Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenspiel

Sternenspiel

Titel: Sternenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
versprach ich. Sobald ich am Eingang meine Papiere vorzeigte, ließ man mich ohne Probleme durch.
    In dem kleinen Vorraum war es laut und verraucht. Das Zentrum der Gesellschaft bildete Danilow. Er flegelte sich auf einem kleinen Sofa, um ihn herum drängten sich die Frauen vom Bodenpersonal, bereits in Mänteln und Jacken – sie hatten bestimmt in der letzten Schicht gearbeitet, waren aber jetzt noch geblieben, um den Geschichtchen des allgemeinen Lieblings zu lauschen –, dazu ein paar Flieger, die ich nicht kannte. Fast alle qualmten, die Piloten und Danilow tranken Bier.
    »Und dann wabert so ein Stäubler auf mich zu«, fuhr Danilow mit seiner Erzählung fort, »und fängt an, sich um meine Beine zu winden. Ich habe mich allen Ernstes gefragt, wie ich zu dieser Ehre kam. Dann will ich ihn mit dem Schuh wegkicken …«
    Diejenigen, die eine mehr oder wenige zutreffende Vorstellung von einem Stäubler hatten, lachten.
    »Aber der ringelt sich einfach um meinen Fuß! Das war’s dann wohl, denke ich mir, mein Bein kann ich vergessen …«
    In dem Moment bemerkte Danilow mich und unterbrach seine Erzählung.
    »Petja! Na, dann können wir ja gehen!«
    »Bis zum Flug sind es aber noch zwanzig Minuten«, brachte eine der Frauen bittend hervor. »Alexander Olegowitsch, wie war das denn nun …?«
    »Dreck!«, trumpfte Danilow auf. »Ich hatte Dreck an den Schuhen! Erinnert ihr euch noch an die Rillen in der Sohle? Der Stäubler hat den ungewöhnlichen Mineralbestand gespürt und ist ganz aus dem Häuschen geraten! Ein neues Rohstoffvorkommen!«
    Unter dem Gelächter bebten die Wände.
    Danilow war nicht bloß ein Possenreißer – nein, die Leute liebten ihn dafür, dass er in seinen Erzählungen die Aliens stets als die reinsten Idioten darstellte! Früher hatten in der russischen Folklore die Stelle der Idioten die Amerikaner, Franzosen und Deutschen eingenommen. Heute waren es die Aliens. »Kommen ein Mensch, ein Hyxoid und ein Daenlo auf einen unbewohnten Planeten …«
    Ob das auf den Einfluss meines Großvaters zurückging, oder ob Danilow von Natur aus so war?
    Oder sollte ich vielleicht die alte Version bemühen, wonach alle Witze über überalterte kommunistische Herrscher – später über russische Neureiche und noch später über die Generäle und Minister aus der Junta Schipunows – von Mitarbeitern der Geheimdienste verfasst und in Umlauf gebracht worden waren? Wenn man die Menschen nicht dazu zwingen kann, die heimlichen Herrscher einer Gesellschaft zu lieben, dann muss man den Leuten erlauben, diese Herrscher auszulachen. Das kanalisiert ihren Hass und verwandelt ihn in Ironie. In dummes, kraftloses und selbstzufriedenes Gelächter. Die kleinen und klugen Völker haben das übrigens schon lange verstanden – und erlauben es, dass über sie gelacht wird. Unsere Machthaber, die im Grunde nur Söldner der Außerirdischen sind, stehen heute vor der Aufgabe, die Antipathien gegenüber den Aliens abzubauen.
    »Wenn ich euch Petja vorstellen darf. Pjotr Chrumow. Der Schrecken aller chinesischen Bauern!«, palaverte Danilow inzwischen weiter, wobei er mir den Arm um die Schultern gelegt hatte. Alle lachten, aber Danilow selbst wurde mit einem Mal ernst. »Das ist der Mann, der einzige Mensch auf der Welt, der in der Lage ist, ein Raumschiff auf einer Straße zu landen. Ich mache keinen Witz. Ich würde das nicht schaffen.«
    Alle Augen richteten sich auf mich.
    »Schon bald wird sein Name in aller Munde sein«, fuhr Danilow fort. »Auf dem ganzen Planeten! Ihr solltet euch gleich ein Autogramm geben lassen.«
    Mir jagten seine Worte ja schon einen Schauder über den Rücken. Mascha aber hätten – bei ihrer Übervorsicht – garantiert die Haare zu Berge gestanden! Dabei sah niemand etwas Verdächtiges in Danilows Worten. Ich schüttelte den Piloten die Hand, hörte mir Komplimente von den Frauen an und folgte Danilow den Gang hinunter. Selbstverständlich brauchten wir nicht einzuchecken. Zusammen mit den Piloten, die die Maschine nach Chabarowsk bringen würden, fuhren wir im Auto zur Boeing. Wir nahmen in der ersten Klasse Platz. Die Stewardessen förderten kleine Fläschchen mit französischem Wein zutage. Ohne viel Federlesens öffnete Danilow eins und goss sich ein Glas ein.
    »Na, Petja, sei kein Frosch!«
    Ich schenkte mir eine winzige Menge ein. Wir stießen an.
    »Auf unser Glück!«, prostete mir Danilow zu. »Wir können wirklich welches brauchen!«
    Tagsüber hatte ich Danilow im

Weitere Kostenlose Bücher