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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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bleibt mir keine Zeit. Aber wir werden uns wiedersehen! Der Drachengeist gehört mir! Und du wirst ihn für mich aufbewahren!«, rief Picea lautstark, »Deshalb wirst du leben!«, bevor ihre dämonische Schweinegestalt durch die Feuersbrunst zerrissen und gegrillt wurde. Musa und das bewusstlose Orakel hingegen überstanden das Inferno in einem weißen Lichtkegel.
     
    »Picea hat Musa gerettet?«, fragte seine Enkeltochter voller Unverständnis.
    »Ja. Seltsam, oder? Aber wenn man darüber nachdenkt, einfach zu erklären. Picea hatte Musa getäuscht, er hatte den angeschlagenen Drachengeist für sie weiter geschwächt und sie dadurch befreit.«
    »Aber Picea wollte sich doch sicherlich an dem weißen Drachengeist rächen, oder nicht?«
    »Allerdings. Nur nicht töten. Was so oder so nicht möglich war. Wenn Picea Musa nicht vor der Explosion beschützt hätte, hätte sie nie mehr die Gelegenheit bekommen, nach der Macht des weißen Drachengeistes zu greifen.«
     
    Dämonen waren ebenfalls nicht einfach zu töten. Eigentlich überhaupt nicht. Weswegen es natürlich auch Picea überstand, die sich mit ihrer neu gewonnenen Freiheit zuerst wieder einen Körper beschaffen wollte. Angeblich soll sie sich einer blonden Maid bemächtigt haben, die nahe der Grenze ehrgeizige Spruchwirker mit frischem hyazinthischen Rauschpfeffer versorgte. Was für kompromittierte Spruchwirker ärgerlicherweise leider keine Verbesserung der Qualität des wertvollen Krautes mit sich brachte und nur die Verfügbarkeit vorteilhaft gelegener Baugrundstücke ansteigen ließ.
    Musa hatte derweil andere Probleme. Und die in großer Anzahl und recht dämonischer Natur. Sein grandioser Buchwurf hatte das gesamte Dämonengefängnis in die Luft gejagt, worauf die ehemaligen Insassen allesamt schnurstracks die Flucht ergriffen. Was Begonien die größte Dämonenplage der neueren Zeitrechnung bescheren sollte.
     
    »Warum haben die Dämonen Musa nicht angriffen?«, fragte sein Enkelsohn.
    »Versucht haben sie es. Nur Piceas Schutzzauber schützte Musa und den bewusstlosen Drachengeist auch gegen diese Attacken. Nicht, dass ihr glaubt, dass Dämonen sich untereinander mögen ... die meisten hassten sich bis aufs Blut. Die gute Picea gönnte anderen nicht den Staub unter den Fingernägeln und dürfte deswegen die Einzige gewesen sein, die diesen Schutz zu durchbrechen in der Lage war.«
     
    Erst als die gesamte Dämonenbrut davongerauscht war, kam Musa zur Ruhe. Ihm ging es gut und der weiße Drachengeist schien nicht weiter zu Schaden gekommen zu sein. Dummerweise war er immer noch bewusstlos, weswegen Musa noch weniger wusste, was er tun sollte. Irgendwie hatte Musa die Beschwörung des Himmlischen Dieners völlig verbockt, wobei er das Herrschaftsband noch in der Hosentasche hatte. Nur, wen sollte er damit beherrschen? Ob das Ding auch bei seiner Tante funktionieren würde? Nein, er hatte andere Sorgen.
    Die Heimstätte des Orakels von Granadilla war inzwischen nur noch eine Ruine. Alles lag in Trümmern, Musa ging durch die zerstörten Gefängniskorridore und dachte nach: gegen diesen Schlamassel war die Geschichte mit der grünen Meisterrobe eine Lachnummer. Die Dämonen waren alle weg, nur er und ein handgroßer weißer Drachengeist verblieben noch.
    »VERDAMMT!«, brüllte er sich die Wut aus dem Leib und warf das Herrschaftsband auf den Boden. Seltsamerweise blieb das blöde Ding nicht liegen. Was eigentlich auch nicht stimmte, es kam noch nicht einmal am Boden an. Es flog auf einer merkwürdigen Linie tiefer in die Korridore hinein. Musa musste hinterher, das Halsband wollte er nicht auch noch verlieren. Also rannte er immer weiter und tiefer in dieses Labyrinth hinein. Den bewusstlosen weißen Drachengeist hatte er in seine Hosentasche gesteckt. Nach zwei Treppen, einigen Korridoren und zahllosen dunklen Gängen, die allesamt mit zerstörten und leeren Dämonengefängnissen gesäumt waren, war Musa am Ende. Es stank jämmerlich.
    Aber das Herrschaftshalsband hatte jemanden gefunden. Was für eine bemitleidenswerte Kreatur - das war wirklich die hinterste Ecke dieses Dämonenknastes. Musa konnte sich kaum vorstellen, welche Schuld jemand auf sich geladen haben musste, um eine derartige Existenz in Finsternis, Kälte und erbärmlicher Gesellschaft verbringen zu müssen.
    »Bist du der Himmlische Diener?«, fragte er unsicher. Nein, das war kaum vorstellbar. Vor ihm lag ein kleiner dicker Hund mit schwarzem Fell, der auch mühelos als Jungschwein

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