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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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also war das Zimmer verdunkelt gewesen. »Und? Hat ihn das überzeugt?«, hakte ich nach, weil Finn nicht weitersprach.
    Finn nickte. »Er wird die anderen Schulen informieren.«
    Iason schwieg noch immer.
    Warum freute sich denn bloß keiner? Nicht mal Erleichterung war zu spüren. Unsicher wandte ich mich ihm wieder zu. »Das ist doch gut.«
    »Nichts ist gut«, zischte er mich an. »Verdammt! Ich war gezwungen, meine Binde vor Baum abzulegen.« Mit diesen Worten ließ er Finn und mich stehen. Er hastete auf den Ausgang zu, stieß mit voller Wucht die Tür auf und verschwand.
    »Ich wollte es selbst tun«, sagte Finn, »aber du kennst ihn ja.«
    Verzweifelt blickten wir Iason nach.
    »Entschuldige, Mia, ich muss …«
    »Lass mich«, hielt ich Finn zurück und eilte Iason hinterher.
    In einem abgelegenen Winkel des Schulgeländes fand ich ihn. Er trat gegen eine Mülltonne. »Verdammt«, rief er und dann etwas auf Loduunisch. Der Drahtkorb klapperte und riss aus der Verankerung. Ich schluckte die aufkommenden Tränen herunter und lief zu ihm hin.
    Vorsichtig griff ich nach seiner Hand. Sie war zum ersten Mal kalt. »Komm«, sagte ich leise.
     
    Ich wusste, meine Mutter war im Atelier. Bei mir zu Hause machte ich uns lauwarmen Tee und füllte zwei Schüsseln mit verschiedenen Eissorten. Iason sollte sich aussuchen, was ihm jetzt guttat. Mit beidem ließ ich mich neben ihm auf meinem Bett nieder. Das Eis war es. Dem Widerspruch zum Trotz wurden seine Hände etwas wärmer davon.
    »Es tut mir leid«, waren seine ersten Worte.
    »Warum entschuldigst du dich bei mir?«
    »Vorhin, da …« Er sah aus dem Fenster. »Ich kam mir so ausgeliefert vor, so gedemütigt. Ich wollte nur noch allein sein.« Er massierte sich die Stirn. »Beinahe hätte ich dich von mir gestoßen. Es tut mir leid«, sagte er noch einmal.
    »Da gibt es nichts, was dir leidtun müsste. Außerdem hast du es ja nicht getan.«
    »Nein«, flüsterte er kaum hörbar.
    Ich wartete einen Augenblick.
    »Möchtest du noch immer allein sein?«
    Das Rollo war zum Schutz gegen die Mittagshitze halb heruntergelassen. Einzelne Strahlen schoben sich durch seine Ritzen, erstreckten sich über den grauen Teppich bis zum Bett und schimmerten zwischen uns wie eine weiche Barriere.
    Er legte den Arm um meine Schultern und zog mich an sich. Ich streichelte sein Gesicht.
    »Ich fühle mich so nackt«, gestand er.
    »Auf mich wirkst du vollkommen angezogen.«
    Er sah mich an, als wüsste er nicht, was er von dieser Bemerkung halten sollte.
    Ich rührte in meinem Eis herum und vermischte es. Rührte und vermischte, und rührte …
    »Was du da machst, sieht eklig aus«, bemerkte er.
    »Aber genau das ist es. Es gibt Vanille, Erdbeere und Schoko, doch vermischt schmecken sie am besten.« Ich steckte ihm einen Löffel davon in den Mund.
    Er ließ es eine Weile auf der Zunge zergehen. »Stimmt«, sagte er dann.
    »Siehst du.«
    Ich bekam ein kurzes schwaches Lächeln.
    »Willst du noch mal?«
    Er brauchte eine Weile, dann nahm er sich mit dem eigenen Löffel etwas aus meiner Schüssel.
    Beide bewegten wir die Eismatsche auf unseren Zungen. Als Iason runtergeschluckt hatte, kam er noch einmal mit seinem Löffel. Eigen zog ich meine Schüssel weg. »Hey, iss mir nicht alles weg. Du hast selber welches.«
    »Geizkragen.«
    Ich schenkte ihm eine entschuldigende Miene. »Es geht um Eis.«
    Iason nahm seine eigene Portion und rührte sie um.
    Neidisch erkannte ich, dass er noch viel mehr als ich hatte.
    Vorsichtig näherte ich mich mit dem Löffel seiner Schüssel.
    Er merkte es und zog sie fort. Ich schluckte und zeigte ihm mit treuem Dackelblick den kläglichen Rest in meiner. Er überlegte. Wehmütig sah er auf sein Eis. Blaues Strahlen färbte die Pampe lila, bis er sie mir hinhielt.
    Erst wollte ich mich darüber hermachen. Aber weil ich ihn so sehr liebte, hielt ich inne und wir teilten.
    »Erinnerst du dich noch an unser erstes Mal am Meer?«, fragte ich schließlich.
    Seine Augen schimmerten. »Wie könnte ich das vergessen.«
    »Weißt du auch noch, was du damals zu mir gesagt hast?«, arbeitete ich mich vor.
    Er überlegte, dann schwante ihm augenscheinlich, worauf ich hinauswollte. »Du meinst diese loduunische Weisheit?«
    Ich nickte.
    Er schwieg.
    »Sag sie«, forderte ich ihn auf.
    Es kam nichts.
    Behutsam klapste ich ihn auf den Bauch. »Sag schon.«
    Iason brummte und wand sich.
    »Ich ess dir sonst auch noch den Rest weg«, drohte ich.
    Er guckte finster. »Das

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