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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dass sie es waren, die den Schneeelfen ihre Macht verliehen. Ohne zu zögern folgte Finlan den dreien, huschte von Schatten zu Schatten, bis die Elfen an der Höhlenwand stehen blieben.
    Der alte Elf setzte sich auf einen Felsen. “Gib mir die Tangra, Sunuîn”, sagte er.
    Der Elf, der ihn gestützt hatte, schüttelt e nachdenklich den Kopf. “Seid ihr sicher, dass ihr heute Nacht dazu bereit seid?”
    Der alte Elf lachte. “Es kommt nicht darauf an, ob ich bereit bin. Wenn wir die Geister nicht binden, wird sich der Berg zurücknehmen, was wir ihm genommen haben. Die Burg muss wachsen oder sie wird untergehen. Es ist wie ein Fluch, aber nachdem wir damit begonnen haben, können wir nicht mehr aufhören. Es ist höchste Zeit. Der Berg ist unruhig. Es muss heute Nacht sein.”
    Die beiden jüngeren Elfen zogen sich etwas zurück, wäh-rend der alte zu spielen begann.
         Finlan hatte kaum ein paar Augenblicke zugehört, als sie zu weinen begann. Was sie hörte, war mehr als Musik. Es war das, wonach sie sich gesehnt hatte, ohne es zu wissen, ohne es auch nur für möglich zu halten, und doch im Her-zen ahnend, dass es das geben müsse. Was sie hörte, war die Essenz von Musik, weder komplex noch gefällig, das, wonach alle Musiker suchten, während nur wenige es fan-den. Sie presste die Hand an den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Mühsam bezwang sie ihre Ergriffenheit und versuchte, nur noch über das Gehör zu existieren, alles aufzunehmen und die Gefühle auszuschalten. Schließlich wurde sie ruhiger, sah mit neutralem Erstaunen, wie flim-mernde Erscheinungen aus der Felswand auftauchten. Sie waren von unbestimmter Form, veränderten ständig ihre Größe, wuchsen dabei fast ins Riesenhafte und bewegten sich offensichtlich im Rhythmus der Tangramusik. Sie tan-zen, dachte Finlan. Die Geister tanzen.
    Nach und nach nahmen sie vage die Gestalt von Menschen oder Elfen an und fingen an, die Felswand mit ihren Hän -den zu formen. Gestein wurde zusammengedrückt, sodass Hohlräume entstanden. Das, was übrig blieb, wurde wie eine Skulptur bearbeitet, bis ein Turm entstand, wie jene anderen Türme in der Burg, mit der Spitze am Dach der Höhle verankert.
         Die Melodie änderte sich. Die Bewegungen der Geister wurden langsamer. Ihre Formen lösten sich auf und ver-schwanden wie Nebel im Fels der Höhlenwand. Der alte Meister hörte auf zu spielen und sackte zusammen. Der Elf namens Sunuîn nahm ihm das Instrument ab, der andere trug ihn auf den Armen zurück durch die Gassen in den vorderen Bereich der Burg.
         Finlan starrte auf den Turm, den die Geister erschaffen hatten. Es war keine Sage. Die Tangrameister der Schnee-elfen beherrschten die Elementargeister. So hatten sie die Burg gebaut. Und Finlan hatte einen von ihnen spielen hören! Sie hatte sich alles ohne Schwierigkeiten gemerkt. Die Melodien. Die Skalen. Sie hatte ein gutes Gedächtnis dafür. Sie hatte es geschafft. Sie hatte gestohlen, was sie stehlen sollte. Trotzdem empfand sie Wehmut. Es war nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen, aber nun besaß sie es. Konnte damit machen, was sie wollte.
         Sie schlich durch die Gassen zurück. Niemand durfte sie jetzt entdecken. Die Elfen würden sie töten, wenn sie merkten, dass sie eine Diebin war. Sie musste unbemerkt in ihr Zimmer zurückgelangen.
     
         Stimmen. Ein Stück voraus. Finlan drückte sich in den Schatten eines Turmes. Elfen kamen durch die Gassen gelaufen.
    “Wir müssen sie finden!”, rief einer. “Wenn sie heute Nacht im inneren Bereich war, darf sie nicht entkommen!”
    Plötzlich erschien die Burg nicht mehr so unbelebt wie zu-vor. Überall auf den Gassen waren Laufschritte zu hören. Rufe wurden laut. Die Elfen kämmten die Burg durch. Fin-lan fluchte leise. Sie hatten ihre Abwesenheit vom Haus be-merkt.
    Vielleicht hatte sie durch ihre Fragen Verdacht erregt, oder es wurden alle Gäste schärfer überwacht, als sie ange -nommen hatte. Sie musste so schnell wie möglich die Burg verlassen.
    Finlan blieb in Bewegung, änderte die Richtung, wenn sie Stimmen oder Schritte hörte. Sie war dankbar für ihren dunklen Mantel, der den Spatz für die Schwäne unsichtbar machte. Wo war die verdammte Burgmauer? Weite Plätze. Finlan rannte an ihren Rändern entlang. Schmerzen der Angst zogen durch ihren Leib. Noch mehr Gassen. Stim -men. Schritte. Wo kamen sie alle her auf einmal? Plätze. Gassen. Dann die Mauer.
         Finlan blieb stehen. Atmete durch.

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