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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Die Leere, die in mir war, seit der Gleiter mit Joseph und Bryan zur Neuen Schöpfung zurückgeflogen war, hatte sich in meinen Knochen, meiner Haut und meinem Herzen festgesetzt. Ich war oft in diesem Park gewesen, mit Therese und Steven, mit Joseph, an mehr als dreißig Markttagen.
    Aber nun würden Joseph und ich nie wieder gemeinsam zum Markttag laufen.
    Als hätte er meine Gedanken gelesen, meldete sich Joseph flüsternd in meinem Ohr. »Chelo?«
    »Seid ihr schon startbereit?«
    »Bald.«
    »Kommen Paloma und Kayleen zurück in die Stadt?«
    »Sie werden in Kürze aufbrechen. Paloma bürstet Jennas Haar.«
    »Wirklich?« Ich stellte mir den verfilzten Zopf vor, zu dem Jennas Haar zusammengeflochten war. »Das dürfte den ganzen Tag dauern.«
    Joseph lachte. »Nein. Sie hat es ihr abgeschnitten. Jenna kichert wie ein Mädchen. Du solltest sie sehen. Sie kann es gar nicht abwarten, dass es endlich losgeht.«
    Ich sah es bildlich vor mir: Jenna mit kurzen Haaren und glücklich, ihrem Ziel, wieder sie selbst zu werden, einen Schritt näher. »Sag Jenna … sag ihr, dass ich ihr danke. Und dass sie gut auf dich aufpassen soll.«
    Darauf erwiderte er nichts.
    »Sag Paloma und Kayleen, dass sie die Gebras mitbringen sollen. Alle. Ich werde sie am oberen Ende des Weges in Empfang nehmen. Wenn die Welle wirklich kommt und es gefährlich wird, wenn ihr verschwinden müsst, dann verschwindet. Ich werde versuchen, dort zu sein, um euren Start zu beobachten.«
    »Ich möchte dich noch einmal sehen«, sagte er.
    »Es ist zu riskant, mit dem Gleiter in die Stadt zu kommen.«
    »Wir haben den Gleiter eingemottet.« Er schwieg für einen Moment, als würde er durch etwas anderes abgelenkt. »Schwester? Wir haben den Gleiter auf einer höher gelegenen Lichtung versteckt, auf der Seite, wo die Erste Straße verläuft.«
    Gut. »Danke. Vielleicht brauchen wir ihn irgendwann.«
    »Kayleen weiß, wo er ist.« Ein stolzer Unterton schlich sich in seine Stimme. »Zur Sicherheit habe ich sie begleitet, aber sie hat ihn ganz allein geflogen. Sie hat es gut gemacht.«
    Ich erinnerte mich, wie sie gestern durch die Gegend getaumelt war. »Geht es ihr wieder besser? Gestern war sie ziemlich verwirrt.«
    »Sie ist noch etwas instabil, aber es wird besser. Hast du noch den Projektor?«
    Ich steckte eine Hand in die Tasche. Ich hatte ihn ganz vergessen über all den Waffen, Bomben und Alicia. »Ja. Sag Jenna, dass ich ihn gut verwahren werde. Ich habe auch noch die Verwischer, die sie Alicia und Bryan mitgegeben hat. Und eine Mikrowellenwaffe.«
    Als ich seinen Tonfall hörte, stellte ich mir vor, dass er einen ernsten und besorgten Gesichtsausdruck angenommen hatte. »Sei vorsichtig mit diesen Sachen – und lass dich nicht damit erwischen. Ich möchte nicht, dass du wie Jenna in der Wildnis lebst, wenn ich zurückkomme.«
    »Ich werde mich Akashi und Liam anschließen und bei der Westsippe leben.«
    »Gut.« Seine Stimme zitterte. »Ich wünschte, ich könnte schnell zu dir reiten.« Er zögerte. »Ich werde zurückkommen.«
    »Ich weiß.« In meiner Kehle bildete sich ein dicker Kloß.
    »Jenna sagt, es dauert Jahre, um hin- und zurückzufliegen.«
    Meine Stimme krächzte, und meine Augen brannten. »Ich werde hier sein.« Der Fluss und die Rotbeerenbüsche und die Zeltbäume verschwammen, als mir Tränen in die Augen traten. Ich bemühte mich, meiner Stimme nichts davon anmerken zu lassen. »Außerdem muss jemand auf unsere Eltern warten. Jetzt mach dich bereit. Ach … und schalt die Netze wieder ein. Ich habe versprochen, dass sie heute früh wieder aktiv sind.«
    Er lachte. »Ich habe es so programmiert, dass alle Blockaden aufgehoben werden, wenn ich von hier verschwinde. Ich glaube, so ist es sicherer.«
    »Gut. Ich rufe dich an, sobald ich in der Nähe bin.«
    Als seine Stimme verstummte, weinte ich hemmungslos. Schwere Schluchzer erschütterten meinen Körper. Ich saß da und hatte den Kopf auf die Arme gelegt, während ich mir wünschte, mehr Zeit zur Verfügung zu haben. Joseph war über Artistos hinausgewachsen. Und Artistos hatte ihn dafür verstoßen. Vielleicht war er dazu geboren, von hier fortzugehen, obwohl ich mir sicher war, dass unsere modifizierten Eltern sich die Sache ganz anders vorgestellt hatten.
    Wir waren so, wie sie uns gemacht hatten, aber unser Leben machte uns zu dem, was wir waren. Unsere Handlungen, unsere Entscheidungen. Meine modifizierten Eltern hatten mich nicht dazu gemacht, zu bleiben und Artistos

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