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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Chayla, Eric, Julian und wer weiß wer sonst noch.
    Die Scheinwerfer des Gleiters waren von hier aus vielleicht zu sehen. Vielleicht sollte ich auf den Baum klettern. Aber nein, damit wäre ich für einen Moment angreifbar. Dazu hatte ich nicht genug Vertrauen in Ruths Ehre. Jetzt würde ich nie erfahren, ob Alicia Varay ermordet hatte oder ob sie ihn wirklich geliebt hatte oder beides oder was sie für Joseph empfand. Sie würde im Kälteschlaf liegen und dann ganz woanders sein, wo es keinen Grund zum Kämpfen gab.
    Hoffentlich.
    Der Krieg, für den wir geboren worden waren, trennte uns selbst jetzt voneinander. Er riss den letzten Rest Familie, der uns noch geblieben war, in zwei Hälften.
    Ich wollte, dass Joseph hierblieb! Ich zwang mich, diesen Gedanken zu verdrängen.
    Es gab noch etwas anderes, das ich in Erfahrung bringen musste. »Gianna – könntest du etwas näher kommen?«
    Sie kam zu mir, entspannt und furchtlos.
    Dafür war ich sehr dankbar.
    Als sie mir so nahe war, dass die anderen uns nicht mehr hören konnten, flüsterte ich: »Wann wird der Tsunami kommen?«
    Sie wirkte für einen Moment überrascht, doch dann antwortete sie mir bereitwillig. »Nach Mittag. Kurz danach.«
    »Danke für deine Hilfe«, sagte ich.
    »Joseph hat mir geholfen. Ich weiß nicht, wie, aber er hat jetzt einen viel besseren Zugang zu den Datennetzen.« Sie musterte mich neugierig. »Was kannst du mir verraten? Wozu ist er jetzt imstande? Hat er wirklich die Netze abgeschaltet, und wie hat er das gemacht? Hat er eine Maschine?«
    Jetzt war der Himmel über dem Meer und der Ebene völlig klar und wurde dunkler. Ein weiterer Meteor strich durch die Atmosphäre und war verbrannt, bevor er den Boden erreichen konnte. »Ich werde dir die Geschichte erzählen, wenn sie vorbei ist, Gianna. Bis dahin musst du warten. Aber es wird nicht mehr lange dauern.«
    Sie nickte. »Ich kann warten.« Sie schluckte und scharrte mit den Füßen. »Ich hoffe, es ist eine glorreiche Geschichte.«
    »Ich auch.«
    Ich hatte das obere Ende der Treppe gerade noch rechtzeitig erreicht. Das Motorengeräusch war bereits hörbar. Es machte mir immer noch Angst, weil es mich an meine Zeit als Kleinkind bei Chiaro erinnerte. Lichter blitzten am anderen Ende der Stadt auf. Den Gleiter selbst konnte ich nicht sehen, aber ich hörte, wie der Motor gedrosselt wurde und die Maschine landete.
    Die Stille in Artistos war beinahe unheimlich. »Joseph«, flüsterte ich.
    Er sprach in mein Ohr. »Immer noch alles in Ordnung bei dir?«
    »Hast du Bryan und Alicia?«
    »Sie steigen gerade ein. Dann komme ich, um dich zu holen. Geh in den Park.«
    Ich schüttelte den Kopf, obwohl er das nicht sehen konnte. »Ich kann nicht. Ich glaube, ich kann dafür sorgen, dass ihr entkommt. Mehr werde ich nicht schaffen. Sag Jenna, dass sie möglichst bald aufbrechen soll.«
    Ein längeres Schweigen folgte. Gianna war mir nahe genug, um sich über meine Reaktionen zu wundern. Ihr musste klar sein, dass Joseph mit jedem beliebigen Ohrempfänger Kontakt aufnehmen konnte.
    »Kannst du zumindest kommen, um mir Lebewohl zu sagen?«, fragte Joseph.
    Unwillkürlich schüttelte ich wieder den Kopf. »Nein«, flüsterte ich. »Nein, ich glaube, das kann ich nicht.« Ich begann zu weinen und wurde von tiefen Schluchzern geschüttelt. Ich legte die Kugel vor mir auf den Boden und wischte mir die Tränen ab. »Komm zurück, wenn du kannst.«
    »Ich werde mich noch einmal melden, wenn wir beim Schiff sind.«
    Die Lichter des Gleiters hoben sich und drehten sich in meine Richtung. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass er doch zu mir kommen würde, was mich entgegen meinen Absichten mit Hoffnung erfüllte. Doch dann verschwand der Gleiter wieder und hielt auf den Raumhafen zu.
    Ich blickte hinunter. Sie hatten es ebenfalls gehört. Ihre Mienen verrieten, dass sie das Geräusch richtig zugeordnet hatten. Navas Mund stand offen. Lyssa schaute in den Himmel, als würde sie damit rechnen, dass jeden Moment etwas über sie hinwegflog. Ruth funkelte mich zornig an. Hunter stieß einen leisen Pfiff aus, und auch er blickte zu mir auf. Ich war zu weit entfernt, um seinen Gesichtsausdruck deuten zu können, aber ihm musste klar sein, dass das Spiel in eine neue Runde getreten war, dass wir über mehr Macht, über mehr technische Möglichkeiten verfügten, als er gedacht hatte.
    Ich nahm die Silberkugel wieder auf, blieb jedoch sitzen und blickte hin und her, von dort, wo zuletzt die Scheinwerfer des

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