Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
gesucht und ich habe ’ne Wohnung gesucht. Wir sind enge Freunde, ergo haben wir eine WG gegründet.« Sie drehte sich zu dem ominösen Tannenbaum, aus dem jetzt zwei Hände herauskamen, die sich unsicher nach vorn streckten. »Stell ihn nicht so nah an den Tisch, Frank, ich hasse Weihnachtskugeln im Müsli.«
    »Aber im Wohnzimmer haben wir Falco nicht genügend im Blick, und Plastiknadeln sind bestimmt nicht gesund für Hunde.«
    »Hunde?«, fragte ich, und da sprach Lena wieder in die Kamera.
    »Ja, stell dir vor, seit dem Kuppelausbau dürfen wir endlich Haustiere halten.« Sie streckte die geballte Faust in die Luft. »Die Erde ist wieder auf dem Vormarsch, Babe. Apropos Vormarsch, hast du schon die Frequenz des neuen Radiosenders auf diesem Kommunikationsdingsda eingestellt?«
    »Bin gerade eben dabei. Mit dem Empfang hakt es hier manchmal noch etwas. – Ah, jetzt klappt’s.« Ich drückte auf Speichern und programmierte den Lautstärkeregler so, dass er sich zu Beginn der Sendung automatisch hochdrehen würde.
    Lena blickte auf die Uhr ihres Displays und rieb sich dabei gespannt die Hände. »Noch zehn Minuten bis zum Startschuss.«
    Auch ich war total aufgeregt. Der brandneue Sender TWoR war der erste, der auf der Erde UND auf Loduun ausgestrahlt wurde. Heute würden sie dort mit der Serie »Zeitzeugen« starten. Im Auftakt ging es um die Ereignisse, die sich während des Bombardements in Kraterstadt zugetragen hatten.
    »Mia Wiedemann, jetzt spann mich nicht weiter auf die Folter! Sag schon: Welchen sagenumwobenen Gast haben sie eingeladen?«
    Schmunzelnd speicherte ich die Frequenz. »Das, meine Liebe, wirst du gleich erfahren.«
    »Hach, du kannst einen echt in den Wahnsinn treiben.«
    »Sagt Iason auch immer.«
    Ein Knurren ertönte und der Weihnachtsbaum wurde kräftig durchgeschüttelt. »Falco! Nein! Lass den Zweig los! Aus, hab ich gesagt! Pfui!«
    Lena hob entschuldigend die Hände. »Er ist noch ein Welpe.«
    Ich stieß mich mit der Fußspitze von der Wand ab und verfolgte schaukelnd das Treiben auf dem Holografieschirm. Ein fröhliches, liebevolles Zuhause, das hatte ich mir immer für Lena gewünscht.
    In diesem Moment fiel der Baum nach unten aus dem Bild. Stattdessen tauchte Frank auf und Falcos Schwanzspitze entfernte sich samt Zweigen zur Seite weg. Lena warf ein paar Socken nach hinten. »Frank! Falco! Ruhe!« Stöhnend wandte sie sich wieder mir zu. »Sag mal, Mia, brauchst du vielleicht noch einen Mann? Einen Hund? Tennissocken oder einen Weihnachtsbaum?«
    Ich lächelte wehmütig. Sie fehlte mir so.
    »Dann hat der Rat eurer Verbindung also doch noch zugestimmt«, änderte sie das Thema.
    »Nicht nur das«, präzisierte ich. »Sie haben auch den Wunsch der Clanmehrheit respektiert und gehen jetzt mit einem Verständigungsabkommen einen ersten Schritt auf die ostloduunische Bevölkerung zu, schließlich gibt es ja noch viel mehr Clans dort, als bloß den der Neuerungen.«
    Lena kicherte. »Die Gesichter vom Rat hätte ich gern gesehen, als ihr ihnen nach dem ganzen Hickhack von wegen Antrag stellen und Ratsversammlung und so gesagt habt, dass ihr eure Verbindung doch erst einmal hintanstellen wollt.«
    »Die haben nur noch mit den Köpfen geschüttelt.« Ich grinste.
    Im Hintergrund hörte ich den irdischen Nachrichtengong. In fünf Minuten würde die Sendung beginnen.
    Lena stützte die Ellenbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf die Handballen. »So, und jetzt klär mich schnell auf. Was für einen Job hat Tanja dir da genau angeboten?«
    »Es handelt sich um ein Projekt zur Völkerverständigung beim Wiederaufbau. Ganz in der Nähe der Raumstation soll eine Stadt entstehen, in der alle Loduuner, egal, aus welcher Region sie stammen, gemeinsam wohnen sollen.«
    »Du hast also fest vor, auf Loduun zu bleiben?«, fragte sie ein bisschen traurig.
    »Mal schauen. Das Ganze ist ein Pilotprojekt und wir müssen abwarten, wie es dann tatsächlich läuft. Viele werden erst einmal gar nicht mitmachen, aber ein paar, deren Siedlungen zerstört worden sind, haben schon Interesse angemeldet. Und weil es im Fort so eng ist, wollen auch Irden dorthinziehen.«
    »Na, dann«, seufzte Lena. »Weiß Iason es schon?«
    »Nee, er ist seit zwei Tagen auf der Raumstation. Angeblich, um dem kürzlich gewählten loduunischen Gesamttribunal noch einmal darzulegen, was sich da in unseren Augen in Kraterstadt abgespielt hat, aber da steckt noch etwas anderes dahinter, das spüre ich.«
    Lena hob die Brauen.

Weitere Kostenlose Bücher