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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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nickte stumm. »Woher sollen wir wissen, dass du gute Absichten verfolgst?«
    Ich seufzte. Ich hatte diese Diskussion satt, und meine Wut zerfiel zu Abscheu. »Vielleicht müsst ihr mir einfach vertrauen. Vielleicht müsst ihr auf das bauen, was ihr über mich wisst. Ich will nicht sterben und auch nicht wie Jenna als Ausgestoßene leben. Diese Stadt ist mein Zuhause. Erst seit dem Tod von Steven und Therese …« Ich warf einen Blick zu Nava, die mich mit leerem Gesichtsausdruck beobachtete. »Erst seitdem bin ich schlecht behandelt worden, durch eine Handvoll Leute, die Angst vor dem haben, was ich bin, aber sich weigern, mich wahrzunehmen. Oder durch Menschen, die Angst vor Jenna oder Alicia haben. Aber ich bin weder die eine noch die andere.« Ich hielt inne und atmete schwer. »Als ich vorhin in die Stadt kam, bin ich Gary begegnet, und er hat mir viel Glück gewünscht. Er bedankte sich bei mir, weil ich mich so gut um seine Kinder gekümmert habe, als ich im Kindergarten gearbeitet habe.« Ich konnte immer noch gehen. Wir alle konnten von hier verschwinden. »Wir haben euch wertvolle Fähigkeiten anzubieten, wenn ihr uns respektvoll behandelt.«
    »Gib uns Alicia, dann werden wir es uns überlegen«, sagte Hunter.
    Ich schüttelte den Kopf. Sie war jetzt ohnehin außerhalb meiner Einflusssphäre. »Ich habe genug davon, abzuwarten, bis ihr euch etwas überlegt habt.«
    Im Amphitheater wurde es totenstill. Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Selbst der Sturm schien vorbeigezogen zu sein, um sich für die Nacht in die Berge zurückzuziehen. Der Himmel zwischen den letzten Wolken schien im sanften Blau, das die baldige Dämmerung ankündigte.
    Als die unbehagliche Stille etwa zehn Minuten lang angehalten hatte, blitzte es hell über dem Hochweg auf. Eine Feuerspur, ein Meteor. Das Licht breitete sich im nächsten Moment über einen großen Teil der Klippe aus. Es war fast eine Explosion. Alle sprangen erschrocken auf. Ich stand da und beobachtete das Geschehen. Für einen Moment vergaß ich, wo ich war und was ich hier wollte.
    »Chelo!«, schrie Gianna meinen Namen.
    Ich drehte mich um.
    Ruth hatte auf mich angelegt.
    »Wenn du auf mich schießt«, sagte ich und hob die Kugel, »wird das hier auf den Boden fallen. Wird es dann explodieren? Möchtest du es herausfinden?«
    Ich wandte mich wieder dem Schein des Waldbrandes zu. »Was bedeutet dieses Feuer? Die Gefahren, die mit dem Leben auf dieser Welt verbunden sind? Mit euch bin ich stärker. Und ihr mit mir, mit uns. Das Einzige, was fehlt, ist Vertrauen.« Ich blickte wieder auf das Feuer, wenn auch diesmal nur kurz. Selbst in der Ferne, obwohl es sich von uns fortbewegte, die Klippen hinauf, wo es nicht weiter als bis zum See kommen würde, kam mir das Feuer bedrohlich und schnell vor. Ein Stein hatte einen Kilometer Wald in Brand gesetzt. Wenn wir hinaufgingen, würden wir feststellen können, wo der Einschlag stattgefunden hatte. Rund um den Krater musste alles dem Erdboden gleichgemacht worden sein. Falls der Meteorit überhaupt groß genug war, um einen erkennbaren Krater zu hinterlassen. Wir hatten so etwas schon häufiger gesehen, hatten die Geschichten der Vagabunden gehört. Meteoriten, die nicht mehr als ein Feuer entfachten und ein paar zerbrochene Gesteinsstücke hinterließen, wenn man es schaffte, sie zu finden.
    Manchmal waren es hübsche Steine. Vielleicht würde mir das Leben bei den Vagabunden gefallen.
    Wenn das Sonnensystem Steine auf uns warf, wussten wir es. Ich drängte diese Gedanken in den Hintergrund. Ich schweifte vom eigentlichen Thema ab. Ich war müde. Ich musste mich wieder konzentrieren. Aber die Wut und die Trauer … und die Trauer … Ich stand auf.
    Ich wollte nach dem Gleiter Ausschau halten. »Ihr seid nicht in der Lage, ein Gespräch mit mir zu führen. Ich werde jetzt wieder nach oben gehen. Aber ich werde achtsam sein. Kommt herauf, wenn ihr wirklich mit mir reden wollt.« Ich starrte Ruth an. »Aber bleibt auf Distanz.«
    Ich setzte mich auf die oberste Stufe, nicht weit vom Baum, und blickte zur Ebene. Die Gildehäuser und die Stadt versperrten mir den Blick. Die Gebäude standen in geraden Reihen, und alle Erdbebenschäden waren ausgebessert worden.
    Artistos wirkte sehr ordentlich.
    Ich konnte in fast jede Richtung blicken, und ich würde es zweifellos hören, wenn sich jemand anzuschleichen versuchte. Im Moment war niemand in Sicht, ausgenommen eine Gruppe, die weit genug entfernt war und das Geschehen beobachtete.

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