Sternenzauber
Vor Jahren waren wir mal gut befreundet, aber ich habe erst vor zwei Tagen von der Hochzeit erfahren und da dachte ich mir, jetzt oder nie. Wissen Sie, dadurch hatte ich einen wirklich guten Grund zurückzukommen. Und so bin ich heute Nachmittag in England gelandet, hier im Ort erst vor etwa zehn Minuten. Sie wissen noch gar nicht, dass ich da bin.«
»Sie werden sich bestimmt freuen, Sie zu sehen«, sagte Clemmie hoffnungsvoll.
»Ja – ich – oh, toll – das ist cool.«
Anstelle der Kometen erblühten hoch über ihnen nun Silbervulkane, aus denen farbenprächtige Feuergarben sprühten.
Alles klatschte und pfiff.
»Ich bin Clemmie«, sagte Clemmie, denn sie fand, dass dieser arme dürre Junge mit dem schönen Gesicht eine freundschaftliche Geste verdiente. »Ich gehöre zum Feuerwerksteam.«
»Tatsächlich? Wow, das ist ja ein toller Job. Freut mich, dich kennen zu lernen – ich bin Luke Delaney.«
Clemmie hätte vor Freude beinahe aufgeschrien. Fast hätte sie den sensationellen ersten Teil von Rossinis »Tarantella« und Guys zauberhafte geräuscharme Feuerblüten-Effekte verpasst.
»Luke Delaney?« Sie starrte ihn an. »Wirklich? Der Luke Delaney, der mit Suzy Beckett befreundet war?«
Er wurde noch blasser, sofern das überhaupt möglich war, und nickte. »Ist sie hier? Kennst du sie? Ich habe überall geschaut, aber es sind so viele Leute da, und ich hätte mich eigentlich schon längst bei ihr melden wollen, aber ich hatte immer Angst, dass sie – ach – sie ist doch nicht etwa verheiratet? Oder hat sie eine feste Beziehung? Ach, bestimmt ist sie inzwischen mit jemand zusammen.«
Clemmie schüttelte den Kopf, während alle anderen nach Luft schnappten, als die Blinksternfeuer von »Silence is Golden« am Himmel über Berkshire zerbarsten.
»Nein, sie ist nicht verheiratet und hat auch keine feste Beziehung. Ja, sie ist hier.« Sie atmete tief ein. »Bist du mit deiner Frau gekommen?«
»Seit fast zwei Jahren bin ich wieder Junggeselle«, antwortete Luke achselzuckend. »Sie ist mit einem Typ davongelaufen, der älter und reicher war als ich. Zum Glück hatten wir keine Kinder. Und außerdem …«
»Außerdem?« Clemmie bekam gerade noch mit, wie sich am Ende der Batterie namens »Twinkle, Twinkle, Little Star« eine Leuchtsternkaskade über das Meer von Köpfen ergoss.
»Ich habe nie aufgehört, Suzy zu lieben. Meine Frau wusste das, obwohl ich mir wirklich alle Mühe gegeben habe, es nicht zu zeigen oder darüber zu sprechen. Ich habe wirklich versucht, ihr der Mann zu sein, den sie sich wünschte – aber ich kann ihr nicht verübeln, dass sie mich verlassen hat.«
»Ich auch nicht. Keine Frau will nur zweite Wahl sein.«
»Ach Mist, ich sollte dir das alles eigentlich gar nicht erzählen – oh, das ist aber schön!«
Rossinis »Diebische Elster« untermalte den letzten Teil des Feuerwerks: drei riesige Leuchtkaskaden zu drei Seiten des Platzes, alles glitzerte in Pfirsich und Creme gehaltenen changierenden Farbfeuerwänden. Darüber entzündete sich dann das Lichterbild – ein riesiges Herz mit dem Schriftzug »Jemima und Charlie«, von züngelnden Flammen umgeben.
Die Menge brach in Begeisterungsstürme aus.
»Clemmie!« YaYa drängte sich durchs Gewühl und hätte beinahe die große geblümte Dame umgestoßen. »Mensch, Süße, was für ein Gedränge! Warum hast du Guys Jacke an?«
»Wo ist Suzy?«, fragte Clemmie eindringlich. »Du hast sie doch hoffentlich nicht verloren?«
»Nein, sie ist irgendwo dicht hinter mir. Wieso?«
»Spielt keine Rolle – hol sie einfach.« Clemmie wandte sich zu Luke um. »Und du bleibst hier – oh!«
Suzy hatte sich von der anderen Seite einen Weg um die geblümte Dame herum gebahnt und starrte Luke wortlos an.
Er starrte wortlos zurück.
Beide waren kreidebleich, rissen die Augen weit auf und sahen aus, als würden sie gleich in Ohnmacht fallen.
»Du warst nicht eingeladen.« Suzy schüttelte den Kopf. »Du hättest mir ruhig sagen können, dass du kommst.«
»Wozu?« Lukes Stimme klang kalt. »Damit du mich wieder ignorieren kannst?«
»Na, wenn man bedenkt, dass du dieses Dorf vor Jahren verlassen hast und in den Staaten lebst und verheiratet bist und …«
»Herrgott noch mal«, seufzte Luke. »Es hat sich wohl gar nichts geändert, wie?«
»In meinem Leben nicht, nein. Aber in deinem ja jede Menge.«
»Suzy …«
»Vergiss es, Luke. Es ist viel zu viel Wasser unter viel zu vielen Brücken durchgeflossen.«
»Und wessen Schuld
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