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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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wir die Technologie aus eigener Kraft entwickeln, müssen wir sie mit Bedacht einsetzen. Gravitationswellen, Sie wissen schon.«
    Mark nickte. Über Gravitationswellen wusste er Bescheid. Wenn ein Schiff in ein Ende eines Sternentor-Paars einflog, verschwand es aus dem Normalraum. Und am anderen Ende materialisierte es wieder im Normalraum. Dazwischen existierte es nicht. Die Diskontinuitäten verursachten an beiden Enden Gravitationswellen. Eine war eine ›negative Welle‹, die durch das plötzliche Verschwinden von Masse erzeugt wurde. Und die andere war eine ›positive Welle‹, die durch die plötzliche Materialisation am anderen Ende des Sprungs verursacht wurde.
    Genauso wie die Erde Mittelpunkt einer expandierenden Blase aus Radiorauschen war, war jedes Sternentor der Mittelpunkt seiner eigenen expandierenden Blase aus Gravitationswellen. Die Souveränität war mit Sternentoren und Schiffen gespickt, die kreuz und quer durch den Raum hüpften. Das bedeutete, dass sie mit Gravitationswellen förmlich gesättigt war, von denen manche schon tausend Jahre alt und kaum noch nachweisbar waren und andere mit ›jugendlichem Elan‹ sich ausbreiteten.
    Das waren die normalen Wellen. Es gab aber noch andere, stärkere Gravitationswellen. Diese entstanden, wenn ein Schiff am Beginn seiner Reise in ein Sternentor einflog und im offenen Raum wieder materialisierte. Es war ein solcher, durch einen Energiestrahl ausgelöster Einwege-Sprung gewesen, der Sar-Says Frachter zusammen mit seinem Verfolger ins Neu-Eden-System verschlagen hatte.

    Wenn die Menschheit das Geheimnis des Sternentors gelüftet hatte, würde sie ihre Tore nicht in unmittelbarer Nähe broanischer Sterne benutzen dürfen. Das bedeutete, dass die vorgeschobenen Basen der Menschheit mindestens 100 Lichtjahre von der Souveränität entfernt sein mussten. Sonst würden die Broa die von den Menschen erzeugten Gravitationswellen entdecken und aus ihrem Schlaf der Ahnungslosen erwachen.

8
    Tief hängende Wolken zogen über den Himmel, und Windböen zerrten an Professor Allan Fernandez. Der Sturm hatte die Bäume des Harvardcampus mitten in der jährlichen Wandlung erwischt. Die imposanten Weißdorne und Zedern befanden sich in der jährlichen Metamorphose, wobei die Hälfte der Bäume noch vom sommerlichen Grün geziert wurde und die andere Hälfte schon von gelbem und rotem Laub. Und die bunten Blätter, die vom ständig wechselnden Wind übers Gras getrieben wurden, kündeten bereits vom nahenden Winter.
    Gesäumt wurde der parkartige Campus von Gebäuden aus roten und braunen Ziegelsteinen mit getönten Fenstern. Ein paar Gebäude waren bereits ein halbes Jahrtausend alt, andere waren im ›Retro-Design‹ erst in dieser Generation errichtet worden.
    Während Fernandez den betonierten Pfad entlangeilte, hielt er mit der linken Hand den Hut fest und in der rechten Hand eine Aktentasche aus rotem Leder.
    Fernandez war Inhaber des Chalmers -Lehrstuhls für Exobiologische Studien, eine Position, durch die er als Leiter des Instituts für Broanische Studien geradezu prädestiniert
war. Seit über drei Jahren hatte er dem Team angehört, das Sar-Say – zwangsläufig – aus der Ferne studierte. Er fühlte sich den Herausforderungen der Raumfahrt nicht mehr gewachsen.
    Nur die Berichte Dritter zu lesen, ohne selbst die Gelegenheit zum Studium des einzigen intelligenten Aliens der Menschheit zu haben, entsprach nicht unbedingt seiner Vorstellung von einer optimalen Situation. Zum Glück hatte er nun eine Position erlangt, wo er das zu ändern vermochte.
    Er bog um eine Ecke, wo die bunten Blätter vom Wind verwirbelt wurden, und eilte die Stufen zum ehemaligen naturwissenschaftlichen Gebäude hinauf, das nun als Hauptquartier des Instituts diente. Der kühle Wind zupfte an seiner Kleidung, als er durch die Wetterbarriere in das mit Marmor ausgelegte Foyer trat.
    Fernandez erklomm die Wendeltreppe in den ersten Stock in einem Tempo, das für einen Mann seines Alters und seiner körperlichen Verfassung recht beachtlich war. Sein Büro befand sich am Ende des Gangs. Als er die Tür aufstieß, schaute seine Sekretärin vom Bildschirm auf und sagte: »Da sind Sie ja, Herr Professor. Die Doktoren Knowlan und Hirakawa warten in Ihrem Büro.«
    »Warten sie schon lange?«
    »Ungefähr fünf Minuten.«
    »Gut. Ich glaubte schon, ich hätte mich verspätet. Irgendwelche Nachrichten, Marcy?«
    »Steht alles auf Ihrem Terminkalender.«
    »Vielen Dank«, sagte er über die

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