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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Tangra?”
    “Und?”, fragte Finlan ärgerlich. “Macht es einen Unter-schied, dass ich eine Frau bin?”
    Dem Vorurteil, eine Frau könne die Tangra niemals so gut spielen wie ein Mann, begegnete sie oft. Bislang hatte sie es durch ihr Spi el jedem, der es vorbrachte, widerlegen kön-nen.
         Die Klappe schloss sich, und gleich darauf wurde das Tor geöffnet. Finlan trat ein und stand dem hoch ge-wachsenen, in einen weißen Mantel gehüllten Schneeelfen gegenüber.
    “Zeige dein Instrument”, sagte er. “Sonst musst du wieder gehen.”
    Finlan wickelte ihre Tangra aus.
    Der Elf nickte. “Komm mit.”
     
    Sie entfernten sich von der Burgmauer. Weit über ihren Köpfen befand sich das Felsendach der riesigen Berghöhle. Dort, wo sich Türme und Pfeiler mit ihm vereinigten, flo -gen Schwärme von Krähen in einem dünnen Nebel umher. Finlan wurde schwindlig. Sie stolperte.
    Der Elf lachte hochmütig. “Elfenwerk ist den Augen der Menschen nicht angenehm. Schau einfach auf deine Füße.”
    Finlan schwieg verdrossen, vermied aber den Blick nach oben und schaute sich um.
         Die Burg war eher eine Stadt. Eine Stadt mit hohen, meist runden Gebäuden. Kunstvolle Reliefs, Darstellungen von Kristallen verschiedenster Art, wechselten ab mit lan-gen, von Gittern aus Tannenholz bedeckten Fenstern. Treppen führten zu Sockeln hinauf, auf denen sich schma-le, spitze Türme erhoben, deren Zweck sich Finlan nicht erschließen wollte. Manche von ihnen waren kaum breiter als ein Menschenleib. Sie wirkten wie Verzierungen. Verzie-rungen einer leeren Stadt, die selber nur eine Verzierung des Berges zu sein schien.
         Finlan staunte. Wieviel Zeit mochte es gekostet haben, dies alles zu erschaffen? Und wozu? In den Gassen zwi-schen den Gebäuden waren kaum Elfen zu sehen. Viele Häuser standen offensichtlich leer. Finlan hörte den Wind durch die Fenstergitter pfeifen. Es klang melodisch, aber es war eine einsame Melodie. Wo waren die Massen von El-fen, die notwendig waren, um dies alles zu erbauen? Viel-leicht waren die Schneeelfen ein sterbendes Volk, dessen Überreste diese Geisterstadt bewachten. Oder sie hatten wirklich die Macht über die Elemente, die man ihnen nach-sagte. Finlan schauderte. Erst jetzt ging ihr auf, was ihre Auftraggeber von ihr erwarteten. Sie sollte etwas stehlen, das, wenn es wirklich existierte, Berge aushöhlen und for-men konnte wie Sand unter den Händen eines spielenden Kindes. Verstohlen schaute sie zurück. Das Tor war ge-schlossen. Sie hatte keine Wahl, musste ihre Rolle spielen und sehen, wohin sie das brachte.
         Hier und da waren auf Plateaus Gärten angelegt. Breite, tiefe Becken, gefüllt mit schwarzer Erde, in denen Pflanzen und  Bäume wuchsen. Überall gab es kleinere Türme, deren leuchtende Spitzen ein seltsames helles Licht verbreiteten, sodass die ganze Burg wie in hellem Tageslicht dalag.
         Finlan und ihr Führer überquerten weite, leere Plätze, bis sie schließlich eines der runden Gebäude betraten. In einer Halle, die vom gleichen Licht erhellt wurde wie die ganze Burg, ließ der Elf Finlan stehen und entfernte sich über eine Treppe zu einem höheren Stockwerk. Bald darauf kehrte er zurück, zusammen mit einem anderen Elfen, der ihm ähnelte. Die hohen, schlanken Gestalten, die Gesich-ter, die weder alt noch jung waren, und die langen weißen Haare schüchterten Finlan ein. Sie wusste, es gab hübschere Mädchen als sie, aber auch hässlichere. Hier jedoch kam sie sich mit ihren braunen Haaren, den etwas zu eckigen Ge-sichtszügen und der zierlichen Gestalt vor, wie ein unan-sehnlicher Spatz unter Schwänen.
         Der zweite Elf schickte den anderen fort und kam auf Finlan zu.
    “Du spielst die Tangra?”, fragte er.
    Finlan nickte.
    “Mein Name ist Amaruîn. Komm mit.”
    Er führte sie ins erste Stockwerk und in einen kleineren Raum. Kissen und Decken waren überall auf dem Felsbo-den verstreut. Mehrere Tangras standen in silbernen Hal-terungen an den Wänden. Der Elf setzte sich und lud Fin-lan ein, es ihm nachzutun.
    “Möchtest du mir auf deinem eigenen Instrument etwas vorspielen?”
    Finlan nickte wieder und wickelte ihre Tangra aus den Lederhüllen.
    “Bei welchem Meister hast du gelernt?”
    “Beim Meister von Toin.”
    Amaruîn lächelte nachsichtig. “Nicht der Bedeutendste aller Meister unter den Menschen.”
    Finlan musste ihm Recht geben. Fünf Jahre hatte sie bei ihrem Meister gelernt, aber schon nach einem gemerkt,

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