Sternenstürme
Menschen benötigte.
Von allen Gesprächspartnern erschien Heinz ihm als der beste Kandidat für seine Erfordernisse. Wenn alles gut ging, konnte er in zwei Jahren wieder in der Zivilisation sein. Und wenn nicht, dann wäre er wahrscheinlich tot.
»Wenn die Kommunikation per Sternenschiff so schwierig ist, weshalb investieren Sie dann nicht in ein eigenes Sternenschiff, um den Verkehr nach und von Avalon zu normalisieren? Es scheint eine Nachfrage zu bestehen und damit die Aussicht auf Gewinn.«
»Wissen Sie überhaupt, wie viel der Unterhalt eines Sternenschiffs kostet?«, fragte der Geschäftsmann.
»Es gibt doch bestimmt noch andere Leute, die ähnliche Probleme haben wie Sie. Sie könnten reich werden, indem Sie Ihnen einen Service bieten, der durch den Betrieb Ihres eigenen Schiffs ermöglicht wird.«
Heinz schüttelte den Kopf. »Ich bin doch kein Fuhrunternehmer. Ein Flug in den interstellaren Raum erfordert Ressourcen, deren Beschaffung und Wartung sehr teuer ist. Zum Teufel, ein Raumfahrer verdient doppelt so viel wie ein gewerkschaftlich organisierter Robottruck-Disponent! Die Investition ist mit hohen Fixkosten verbunden. Nur eine verlorene Sendung – aus welchem Grund auch immer –, und man ist bankrott.«
»Aber Sie könnten ein Sternenschiff chartern, wenn Sie denn wollten?«, insistierte Sar-Say.
»Ich könnte und würde es auch tun«, erwiderte Heinz, »wenn es erforderlich wäre.«
»Wie stellt man das an? Ich weiß wohl, wie wir es in der Zivilisation handhaben. Es wird sich vom hiesigen Prozedere sicherlich kaum unterscheiden.«
Heinz erläuterte ihm, wie man einen Chartervertrag für ein Sternenschiff schloss. Wenn überhaupt jemand einen solchen Vertrag schloss, waren es potenzielle Kolonisten auf dem Weg zu einer kürzlich entdeckten Welt. In einem solchen Fall warfen Tausende Familien ihre Ersparnisse in einen Topf, um eine Anzahlung zu ermöglichen, und traten dann mit einer Laufzeit von zwanzig Jahren einen Teil der Erträge ihrer neuen Kolonie an den Finanzier ab, um die restlichen Transportkosten zu ihrer Welt abzuzahlen.
Natürlich waren die Kolonieschiffe die größten jemals gebauten Sternenschiffe, wie Gus erläuterte. Das musste auch so sein. Nach der Gründung einer Kolonie vergingen unter Umständen zehn Jahre, bevor sie ein anderes Schiff sah. Das bedeutete, dass alles, was zum Überleben benötigt wurde, im Schiff mitgeführt werden musste.
»Ja«, pflichtete Sar-Say ihm bei. »Ein Kolonieschiff wäre für Ihre Zwecke viel zu groß.«
»Verdammt richtig! Obwohl meine Ladung nur ein Volumen von ein paar Kubikmetern hat, muss ich bei der Bank regelrecht um ein Darlehen betteln, um die Kosten für die Beschaffung und den Versand zu decken. Diese Banditen von Schiffskapitänen wissen schon, wie sie einen am Arsch kriegen.«
Sar-Say hatte diese Idiomatik zwar noch nicht gehört, erschloss die Bedeutung aber aus dem Zusammenhang.
»Wie viele private Sternenschiffe befinden sich da draußen im menschlichen Raum?«, fragte er.
»Hundert oder so«, erwiderte Heinz, »die einem alle das Fell über die Ohren ziehen.«
Gus Heinz verlegte sich wieder darauf, denjenigen zu beschimpfen, der nicht imstande gewesen war, seinen aktuellen
Auftrag zu erfüllen. Sar-Say verbarg seine Ungeduld bei dieser Wendung des Gesprächs; es nahm eine Richtung, die ihm definitiv nicht zusagte. Schließlich wurde Heinz’ Stimme brüchig; er verstummte und nahm einen Schluck Bier, um die Kehle zu befeuchten. Das Bier war längst schal, so ausgiebig hatte er über seine Probleme gequatscht.
Sar-Say warf schließlich einen Blick auf die Uhr an der Wand und sagte: »Ich fürchte, unsere Zeit ist um. Dr. Fernandez wird böse mit mir, wenn ich mich bei seinen Forschungssitzungen verspäte. Ich bedanke mich für das Gespräch.« Sprach’s und streckte den Arm aus, um Heinz auf menschliche Art und Weise die Hand zu schütteln.
Heinz folgte seinem Beispiel, und fünf Finger griffen in sechs ein. Heinz’ Gesichtsausdruck, der während der Litanei säuerlich gewirkt hatte, wurde plötzlich neutral. Sar-Say verspürte einen Anflug von Panik. Als sie die Hände wieder losließen, ließ Heinz die rechte Hand in der Jacketttasche verschwinden. Sie tauschten noch ein paar Nettigkeiten aus, und dann stand der Geschäftsmann auf und geleitete Sar-Say zu den Sicherheitsleuten, die darauf warteten, ihn in seine Zelle zurückzubringen. Er selbst ging nach draußen ins Freie.
Jedoch erwähnte Heinz mit keinem
Weitere Kostenlose Bücher