Sternenstürme
Narren davon abzuhalten, in die Tiefen des Alls aufzubrechen, müssen wir sie der Fähigkeit berauben, dies zu tun. Also werden wir auf Sternenschiffe ganz verzichten müssen.«
Damit war Direktor Landrieus Vortrag aber noch lange nicht beendet. Er schwadronierte von neuen Gesetzen, die verabschiedet, und von Grundrechten, die im Namen der Sicherheit geopfert werden mussten.
Es war bereits 12:15 Uhr, als er seine Präsentation endlich beendete.
»Genau das wird das Pariser Institut dem Parlament im Herbst präsentieren«, sagte Landrieu zum Schluss. »Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich glaube, es ist nun Zeit für die Mittagspause.«
17
Marks Chef war der Nächste auf der Tagesordnung. Wie bei solchen Tagungen üblich, bedeutete die Bitte des Vorsitzenden, die Mittagspause auf eine halbe Stunde zu beschränken, dass es 45 Minuten dauerte, bis überhaupt wieder ein Quorum erreicht wurde. Als die Honoratioren die Bühne betraten, waren nicht mal die Hälfte der Plätze im Auditorium besetzt.
Unter anderem fiel auch Dieter Pavel durch seine Abwesenheit auf.
»Wo ist denn dein Freund?«, fragte Mark Lisa, als die beiden wieder Platz nahmen. Das Mittagessen hatten sie eilig in der Mensa der Universität eingenommen.
»Er hatte noch zu arbeiten«, erwiderte sie, »weil du seine Einladung nicht angenommen hast.«
Vor der Pause hatte Pavel den beiden nämlich angeboten, sie in einem der besseren Restaurants von Boston zu bewirten. Mark hatte mit dem Hinweis auf die knappe Zeit abgelehnt. Er unterbreitete Pavel stattdessen den Vorschlag, sie zu begleiten, doch das lehnte Dieter wiederum ab.
»Schade, aber das hätte zu lange gedauert. Ich muss hier sein, wenn mein Chef spricht.«
»Schon in Ordnung«, erwiderte Lisa. »Ich habe dafür seine Einladung zum Abendessen angenommen. Du bist natürlich auch eingeladen.«
»Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Mark eingedenk seiner früheren Konkurrenz mit Pavel.
Nachdem das Publikum wieder Platz genommen hatte, ging Direktor Fernandez zum Rednerpult und stellte seinen Kollegen von Colorado Springs vor. Direktor Hamlin trat in die Mitte der Bühne.
»Meine Damen und Herren, zunächst möchte ich Alan Fernandez für seine Gastfreundschaft in dieser Woche danken. Er hat uns Obdach gewährt und uns gut verpflegt. Ich möchte außerdem die Kongressabgeordneten und die Vertreter der Koordinatorin begrüßen. Und ich darf auch keinesfalls vergessen, die harte Arbeit zu würdigen, durch die die Mitglieder meiner Arbeitsgruppe mir die Teilnahme an dieser Veranstaltung überhaupt erst ermöglicht haben.
Liebe Freunde, ich möchte Sie heute am Fortschritt teilhaben lassen, den wir bei der Ausarbeitung einer proaktiven Strategie für die Abwehr der broanischen Bedrohung bereits erzielt haben. Jean-Pierre hat mir heute Morgen insofern vorgegriffen, als er Ihnen die Größe der Souveränität veranschaulichte. Also muss ich auf diesen Punkt nicht noch einmal zu sprechen kommen.
Jean-Pierres Ausführungen waren im Grundsatz richtig. Eine offene Feldschlacht gegen sie ist unmöglich. Selbst wenn wir alle Armeen zusammenziehen würden, über die wir jemals geboten haben, wären wir den Broa immer noch so weit unterlegen, dass ein Frontalangriff gegen sie nicht infrage käme.
Verständigen wir uns also darauf, dass wir verglichen mit dem broanischen Koloss eine Maus sind, die es in ein Elefantengehege verschlagen hat. Sie lebt in ständiger Angst und muss sich vorsehen, nicht von den Füßen des achtlosen Elefanten zerquetscht zu werden. Sich der Gefahr bewusst zu sein ist jedoch etwas anderes, als vor lauter Angst die Befähigung zum Denken zu verlieren.
Und Denken, meine Damen und Herren, ist genau das, was wir die ganze Zeit in Colorado Springs getan haben. Ich möchte Sie heute über ein paar unserer Schlussfolgerungen in Kenntnis setzen.
Wie Direktor Landrieu bereits festgestellt hat, müssen wir in erster Linie unsere Anonymität bewahren. Sollten die Broa jemals die Position von Sol ermitteln, werden wir den Krieg verlieren, bevor er überhaupt begonnen hat. Also muss die Geheimhaltung der Position der Erde höchste Priorität haben.
Alle unsere Pläne berücksichtigen diesen Aspekt. Wir haben tief gestaffelte Schutzmaßnahmen in die Pläne integriert, um zu verhindern, dass die Broa unseren Standort in der Milchstraße ausfindig machen. Wir haben sogar eine ganze Abteilung eingerichtet, die sich mit nichts anderem beschäftigt.
Wir müssen den Broa Respekt
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