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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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in Schrittgeschwindigkeit auf Piceas Gefängnis zu, um sich dort lautlos aufzulösen.
    »Orakel?« Musa stupste den Drachengeist vorsichtig an, doch dieser bewegte sich nicht. Es war an der Zeit , sich etwas einfallen zu lassen. Das mächtigste Wesen ihrer Zeit wirkte mehr als hilflos.
    »Wenn du ihn mir gibst, kann ich dir helfen. Ich kenne die richtigen Worte.« Picea, der Dämon, der zuerst wie Vicia ausgesehen hatte, glich jetzt Meister Bittermandel.
    »Bestimmt.« Musa gefiel es gar nicht, dass der Dämon seine Gedanken lesen konnte. Mit dem weißen Drachengeist in der Hand ging er zum goldenen Buch und fing an zu blättern.
    »MUSA RÜBENKERBEL! LOS! LASS MICH SOFORT FREI!«, befahl ihm Picea nun in der Gestalt Tante Lobelies. Musa lächelte, seine Tante in einem Käfig, die hätte er noch nicht einmal herausgelassen, wenn sie leibhaftig in einem solchen Verschlag hocken würde.
    »Ach Picea, gib es auf. Ich falle nicht auf deine müden Tricks herein.«
    Picea lachte. »Diese herrlichen Gedanken. In dir würde ich gerne tagelang weiterlesen, aber es wird Zeit zu gehen.«
    »Ich werde dich aber nicht freilassen.«
    »Das hast du schon.« Picea lachte zufrieden. Dieser Stimmungswandel war alles andere als beruhigend, hatte Musa einen Fehler gemacht? Leidvoll sah er daher, wie Piceas Käfig zu Staub zerfiel und der befreite Dämon in der Gestalt Meister Tulpenmohns auf ihn zukam.
    »Jetzt gib ihn mir schon. Sein verdammter Körper gehört mir! Nur mir!« Picea klang wie sein Meister, der nur niemals so gesprochen hätte. »Dann lasse ich dir vielleicht dein kümmerliches Leben.«
    »Nein! Das werde ich nicht tun!« Musas Gedanken rasten, wie von Sinnen suchte er im goldenen Buch eine passende Redewendung, um sich zu verteidigen.
    »Aber Musa, das lernen Spruchwirker doch bereits im ersten Jahr – man darf das Orakel nicht berühren – weil sonst schlimme Dinge passieren können.«
    Das war Musas Fehler gewesen, er hielt das Orakel immer noch in der Hand. Durch seine Berührung wurde der Bannzauber gebrochen, der Picea bereits seit vermutlich ewig langer Zeit gefangen gehalten hatte. Sollte er deswegen das Orakel ausliefern? Würde der Dämon ihn dann verschonen? Eher nicht. Musa würde kämpfen, nur er hatte nicht die geringste Ahnung, wie. Auf eine Situation wie diese hatte ihn niemand vorbereitet.
    »Ich rufe die altehrwürdigen Ahnen von Granadilla! Im Namen des weißen Drachengeistes ... steht mir bei ... steht mir bei, diesem Dämon die Stirn zu bieten!«, rief Musa verzweifelt.
    »Hört sich gut an. Nur bringt es dir nichts. Du bist allein. Und wirst es bleiben! Gib mir jetzt diese kleine Kröte!«, herrschte ihn Picea an und wuchs auf ein über drei Meter großes hyazinthisches Kampfschwein an.
    »ICH HASSE SCHWEINE!«, brüllte Musa und schleuderte ihr das goldene Buch entgegen. Nicht, dass er sich davon irgendetwas versprochen hätte, es war gerade nur nichts anderes zur Hand. Und das Orakel würde er in diesem Augenblick bestimmt nicht aus der Hand geben.
    »Du hast keine Ahnung, was du getan hast«, rief Picea und zog den Kopf ein. Das goldene Buch flog wie an einer Schnur gezogen über sie hinweg. Es bewegte sich derart langsam, dass es sogar Musa hätte wieder einfangen können, was er leider nicht tat . Und was in diesem Moment eine ziemlich gute Idee gewesen wäre. Nur, wie Picea bereits richtig erkannt hatte, Musa hatte keine Ahnung, was er tat.
     
    »Saß Musa jetzt in der Scheiße?«, fragte sein Enkelsohn sichtlich amüsiert.
    »Oh ja. Und wie. Das Buch zu werfen , war ein großer Fehler. Nur, ohne diesen Fehltritt wären sich Musa und Cardamine niemals begegnet.«
     
    Na ja, dass so ein goldenes Buch eines weißen Drachengeistes kein normales Buch war, dürfte nachvollziehbar sein. Besonders wenn sich sein Herr gerade in der Horizontalen befand, um vielleicht noch daraus resultierendes Unheil in letzter Sekunde abzuwenden. Also zog das goldene Buch weiter seine Bahn, der überraschend geschickte Rückhandwurf bugsierte das Schmuckstück geradewegs gegen die gegenüberliegende Wand. Musa war starr vor Schreck, dass er seine Fehler meist schnell als solche erkannte, machte es nicht besser. Als ob sich die Zeit verlangsamte, das Goldene Buch schlug ein wie eine Bombe. Das gesamte Gewölbe begann in Zeitlupe zu explodieren. Die Feuerwand bewegte sich unaufhaltsam auf ihn zu, während es an den Seiten und Tiefen der Korridore unzählige weitere Detonationen gab.
    »Musa Rübenkerbel! Leider

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