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Sternenstaub (German Edition)

Sternenstaub (German Edition)

Titel: Sternenstaub (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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nun lag sie vor ihr: die Felsenburg der Schneeelfen.
    Hineingeschlagen in den Abhang des höchsten der Krähen -berge, dessen Gipfel, weit über Finlan, von grauen Wolken verdeckt war, aus denen es unablässig schneite.
     
         Die Burg erschien ihr wie ein Wunder. Weder Mensch noch Elf konnten in der Lage gewesen sein, dieses Werk zu schaffen. Mitten im steilen Abhang über der Schlucht er-streckte sie sich in einem gigantischen horizontalen Spalt, der tief in den Berg hinein zu führen schien. Hinter den schneebedeckten Mauern am vorderen Rand waren Türme, Dächer und abermals Türme zu sehen, deren Spitzen an die obere Grenze des Spalts stießen oder sogar in den Felsen übergingen, wie riesige Stützpfeiler. Die Burg war eine Stadt im Berg. Nur Zauberei konnte sie erschaffen haben.
    Finlan schaute wieder hinab in die Schlucht. Die Kristalle der Schneeflocken stachen ihr ins Gesicht. Vergeblich zog sie ihre Kapuze weiter herunter. Der scharfe Wind schien von allen Seiten zu kommen und machte das Atmen müh -sam.
     
         Es ging tief hinab. Der Grund der bewaldeten Schlucht war vom Nebel verborgen. Von der Klippe, auf der Finlan stand, führte eine dünne Felsenbrücke hinüber zum Tor der Burg. Es schien nicht ratsam, sich ihr in diesem Sturm anzuvertrauen, aber Finlan hatte keine Wahl. Vorsichtig be-trat sie die Brücke und mied den Blick in den Abgrund. Sie dachte an ihre Tangra. Das Instrument hing ihr, gut ver-packt in weiches Leder, über dem Rücken. Es sollte ihr Eintritt in die Burg verschaffen. Sie war eine Pilgerin, auf der Suche nach Vervollkommnung in der Kunst des Tan-graspielens. Das sollten die Schneeelfen jedenfalls glauben, und Finlan hatte Grund zu der Hoffnung, dass sie es tun würden.
         Die Burg war nicht leicht zu finden gewesen. Wenige kannten ihre Lage und ließen sich ihr Wissen teuer bezah-len. Aber Finlans Auftraggeber hatten sie großzügig mit Goldstücken ausgestattet. Und wesentlich mehr in Aussicht gestellt, wenn sie beschaffen konnte, wonach es die Kriegs-herren im Süden verlangte, dort, wo ein nicht enden wol-lender Streit zwischen den Reichen herrschte und die Fürs-ten ständig auf der Suche nach dem entscheidenden Vorteil waren, der zum Sieg über die anderen führen sollte.
         Von der Zaubermacht der Schneeelfen im äußersten Norden hatten viele gehört. Finlan war sicher, dass sie nicht die Einzige war, die man losgeschickt hatte, um etwas zu beschaffen, das vielleicht nur eine Sage war. Aber anders als viele andere Musiker war sie zäh und immer auf der Wan-derschaft - das sichere Leben an den Höfen war ihr lang-weilig - und sie hatte einen gewissen Ruf als Tangraspie-lerin. Als die Abgesandten eines der Kriegsherren sie aufge-stöbert hatten, um ihr ein Angebot zu machen, hatte sie nicht lange überlegt. Es war nicht das Gold, das den Ausschlag gegeben hatte - obwohl es sehr viel Gold war -, vielmehr hatte sie die Aussicht verlockt, die Musik der Schneeelfen zu hören. Man sagte, kein Mensch beherrsche die Kunst des Tangraspielens wie ein Schneeelf und Finlan war neugierig, ob es stimmte. Sie hielt es für Angeberei. Sie war eine gute Spielerin, eine der besten, wie sie meinte, und glaubte nicht an die Überlegenheit der Elfen.
     
         Der nasse Schnee machte die Steinbrücke rutschig. Sie war nicht mehr als drei Schritte breit, hatte kein Geländer und erfüllte ihren Zweck, Besucher oder gar Feinde zu entmutigen, aufs Vorzüglichste. Mehrmals, wenn sie das Nahen heftiger Böen spürte, ging Finlan auf die Knie und schob sich langsam, mit zusammengebissenen Zähnen, vo-ran. Es erschien ihr wie eine Ewigkeit, bis sie das Tor in der Burgmauer erreichte. Die Brücke endete direkt vor der mächtigen Tür aus Tannenholz, an der ein großer silberner Ring hing. Mit einiger Anstrengung hob Finlan ihn an und ließ ihn los. Der dumpfe Klang des Aufpralls schien vom Wind verschluckt zu werden, doch nach einer Weile öffnete sich eine Klappe in der Tür. Ein längliches Gesicht schaute heraus, umgeben von schneeweißem Haar.
    “Was willst du?”, fragte der Schneeelf in der Sprache der Nordmenschen.
    “Einmal hören, was zu hören ist”, sagte Finlan. Es war die Formel, von der sie wusste, dass sie den Pilgern, die einmal im Leben hören wollten, was ein wahrer Meister auf der Tangra vollbrachte,  Einlass verschaffte.
    Die schräg stehenden, eisblauen Augen des Elfs funkelten belustigt. “Du bist eine Frau und spielst die

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