Sternenzauber
denn etwas? Es ist immer ganz schön
knifflig in einem neuen Job, bis man weiß, wie die Dinge gehandhabt werden.«
»Guy wird einen dicken Bonus auf deinen Lohn draufpacken, Schätzchen, das ist seine Art, dir frohe Weihnachten zu wünschen, und er erwartet ganz sicher kein Gegengeschenk. Aber wenn du mir ein kleines Kinkerlitzchen schenken möchtest, würde ich zu einem Paar Ohrringe von Butler and Wilson sicher nicht Nein sagen …«
»Nur wenn du ein sehr, sehr braves Mädchen bist«, erklärte Clemmie. »Also, wo bewahrt Guy denn die Deko auf?«
Nachdem Clemmie Guy am Telefon die Nachricht von Suzys und Lukes Hochzeit übermittelt hatte, verbrachten YaYa und sie die nächsten paar Stunden damit, mit Suggs Hilfe alle Ecken und Winkel des Bootshauses in Büro- und Privaträumen zu schmücken, und zwischendurch ein paar Anrufe entgegenzunehmen.
»Wir haben jede Menge Termine vor und nach Weihnachten.« Clemmie besah sich den Kalender. »Macht ihr denn nie Urlaub?«
»O doch, Süße. Guy und ich schaffen es beide, uns einige Tage loszueisen. Dieses Jahr habe ich mit Honey und Foxy eine Reihe von einzelnen lokalen Auftritten bis kurz vor Heiligabend, und dann fahre ich heim nach Brighton und verbringe ein paar Tage bei meiner Mum und meinem Dad – was? Was ist denn daran so lustig?«
»Gar nichts.« Clemmie biss sich auf die Lippen, während sie versuchte, den übereifrigen Suggs aus einem Streifen Lametta zu entheddern. »Wahrscheinlich hab ich einfach nicht daran gedacht, dass du auch Eltern hast.«
»Lieber Gott, Schätzchen, was dachtest du denn?«
»Keine Ahnung … entschuldige …«
»Mein Vater ist Schweißer und meine Mutter arbeitet im
Asda-Supermarkt«, sagte YaYa. »Ich habe vier Schwestern und einen Bruder, alle sind hetero und wohnen noch immer zu Hause. Wir feiern Weihnachten immer ein tolles Familienfest, danke der Nachfrage.«
»Klingt wunderbar. Bleibt Guy denn dann alleine hier?«
»Nö – normalerweise schafft er es auch, ein paar Tage zu seinen Leuten zu fahren. Die wohnen von uns aus ein Stück weiter die Küste hoch, mehr so in Richtung Hove. In der etwas nobleren Ecke, Süße.«
Clemmie schüttelte den Kopf. »Ich habe eigentlich auch nicht darüber nachgedacht, was er für Eltern hat. Ich verschwende nie viele Gedanken an die Eltern anderer Leute. Wahrscheinlich liegt das daran, dass meine so weit weg wohnen und in den letzten fünfzehn Jahren in meinem Leben keine große Rolle gespielt haben.«
»Guys Eltern sind ganz schön schräg.« YaYa entfernte sanft einen Strohstern aus Suggs forschenden Pfoten. »Stinkvornehm. Gar nicht wie er. Haben einen richtigen Anfall bekommen, als er in die Gothic-Szene ging, das kann ich dir sagen. Machte keinen guten Eindruck in den spießigen Tory-Kreisen. Sein Vater arbeitet bei einer Bank, Investment, nicht am Schalter. Seine Mutter ist Lehrerin.«
»Für Chemie?«
»Nein, für Kinder.«
»Ha-ha-ha.«
»Sie unterrichtet Kinder aus besseren Kreisen in Hauswirtschaft, wie das zu meiner Zeit hieß – weiß Gott, was für eine Hightech-Abkürzung heutzutage dafür üblich ist. Ich weiß nur, dass Guy darin den Grund dafür sieht, dass er immer, wenn er in eine Küche kommt, das Verlangen spürt, zu schreien und Amok zu laufen und alles schmutzig zu machen, um anschließend irgendwen mit einem ganzen Set Sabatier-Messer zu erstechen.«
Clemmie lachte. »Er hat gesagt, er verstünde nicht das Geringste von Hausarbeit, aber nicht, warum. Ich schätze, das erklärt alles. Hat er auch Brüder und Schwestern?«
»Er ist ein Einzelkind. Total verzogen. Ich glaube, sie wollten eigentlich, dass er ein großes Tier in der City wird. Du musst zugeben, dass eine köstliche Ironie darin liegt, wenn man seinen einzigen Sohn Guy tauft, wie den Attentäter der Pulververschwörung Guy Fawkes – und der dann einen Laden aufmacht, der sich The Gunpowder Plot nennt. Ma und Pa Devlin konnten das leider gar nicht komisch finden.«
»Haben sie ihn denn daran zu hindern versucht, Pyrotechniker zu werden?«
»Nicht wirklich. Es lief genauso wie mit seiner Art sich anzuziehen und sich zu schminken, als er ein Jugendlicher war. Sie fanden dieses Gothic-Zeug zwar absolut scheußlich, haben sich aber lieber damit abgefunden, als zu riskieren, dass er von zu Hause fortgeht. Verwöhnt bis zum Gehtnichtmehr, der Knabe. Deshalb haben wir uns in der Schule auch so gut verstanden: genügend Unterschiede, um einander interessant zu finden, aber auch genügend
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