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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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Greisenhaupt gewesen, dessen lüsterne Vorstellung ihnen damals diesen besonders wohlgewachsenen Himmlischen Diener eingebrockt hatte. Nun, diese Gefahr bestand nicht mehr, Meister Tulpenmohn lebte sowieso jenseits jeglicher fleischlicher Gelüste. Er hatte stets die Verantwortung für eine Frau abgelehnt, weil er bei seinem nur noch kurzen Leben das Werben um eine Frau für vergeudete Zeit hielt. Und Musa? Musa dachte zwar nicht gerade an Frauen – aber er hasste Schweine! Wildschweine, Hausschweine, Warzenschweine, Stachelschweine – einfach jegliche Erscheinung eines lebendigen Schweines war ihm zuwider.
    »MUSA! DENK AN EIN SCHWEIN!«, befahl sein Meister in höchster Konzentration. Es war sicherlich gut nachzuvollziehen , welchen Konflikt das in Musa auslöste. Natürlich wusste er, um was es ging. Es konnten schlimme Dinge passieren, wenn die beiden Spruchwirker nicht an dieselbe Manifestierung des Himmlischen Dieners dachten. Ein Hund wäre in Ordnung gewesen, nur Musa hasste Schweine!
     
    Mit einem ohrenbetäubenden Knall zerriss es die Dunkelheit und Musa befand sich erneut in der Nachmittagssonne auf der Wiese neben dem großen Stein. Erschrocken rappelte er sich auf und sah sich um.
    »Meister Tulpenmohn! Geht es Euch gut?«, fragte er besorgt und eilte zu seinem Lehrherrn. Auch ohne zu wissen, was vorgefallen war, ahnte er Schlimmes. Das Herrschaftsband hatte Musa immer noch in der Hand, nur darin befand sich kein Schwein. Noch nicht einmal ein Kleines.
    »Die Welt geht unter!«, rief Tulpenmohn panisch und begann sofort, sich mit den Händen ein Erdloch zu graben. Musa fiel ein Stein vom Herzen, er dachte schon, seinem Meister wäre etwas zugestoßen.
    »Orakel?«, fragte Musa.
    Stille.
    Eine ziemlich unangenehme Lautlosigkeit, die zudem noch länger andauerte. Verdammt , er war Spruchwirker! Er würde mit der Situation umgehen können. Dafür war er ausgebildet worden! Nur, Musa wusste nicht, was er tun sollte. Meister Tulpenmohn hatte sich binnen kürzester Zeit eingegraben und war nicht mehr ansprechbar. Und das Orakel? Das schwieg beharrlich. Nicht, dass dem ehrwürdigen Orakel von Granadilla etwas zugestoßen war, noch so ein Malheur wie mit der grünen Meisterrobe würde sich Musa nicht leisten können. Hilflos lehnte er sich gegen den Obelisken, der bei der ersten Berührung krachend umkippte und in tausend Splitter zerfiel.
    »Verdamm mich!« Und dabei sollte der Obelisk angeblich bereits seit Jahrhunderten den Elementen getrotzt haben. Und ausgerechnet an diesem Tag fiel das Mistding auseinander?
    Nachdem sich der Staub gelegt hatte, seinen Meister hatte übrigens auch der krachende Lärm nicht aus seinem Erdloch heraus bewegen können, verblieb an der Stelle, an der eben noch der Stein gestanden hatte, ein schwarzes Loch. Zwei Meter tief und einen Meter breit, es sah aus wie eine Tür. Nur, Musa verspürte keine Neugierde einzutreten. Er wollte nur weglaufen und sich bei seinem Kirschbaum verstecken. Bloß, die von der Innung würden dumme Fragen stellen. Viele dumme Fragen, die er nicht beantworten könnte. Und dann würde alles noch schlimmer werden.
    »Ist da jemand?«, rief Musa vorsichtig in das dunkle Loch. Es antwortete niemand. »Orakel?«
    Helden waren dämlich, da war sich Musa sicher und schritt durch das schwarze Loch. Er befand sich auf einer Treppe, die weiter nach unten führte. Bereits nach kurzer Zeit stand er in einem großen Gewölbe, das ähnlich wie Tante Lobelies Schweinegatter roch, nur größer und dunkler war.
    »Orakel?«, fragte Musa erneut, nun erheblich leiser, ihm war die Situation nicht geheuer. Überall begann es leise zu zischen und zu knurren. Wo war Musa nur hingeraten? Das konnte doch nicht die Wohnung eines weißen Drachengeistes sein, bei aller Toleranz, der hätte hier auch mal aufräumen können.
    »Musa, rette mich!«, rief ein junges Mädchen, das genauso aussah wie Vicia von Lerchensporn. Nur, Musas große Liebe saß in einem aus geschmiedeten Eisenstangen geformten Käfig.
    »Oh ... Vicia?«, fragte Musa erstaunt, die Prinzessin hätte er an diesem Ort am allerwenigsten erwartet.
    »Mein Liebster. Rette mich und ich werde dich heiraten«, säuselte Vicia verführerisch.
    Nun, Musa war faul, arbeitsscheu und verfressen – aber er war nicht völlig behämmert. Vicia kannte ihn nicht und jetzt wollte sie ihn heiraten? Das war auch ihm suspekt, schließlich gehörte es zu seinem Plan, sie zu erobern.
    »Nein ... Musa, sie lügt. Nimm mich, ich bin

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