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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Gebietserwerbungen ein Nullsummenspiel waren. Wenn ein Broa seinen Einfluss und Reichtum mehren wollte, ging das zwangsläufig zu Lasten eines anderen Broa.
    Und die Broa hatten noch Dutzende anderer ›Macken‹, die die Menschheit sich vielleicht zunutze machen konnte. Wegen der geringen Anzahl vernachlässigten sie die Aufsicht über weite Teile ihres ausgedehnten Reichs. Und die Geburtenrate allein schien nicht die Ursache für dieses Problem zu sein. Aus einer sorgfältigen Analyse der paar Daten, die sie besaßen, ging nämlich hervor, dass nicht jeder Broa an der Verwaltung ihres Reichs beteiligt war.
    Vielmehr behaupteten manche Statistiker, dass nur eine kleine Teilmenge der broanischen Bevölkerung, eine Art öffentlicher Dienst, die unterworfenen Welten beherrschte. Damit überdehnten sie ihre Kontrollmöglichkeiten, was aus der Perspektive der Menschheit wiederum von Vorteil war.
    Einer der erfreulichsten Aspekte der schwachen broanischen Präsenz war, dass die Nachrichtenübermittlung zwischen der Million unterworfener Sternsysteme ebenso langsam wie unzuverlässig war. Das gab den Menschen Anlass zur Hoffnung, dass sie sich in irgendein abgelegenes System zu schleichen, diesem System die planetarische Datenbank
abzuluchsen und unentdeckt zu verschwinden vermochten.
    Während Lisa zu ihrer Gruppensitzung ging, schaute Mark nach Gusto in verschiedene Sitzungen rein, um zu sehen, wie es so lief. Er verbrachte den Morgen damit, kleine Räume zu besuchen, wo Akademiker in Gruppen kleine Details erörterten, die sich eines Tages vielleicht als überaus wichtig erwiesen.
    An diesem Abend veranstaltete Direktor Fernandez ein Bankett für die Konferenzteilnehmer. Mit diesem Ereignis war die Sommer-Revision offiziell eröffnet. Nach einer Begrüßungsansprache gab Fernandez bekannt, dass die erste Plenarsitzung für den nächsten Morgen angesetzt sei – Direktor Jean-Pierre Landrieu würde den Bericht seines Instituts vortragen. Danach sollte Marks Vorgesetzter als Referent von Colorado Springs auftreten, und zum Schluss würde noch jemand sprechen, den Fernandez als ›Ehrengast-Redner‹ titulierte.
    Nach diesem letzten Punkt ertönte ein lautes Raunen an den Tischen, aber Fernandez wollte sich nicht weiter dazu äußern. Seine einzige Antwort lautete: »Wir wollen heute Abend nicht mehr übers Geschäft sprechen. Bitte bedienen Sie sich nach Herzenslust am Büfett, aber den Alkohol wollen Sie doch in Maßen genießen. Morgen müssen alle voll präsent sein. Wir nähern uns schnell dem Zeitpunkt, wo eine Entscheidung getroffen werden muss, und um die beste Entscheidung zu treffen, muss man im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte sein. Es wäre fürwahr eine Schande, wenn die Erde nur deshalb das Schicksal ewiger Sklaverei erleiden sollte, nur weil jemand im entscheidenden Moment einen Kater hatte!«
    Die Warnung ernüchterte die Menge sichtlich und rief ihr wieder in Erinnerung, welch große Verantwortung sie trug. Außerdem wurden die Anwesenden daran erinnert,
dass sie trotz der unterschiedlichen Herangehensweise an das Problem der broanischen Souveränität immer noch ein gemeinsames Ziel verfolgten: das langfristige Überleben der menschlichen Rasse.

16
    Das Auditorium Maximum war schon halb voll, als Mark zur Eröffnung der Sommer-Revision eintraf. Er ließ den Blick über die Menge schweifen und hielt Ausschau nach Lisas blonder Lockenpracht. Als er sie entdeckte, ging er den nächsten Gang entlang zu ihrem Platz.
    Neben ihr saß eine vertraute Gestalt. »Mark!«, rief Lisa, als er sich auf den freien Platz neben ihr schraubte. »Schau mal, wer da ist.«
    »Hallo, Dieter«, sagte Mark spontan und reichte ihm die Hand.
    Dieter Pavel erhob sich und schüttelte Mark die Hand. Er war Pavel erstmals in PoleStar begegnet. Pavel war der Vertreter der Koordinatorin.
    »Hallo, Mark«, erwiderte Pavel.
    »Wie stehen die Dinge in Toronto?«
    »Es wird allmählich interessant. Hinter den Kulissen tummeln sich die Lobbyisten. Man könnte fast meinen, es würde eine Generalversammlung anstehen oder so etwas in der Art.«
    »Wie ist der Konsens?«, fragte Lisa.
    »Es gibt keinen«, erwiderte Pavel. »Die jeweiligen Positionen sind ideologisch geprägt. Die Konservativen würden sie am liebsten alle töten, sobald wir genügend Schiffe zur Verfügung haben. Die Progressiven würden gern den Kopf in den Sand stecken. Und die Mitte ist wie immer
weder ›Fleisch noch Fisch‹. Ich erwarte, dass das Ergebnis dieser

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