht?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an!« Die Frau hielt mich immer noch gepackt. Ja, sie richtete sogar die Pistole auf mich. »Du hast alles aufs Spiel gesetzt! Andrej Valentinowitsch …«
    Etwas in mir drin erzitterte und zerbrach. Ich umfasste ihr Handgelenk, verdrehte es und zwang sie damit, die Pistole zu senken. Karel kraxelte daraufhin das Geländer hoch, wortlos und den Blick fest auf mich gerichtet.
    Einen Moment lang leistete Mascha Widerstand, dann gab sie auf.
    »Und ob mich das etwas angeht!«, knurrte ich, wobei ich ihre Hände zusammenpresste. »Das ist mein Haus. Der Junge ist mein Freund. Andrej Valentinowitsch ist mein Großvater.«
    »Du störst …«, setzte Mascha an. Dann erstickte ihre Stimme, als hielte ich sie nicht bei den Händen gepackt, sondern umklammerte ihre Kehle. »Du machst alles kaputt …«
    »Soll ich’s endgültig kaputt machen?« Ich lächelte. »Indem ich verlange, dass du auf der Erde bleibst?«
    Sie ließ die Arme hängen.
    »Entschuldige.« Mascha sagte das gar zu schnell. »Ich habe um den Erfolg gefürchtet …«
    Ich ließ sie los und ging hoch in den ersten Stock. Karel sah mir mit funkelnden Augen nach. Mascha stand da und massierte sich die Hände.
    Was ging hier bloß vor?! War mein Haus denn etwa nicht mehr mein Haus? Spielten wir jetzt alle Verschwörer? Die Frau sollte man zum Psychoanalytiker schicken -nicht ins All!
    Ich weiß nicht, ob mein Großvater unser Wortgefecht mitangehört hatte oder nicht. Seine Tür stand jedenfalls halb offen. Insofern durfte ich es wohl annehmen. Aber eingemischt hatte er sich nicht.
    Der große Chauvinist saß auf dem Fußboden und blätterte in Photoalben. Dicke Familienalben, Dinger von der Art, die jeden Gast in Angst und Schrecken versetzen. Mein Großvater als kleiner Junge, an der Uni, während des Praktikums in den USA, mit meiner Großmutter … Sie war schon lange von uns gegangen … Mein Großvater mit meinem Vater. Mein Vater bei der Armee. Mit meiner Mutter … und mit mir in der Entstehungsphase … Ich, nackt auf einer Decke …
    Warum nahm er sich jetzt diese alten Photos vor?
    Sobald ich das Zimmer betrat, klappte er das Album abrupt zu.
    »Gab’s Probleme?«
    »Nein. Ich bin in die Mannschaft der Wolchw aufgenommen, der Start ist für übermorgen angesetzt … Hast du den Hund gesehen?«
    »Ja. Mascha hat Tyrann ins Tierheim gebracht.«
    »Was?«, schrie ich entsetzt.
    »Mascha. Hat. Den. Hund. Ins. Tierheim. Gebracht.«
    Schnaufend erhob sich mein Großvater.
    »Petja, das Haus wird leer sein. In achtundvierzig Stunden wird man es versiegeln und in sämtlichen Unterlagen herumwühlen. Ich will nicht, dass sie den Hund abknallen, weil er unseren Plunder verteidigt. Mascha hat für seine Unterbringung im Tierheim für zwei Jahre im Voraus bezahlt. Wir holen ihn, sobald wir zurück sind. Hoffe ich jedenfalls.«
    Wie immer hatte mein Großvater recht. Aber …
    »Warum hast du nicht vorher mit mir darüber gesprochen? Ich hätte mich gern von ihm verabschiedet!«
    »Man darf kein Stück seiner Seele zurücklassen, Petja. Auf überflüssige Abschiedszeremonien muss man verzichten.«
    »Sie sind nicht überflüssig …« Tränen schössen mir in die Augen. Wie leicht sich das sagt: Lass nichts zurück … Dabei würde ich alles zurücklassen: die Erde, Russland, mein Zuhause … und den klugen Bengel Aljoschka, für den ich nichts weiter war als eine Quelle von Andenken. Noch nie war ich irgendwohin aufgebrochen und hatte so klar gewusst, dass die Gefahr bestand, nicht zurückzukehren. Selbst vor dem ersten Trainingsflug ins All hatte ich nicht solche Panik gehabt wie jetzt …
    »Dem Hund wird es da gut gehen, Pjotr. Glaubst du etwa, ich würde mir keine Sorgen machen?«
    Ich zwang mich, den Kopf zu schütteln.
    »Das Haus wird durchsucht werden«, fuhr mein Großvater fort. »Ich habe bereits alle Papierdokumente verbrannt und die Dateien im Rechner gelöscht. Mach das bei deinem Computer auch … falls du da persönliche Sachen abgespeichert hast. Und formatiere sämtliche Festplatten, am besten mehrmals.«
    Sein Laptop war in der Tat angeschlossen, der Bildschirm jedoch dunkel bis auf ein paar Zeilen aus dem BIOS. Im Kamin lag eine große Menge leichter, weißlicher Asche.
    »In Ordnung, Großpapa.«
    »Und nimm diese Alben«, bat mein Großvater

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