Sternenstaub
»Auch ohne geteilte Emotionen?«
Ich machte eine abwinkende Handbewegung. »Wer braucht schon so was?«
»Na, das gibt dann ja eine Mordsüberraschung, wenn du es ihm nachher sagst.«
»Das kannst du laut sagen.«
Lena formte die Hände zu einem Trichter und flüsterte. »Na, das gibt dann ja eine Mordsüberraschung, wenn du es ihm nachher sagst.«
»Überraschung? Für wen?«, hörte ich Iasons Stimme plötzlich hinter mir. Die Hände rechts und links am Rahmen stand er in der Tür.
»Hey«, begrüßte ich ihn freudestrahlend. »Pünktlich zurück zum Interview.«
Mit der ganzen entfesselten Kraft seines außerirdischen Blicks kam er auf mich zu. Jeder Schritt war eine einzige Verführung, genau wie sein Lächeln. »Diesen Moment mit dir zu verbringen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.«
»Ich warne euch, Leute! Kein Geknutsche vor der Kamera. Bitte, nicht, das … Hallo? Etwas mehr Taktgefühl, bitte! … Also echt! Könnt ihr mal aufhören! Ich leide noch immer unter Liebeskummer!«
Iason löste sich von mir und stützte die Hände auf die Knie, um mit dem Gesicht im Bild zu erscheinen. »Hey, Lena.«
Sie grinste frech. »Dafür weiß ich was, das du nicht weißt.«
»So?« Fragend sah Iason mich an.
»Ich melde mich wieder«, sagte ich schnell zu Lena.
»Hab dich lieb, Süße!«
»Vergiss nicht, das Radio eingeschaltet zu lassen! Die Sendung fängt gleich an.«
Kaum war ihr Bild verschwunden, drehte ich mich zu ihm um. »Stell dir vor, ich habe ein Jobangebot bekommen.« Während ich aus der Hängematte krabbelte, erzählte ich ihm begeistert die Details. »Sie haben mich unter dreihundert Bewerbern ausgewählt. Obwohl ich noch kein abgeschlossenes Studium habe, halten sie mich für am geeignetsten. Ich muss nur noch an der Fernuni meinen Master in Sozialwissenschaften zu Ende machen. Iason, erst die Sache mit Skyto letzte Woche, nun kann ich hier etwas tun, das Sinn ergibt, und Tony kann weiter bei uns wohnen. Du bist da, wo du immer leben wolltest, und wir können zusammen sein. Ist das nicht megagalaktisch!«
Iason grinste geheimnisvoll.
»Was ist, du hast mir das doch nicht etwa organisiert?«
»Nein, ganz im Gegenteil.«
»Was meinst du denn jetzt damit? Hey, Iason, begreifst du denn nicht? Jetzt wird alles gut!«
Er legte seine Kommunikationsscheibe auf den Schreibtisch und schaltete sie, noch während er den Stuhl heranzog, mit einem kurzen Strahlen aus den Augen ein. »Kommt darauf an, wie man alles gut definiert.«
Ich kam ihm nach. »Kannst du mir mal sagen, worauf du hinauswillst?«
»Nun ja, unsere Beziehung könnte sich als schwierig erweisen, wenn du auf Loduun arbeitest und ich auf der Erde.«
»Was?«
»Dr. Hartung hat mir gerade eine Stelle als Diplomat angeboten. Ich kann in vier Wochen anfangen.«
»Heißt das, ich soll das Sozialprojekt ablehnen? Vergiss es! Außerdem, was sollten wir dann mit Tony machen? Soll er etwa auf der Erde aufwachsen?«
Iason lehnte sich bequem auf dem Stuhl zurück, legte einen Fuß auf das andere Knie und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Mia«, sagte er überaus entspannt. »Tony ist wahrscheinlich der Einzige im Weltraum, der überall klarkommt und gemocht wird. Das weißt du. Und ich werde Dr. Hartungs Angebot garantiert annehmen.«
»Und ich meins garantiert auch!«, sagte ich so entschlossen, dass er dann doch wieder die Hände vom Hinterkopf nahm, und auch von seiner entspannten Haltung war nix mehr übrig. Er funkelte mich an. »Wenn wir zusammen sein wollen, geht das aber nicht.«
Dieser sture Loduuner, glaubte er etwa, ich würde ihm überallhin folgen?
»Schön.« Ich verschränkte die Arme.
Seine Hände griffen so fest um die Tischkanten, dass die Adern an seinen Unterarmen hervortraten. »Was meinst du damit?«
»Schön, dass du von nun an ohne mich auf der Erde leben wirst, und ich ohne dich auf Loduun.«
Stöhnend sank er mit der Stirn auf die Platte. »Mia, wann hörst du endlich auf damit, das All zu retten?«
»Nie«, sagte ich.
Im Hintergrund lief das Radio.
»… Hey, Leute, es ist der neunzehnte Juni um dreizehn Uhr irdische und neun Uhr dreißig loduunische Zeit. Einen intergalaktischen Tag wünschen euch heute aus Loduun: David Kummer und Sharchsa Djevhghas von ›TWoR, Two Worlds one Radio‹, dem Sender, der immer einen Zacken fortschrittlicher ist als die anderen. Wir begrüßen euch zu einem brandheißen Auftakt unserer neuen Serie ›Zeitzeugen – Mittendrin statt nur
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