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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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die drahtlosen Bodenstationen ermöglichten gute Sprechverbindungen im gesamten Funknetz. Ich hatte einen solchen Ohrempfänger zweimal benutzen dürfen, als ich mit Therese und Paloma Ausflüge zur Grasebene unternommen hatte, wo wir Tier- und Pflanzenspezies katalogisiert hatten. Es hatte im Ohr gekitzelt. Wir konnten hier keine neuen herstellen. Jeder Ohrempfänger, der ausfiel, reduzierte unsere Kommunikationsmöglichkeiten. Joseph jedoch war in der Lage, die Nachrichten auch ohne technische Hilfe zu empfangen. Er konnte nicht sprechen, aber alles hören.
    Ich sah Joseph an. Sein Körper hatte sich entspannt, als würde er schlafen, und sein Atem ging ruhig. Inzwischen verfolgte er parallel mindestens drei Datenströme. Sein flexibles Gehirn behielt den Überblick und interpretierte die verschiedenen Nachrichten von den Knoten, die unermüdlichen Pings von der Begrenzung und die Stimmen der Expeditionsteilnehmer. Wahrscheinlich lachten sie und waren glücklich, draußen zu sein, während sie sich mühelos mit der schnellen, wiegenden Gangart ihrer Gebras voranbewegten.
    An der Begrenzung ertönte das freundliche Signal, als die Gruppe den Bereich der Datennetze, der Mauern und der schwer erkämpften relativen Sicherheit von Artistos verließ. Ich wünschte mir, bei ihnen sein zu können, die Brise zu spüren, die meinen Schweiß kühlte, und Vogelgesang zu hören. In Gefahr zu sein. Ich wandte mich dem Fenster zu, damit niemand etwas von meiner Sehnsucht bemerkte, und betrachtete die langen Wedel der Zwillingsbäume im Park auf der anderen Straßenseite. Dort spielten fünf Kinder, die auf dem Rasen Reifen warfen.
    Die Zwillingsbäume waren von hier, aber das Gras, dessen Wachstum sorgsam überwacht wurde, stammte von Chrysops. Wenn die Kinder ins Gras fielen, zogen sie sich keine Kratzer zu. Der Stadtpark war der weichste Ort auf ganz Fremont.
    Wir warteten. Joseph würde sprechen, wenn es etwas gab, das wir wissen sollten. Er würde die gesamten Reparaturarbeiten kommentieren, während Paloma und Tom das Geschehen auf ihren eigenen Monitoren verfolgten – etwas distanzierter als Joseph, der praktisch vollständig in die Datenströme eintauchen konnte.
    Paloma, die nicht ohne sinnvolle Beschäftigung sein konnte, analysierte Ernteerträge und wischte sich regelmäßig das lange blonde Haar aus dem Gesicht, während sie sich Notizen machten. Tom und Nava diskutierten leise in der Ecke.
    Joseph meldete sich zu Wort. »Sie haben jetzt den Hochweg erreicht.«
    Paloma streckte sich und ging hinaus. Ich beobachtete durch das Fenster, wie sie sich am gewundenen Stamm eines Zwillingsbaums hinaufzog und mehrere bittersüße Früchte pflückte. Sie kehrte zurück und reichte mir zwei Früchte – Kugeln von der Größe meiner Faust, mit winzigen Dornen gespickt. Ich legte eine für Joseph zur Seite und machte mich daran, von meiner vorsichtig die bittere Schale zu entfernen. Der salzig-säuerliche Geruch der Rinde erfüllte den schmalen und langen Raum.
    Joseph gab einen Reisebericht: »Kapsel 42A. Getestet und ersetzt.« Ich schrieb meine eigenen Notizen nieder, damit sich Joseph später daran erinnern konnte, eine Ergänzung der trockenen elektronischen Aufzeichnung der Ereignisse. »Verknüpfung der Kapseldaten.« Ohne die dicke Schale sind Zwillingsbaumfrüchte klein und von gelblicher Farbe. Ich steckte meine als Ganzes in den Mund, zerbiss sie und genoss die Süße, während Joseph weitererzählte. »Abgeschlossen. Jetzt zu Kapsel 58B.« Die Arbeit hatte einen eigenen Rhythmus. Er sprach, ich schrieb, er sprach, ich schrieb. Ich lockte ihn aus seiner Trance hervor, damit er Wasser trank oder etwas aß, dann ließ er sich wieder in die Daten fallen, und er sprach, und ich schrieb.
    Eine Stunde verging. Dann zwei.
    »Djuri-Herde!«
    Ich wiederholte seine Worte laut und konnte bereits das gegrillte Djuri-Fleisch riechen. Tom und Nava kamen näher.
    Josephs Stimme klang ein wenig aufgeregter. »Gi Lin zählt zehn, Therese zählt zwanzig.«
    Ich lachte. Der Pessimist und die Optimistin. Ich wettete, dass es fünfzehn waren. Djuri sind kleine Tiere, etwa so groß wie Menschen, mit langen Ohren, vier Beinen und Hörnern. Sie sind schlanke Läufer, die sich im Dickicht unsichtbar machen konnten. Ich stellte mir vor, wie sie zwischen den Bäumen standen und mit Lichtflecken besprenkelt waren. In der Nähe mussten sich eine Klippe, ein Bach, die Bäume, der breite Hochweg und dahinter ein steiler Abhang zum Samtfluss

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