Sternenstaub im Kirschbaum
neuen Schwager unter vier Augen sprechen.«
»Natürlich mein Prinz«, antwortete Dosts Regisseur höflich und machte sich sofort auf den Weg.
»Der kommt nie«, mäkelte Cardamine, die die ganze Zeit an Musas Seite war. Beide warteten bereits einige Zeit auf Malus von Steppenkirsche.
»Natürlich wird er das. Es geht um Vicia, die wunderbare Vicia, jeder Mann würde alles für sie tun«, sagte Musa aus voller Überzeugung, während er sich die Bühne genauer ansah. Eine beeindruckende Technik , befand er und fuhr mit dem Bühnenaufzug unter die Bühne und wieder herauf. Den Arbeitern hatte er eine Pause gegönnt, für seinen Plan konnte er keine Zuschauer gebrauchen.
»Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte«, rief Malus atemlos. Es war um die Mittagszeit. Der Prinz aus Hyazinth kam freudestrahlend auf ihn zu. Seine großen Augen konnten gar nicht genug bekommen. Von der Kulisse und von Musas Erscheinung als Dost. »Ich liebe Theater! Und ich werde keine Vorstellung versäumen!«
»Ähm ... ja.« Musa schluckte, dass sich auch Malus in dieser deutlichen Weise für kreischende Hupfdohlen begeisterte , überraschte ihn. »Da wir doch bald Brüder sind, möchte ich ...«
»Oh, wie gerne würde ich einmal selbst auf der Bühne stehen«, unterbrach ihn Malus ungestüm und nahm überwältigt seine Hand. »Wisst Ihr, ich singe heimlich. Und ich glaube, inzwischen auch gar nicht mal schlecht.«
»Ich habe Euch wegen meiner Schwester rufen lassen.« Musa durfte das Gespräch nicht aus den Händen gleiten lassen. Malus' Gesangskünste interessierten ihn nicht die Spur, es ging um Vicia, seine große Liebe, die wunderbarste Frau der Welt, für die jeder Mann in Begonien sicherlich ohne zu zögern die rechte Hand gegeben hätte.
»Ach so. Vicia. Ja, ja ... ich werde sie gut behandeln. Es wird ihr an nichts fehlen. Wir werden sicherlich glücklich werden und viele Kinder bekommen«, erklärte Malus, als ob er über eine Stute sprechen würde, die sich er auf einem Pferdemarkt hatte aufschwatzen lassen. »Darf ich bei der Premiere an Eurer Seite sitzen?«
»Das lässt sich sicherlich einrichten.« In diesem Moment wurde Musa einiges klar. Malus von Steppenkirsche liebte viele Dinge. Einige davon sogar leidenschaftlich. Nur , Vicia gehörte nicht dazu.
»Oh, das ist fein.« Er klatschte vor überschäumender Freude die Hände zusammen.
»Bitte, ich möchte Euch noch etwas Besonderes zeigen.« Allerdings würde sich Musa von Malus' Befindlichkeiten nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen.
»Eine Überraschung? Von Euch, für mich? Ich liebe Überraschungen!«, feixte Malus erregt wie ein kleiner Junge kurz vor dem Neujahrsfest , während Musa ihm kurzerhand eine Augenbinde anlegte.
»Ihr müsst aber ganz leise sein. Wartet einfach, bis ich Euch wieder hole. Es wird ein wenig dauern, aber die Überraschung werdet Ihr nie vergessen!«, sagte Musa und verfrachtete den emotional aufgebrachten Bräutigam in eine mannshohe Holzkiste, die er mit dem Bühnenaufzug sofort in der Versenkung verschwinden ließ.
»Was für ein unglaublicher Idiot!« Das Urteil seiner Enkeltochter über Malus von Steppenkirsche fiel erwartungsgemäß vernichtend aus.
»Jeder Mensch hat andere Talente.«
»Das sagtest du bereits.«
»Unbeschreiblich.« Cardamine schüttelte nur den Kopf, Musas Plan war vom Anfang bis zum Ende eine bodenlose Frechheit. Aber Malus von Steppenkirsche hatte er für die nächsten Stunden aus dem Weg geräumt.
»Dafür gilt unser Dank dem Charme des Prinzen Dost-Escariol von Lerchensporn. Der gute Malus war ja ganz vernarrt in ihn«, sagte Musa abgebrüht und ging einen Schritt zurück. Der große Bühnenvorhang verbarg nun seine Anwesenheit. Was auch gut war, da der echte Dost-Escariol mit zwei Bühnenbauern durch den Mittelgang im Zuschauersaal auf die Bühne zukam. Musas Finger kribbelten, es war Zeit zu gehen.
»Sehr lange hält der Zauber aber nicht.« Musa hatte die Gestalt des Prinzen wieder abgelegt und ging mit Cardamine an der Seite und dem Orakel von Granadilla in der Tasche zum Palast der Fürstenfamilie. Die Sonne schien, es war ein wunderschöner Sommertag.
»Sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte.«
»Das hast du.«
»Und?«
»Es ist mir egal.« Musa war sich seiner Sache sicher. Das Treffen mit Malus von Steppenkirsche hatte ihn bestärkt, er würde Vicia vor der Sklaverei der Ehe bewahren. Zumindest mit dieser Pfeife aus Hyazinth.
»Die werden dich
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