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Sternenstaub im Kirschbaum

Sternenstaub im Kirschbaum

Titel: Sternenstaub im Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thariot
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könnte. Ein Gedanke, der ihm auch jetzt wieder in den Sinn kam. Die Anzahl der Kirschkuchen, die er bereits annektieren musste, war verdammt groß. Eine Menge, für die seine mathematischen Fähigkeiten nicht genügten, die aber sein Restgewissen als gefährlich hoch einstufte. Hoffentlich würde das Orakel seinen unglaublichen Hunger als Entschuldigung gelten lassen. Für den konnte er schließlich nichts - wenn Tante Lobelie ihn immer Tag und Nacht arbeiten ließ.
    »Gib t es keine Wachen?«, fragte Musa, der sich diesen berühmten Platz anders vorgestellt hatte. Das Ganze war nur eine rundum von Bäumen umgebende Wiese, in deren Mitte ein großer Stein lag. Der noch nicht einmal sonderlich spektakulär aussah. Also beinahe langweilig, da hätte sogar sein Kirschbaum in Rosenheide mehr hergemacht und an dem er sich zudem gerade eindeutig lieber befunden hätte. Er schluckte betroffen. Auch wenn noch keine Bedrohung zu sehen war, hatte er Angst. Hoffentlich würde dieser abenteuerliche Ausflug gut ausgehen.
    »Das ist nicht notwendig.« Sein Meister lächelte ihn gutgelaunt an.
    »Und was machen wir jetzt? Müssen wir keine Beschwörung in die Wege leiten?«
    »Wir warten. Wir warten einfach, bis das Orakel mit uns sprechen möchte. Du hättest das Buch lesen sollen.«
    »Das Buch?«
    »Das über Granadilla, das ich dir vor einiger Zeit zum Lernen gegeben habe.«
    »Ja, Meister.« Das hätte Musa besser. Wenn nur die Ferkel nicht immer so ungeduldig gewesen wären. Die konnten es auch nicht abwarten, regelmäßig waren die Kleinen beim Füttern aus dem Gatter abgehauen. Und was hatten die dann gemacht? Die hatten nichts Besseres zu tun, als die Holzbeine der Schränke anzufressen. Weswegen Musa das Buch über das Orakel von Granadilla und andere wertvolle Stücke Bildungsliteratur als Unterlage für den Saatgutschrank hatte nehmen müssen. Zum Glück mochten Ferkel keine magischen Schulbücher.
    Aber warten konnte Musa besser als kaum ein anderer. Er legte sich auf die Wiese und wollte die Nachmittagssonne genießen – nur dazu kam es nicht mehr – es wurde einfach dunkel. Mitten am Tag wurde es Nacht.
    »Oh ... Meister Tulpenmohn ... schön Sie wiederzusehen. Gibt es wieder schlimme Botschaften aus Ihrem Erdloch?«, fragte das Orakel mit väterlicher Stimme und einem seltsam gelangweilten Unterton. Musa konnte niemanden sehen, der diese Worte sprach. Das Orakel hielt sich im Hintergrund.
    An dieser Stelle war es hilfreich zu verstehen, dass Meister Tulpenmohn nicht nur bereits mit dem Orakel gesprochen hatte, sondern sich eigentlich jede Woche das aktuell drohende Armageddon bestätigen lassen wollte. Und stets erst wieder beruhigt nach Hause kam, nachdem ihm das Orakel hoch und heilig versprochen hatte, dass die Welt in den nächsten Tagen nicht untergehen würde.
    »Es ist viel schlimmer als sonst!«, erklärte Meister Tulpenmohn und legte seine gesamte Autorität in die Worte.
    »Sicherlich.« Die Stimme in der Dunkelheit stockte kurz. »Aber ich sehe, Ihr seid nicht allein. Ich freue mich, Euren Lehrling kennenlernen zu dürfen.«
    Musa fiel sein Herz in die Hose. Gleich würde er fällig sein. Angsterfüllt schloss er seine Augen. Wobei es gerade ohnehin so dunkel wie in einem Bärenarsch war. Jedenfalls stellte er sich selbigen so vor.
    »Mein Lehrling, Musa Rübenkerbel. Musa, das ehrwürdige Orakel von Granadilla.«
    »Ähm ...« Musa brachte kein Wort heraus. Vor allem weil er wissen wollte, wie das Orakel aussah.
    »Musa Rübenkerbel ... ein kraftvolles junges Herz ... mit gewissen Vorlieben. Aber wer hat die nicht. Ich freue mich, Euch kennenzulernen.«
    Musa war erleichtert, mit der liberalen Einstellung des Orakels konnte man arbeiten.
     
    »Aber Musa hatte doch gelogen!«, klagte seine Enkeltochter gnadenlos an.
    »Aber sein Herz war nicht böse.«
    » Ich bin auch nicht böse. Darf ich auch lügen?«
    »Nein, darfst du nicht. Aber das ist etwas völlig anderes.«
     
    »Meister Bittermandel schickt mich. Das Königreich befindet sich in großer Not. Wir brauchen Euren guten Rat«, warf Meister Tulpenmohn ein. Scheinbar hatte er keinen Moment daran gezweifelt, dass Musa diese äußerst wichtige Prüfung bestehen würde.
    »Oh ... Meister Bittermandel hat mich schon lange nicht mehr gesehen. Früher hat er mich öfters besucht. Aber bitte berichtet mir, was vorgefallen ist?«
    »Seid Ihr der weiße Drachengeist?«, platzte Musa heraus. Diese Frage lag ihm bereits seit Jahren quer. Und niemand

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