Sternenstürme
Konferenz – wie auch immer es ausfällt – sowie die Debatte im Herbst die Ansichten aller drei Lager festigen wird … das heißt die ohnehin schon bestehenden Ansichten.«
»Typisch«, sagte Mark schnaubend.
Pavel zuckte die Achseln. »So sind die Menschen eben, Mark. So haben sie sich immer schon verhalten, lange bevor Cäsars Kritiker an den Iden des März hart mit ihm ins Gericht gegangen sind. Und so werden sie sich wohl auch noch in einer Million Jahren verhalten, falls es uns dann überhaupt noch gibt.«
Mark nickte. »Ich liebe die Menschheit, aber ich ertrage die Menschen nicht!«, zitierte er.
»Genau«, sagte Pavel, als er die literarische Anspielung erkannte.
Inzwischen betraten die Schirmherren der Konferenz die Bühne. Man hatte die Vorbereitungen getroffen, die für solche Anlässe üblich waren: ein langer Tisch an einer Seite für die Teilnehmer, ein dekoratives Holzpult für die Referenten und ein übergroßer Holowürfel, der bereits ein statisches Bildrauschen zeigte.
Mark und Dieter nahmen ihre Plätze zur Rechten und Linken von Lisa ein. Es war fast wie in den alten Zeiten.
Dr. Fernandez trat ans Pult, fummelte an den Bedienelementen des verborgenen Holo-Projektors herum und drückte auf einen Schalter.
Es drang aber nicht etwa das Geräusch eines auf Holz schlagenden Hammers aus den Deckenlautsprechern, sondern ein kurzer Refrain des Lieds der Harvard-Burschenschaft umschmeichelte die Zuhörer. Langsam, in einem Zeitraum von mehreren Sekunden, verstummten unzählige Unterhaltungen, und das Publikum richtete die Aufmerksamkeit auf die Bühne.
»Guten Morgen«, sagte Fernandez, dessen Worte durch dieselben Lautsprecher verstärkt wurden. »Ich erkläre die Offizielle Sommer-Tagung des Broanischen Instituts hiermit für eröffnet. Ich hoffe, dass Sie alle bequem sitzen und alle notwendigen Verrichtungen vorher erledigt haben. Es wird ein langer Tag werden. Wir machen um 12:00 Uhr eine halbe Stunde Mittagspause, und dann geht es weiter.«
Er legte eine dramaturgische Pause ein und kam dann zum Thema.
»Meine Damen und Herren, wir sind hier mit einer Mission auf Leben und Tod betraut. Zwischen den Sternen lauert eine Gefahr, die alles übertrifft, womit wir bislang konfrontiert wurden. Die Fakten sind diese: Wir wissen über die Broa Bescheid, aber sie wissen nichts von unserer Existenz. Welche Optionen hätten wir in dieser Situation? Schließlich haben wir auf Anordnung der Welt-Koordinatorin zwei Gruppen gebildet, die zwei konträre Pläne ausarbeiten sollten. Die Colorado-Springs-Gruppe hat den Auftrag, eine Offensivstrategie zu entwickeln. Die Pariser Gruppe arbeitet an einer Verteidigungsstrategie. Und mein Team betreibt Studien eines Exemplars des Feinds, deren Erkenntnisse in die Fortentwicklung beider Pläne einfließen.
In den nächsten zwei Tagen werden wir dann Berichte von beiden Gruppen hören. Bitte bedenken Sie, dass es sich dabei um konstruktive Vorschläge handelt, mit deren Beurteilung die Berichterstatter beauftragt wurden. Ob Sie ihnen nun zustimmen oder nicht, Sie sind gehalten, den Sprechern Ihre ungeteilte und höfliche Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn Sie der Ansicht sind, dass Sie ein Gespräch mit Ihrem Nebenmann führen müssen, dann bitte ich darum, dies im Foyer zu tun.
Weil Colorado Springs bei der Frühjahrs-Revision den Anfang gemacht hat, ist unser erster Sprecher heute Morgen
Jean-Pierre Landrieu, Generaldirektor des Instituts in Paris. Direktor Landrieu wird Ihnen nun einen Überblick über die Leistungen seiner Gruppe seit unserem letzten Zusammentreffen geben.
Direktor Landrieu, bitte!«
Ein großer silberhaariger Mann mit einem undefinierbaren Fluidum, das ihn als ›französisch‹ auszeichnete, schritt zum Rednerpult und hantierte für ein paar Sekunden mit den Bedienelementen. Plötzlich entstand ein Bild im Holowürfel. Es zeigte das Logo des Pariser Instituts: eine stilisierte weiße Taube, die einen Ölzweig in der Kralle hielt.
»Bonjour«, sagte er. »Zunächst einmal möchte ich Direktor Fernandez meinen Dank aussprechen, dass er diese Tagung organisiert hat. Ich glaube, dass wir alle viel lernen werden, denn dies ist quasi unsere letzte Handlung, bevor wir unsere jeweiligen Pläne dem Parlament vorlegen. Später wird jede Arbeitsgruppe in den Nebenräumen eine Präsentation abhalten, und geladene Gäste werden die Gelegenheit haben, den Experten Fragen zu stellen. Ich werde unseren Plan zur Aufrechterhaltung der Sicherheit der
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