Sternenzauber
Abend zieh ich wohl besser nicht das volle Showgirl-Programm ab.«
»Besser nicht«, bestätigte Clemmie. »Ich glaube Milton St. John ist noch nicht ganz bereit dafür.«
»Gut möglich«, seufzte YaYa. »Also, wie ist es, Süße? Wollen wir uns aufplustern und unsere Schwanzfedern schütteln?«
»Kleinen Moment noch.« Clemmie sah auf das köstliche Essen, das noch immer ansprechend auf ihrem Teller lockte. »Wenn ich damit fertig bin.«
YaYa seufzte theatralisch. »Ich weiß wirklich nicht, warum du nicht den Umfang eines Elefanten hast. Also ich geh jetzt mal eine kesse Sohle aufs Parkett legen, Süße. Sehn wir uns gleich drüben?«
»Ja, sicher. Ich komme bald nach.«
YaYa stolzierte mit Hüftschwung davon. Beim Anblick ihrer Erscheinung im hautengen, sehr kurzen Kleid in Orange, Gold und Rot starrten ihr alle, an denen sie vorbeikam, mit offenem Mund hinterher.
Clemmie nahm einen weiteren Happen Quiche auf die Gabel. Nebenan spielte die JB Roadshow nun »Knock On Wood« und sie wippte dazu unter dem Tisch leicht mit den Füßen. Sie hoffte nur, dass YaYas Tanzdarbietung nicht das gesamte Publikum im Pavillon vor Staunen erstarren ließ.
»Hi! Ich hab schon nach dir gesucht.«
Beim Klang dieser Stimme zuckte Clemmie zusammen. Sie wandte den Kopf und strahlte vor Freude.
21. Kapitel
H allo – wow, du siehst ja fantastisch aus!«, sagte Clemmie zu Suzy. »Was für ein herrliches Kleid. Pfirsichfarben steht dir gut, und all die Perlen sind wunderschön. Ach, da bin ich direkt neidisch – ich wollte schon immer mal ein Diadem tragen. Nein, im Ernst, du bist wunderschön.«
»Danke.« Suzy stellte ihren Teller mit Hühnchensalat auf den Tisch und ließ sich auf den eben von YaYa freigemachten Stuhl plumpsen. »Ich dachte ja, ich würde mir im langen Kleid mit all dem Schnickschnack total bescheuert vorkommen, aber es hat mir gut gefallen. So habe ich mich den ganzen Tag über wie ein richtiges Mädchen gefühlt. Ach, es ist doch in Ordnung, wenn ich mich zu dir setze, oder? Ich störe doch nicht?«
»Ja, natürlich, und nein, tust du nicht. Wie ging es denn so? Die Hochzeit, meine ich.«
»Bestens. Und ich war nur ein ganz klein bisschen eifersüchtig. Es lief alles wie am Schnürchen. Jemima sah hinreißend aus, war sehr aufgeregt, hat aber einfach nur gestrahlt. Und Charlie – also, das war erstaunlich. Er hat in einem fort gegrinst wie ein Honigkuchenpferd.« Suzy naschte ein Stück Hühnchen. »Und konnte gar nicht die Finger von ihr lassen. Die beiden sind überglücklich. Natürlich mussten wir alle weinen, als sie sich das Ja-Wort gegeben haben. Charlie noch mehr als die Zuschauer. Und alle, die sie für heute Abend eingeladen haben,
sind gekommen, wie du siehst. Es ist der schönste Tag, den Jemima sich hätte wünschen können.«
»Das freut mich aber. Diese Feier mit dem Jahrmarkt und der Band und dem Feuerwerk ist echt großartig. Wirklich ein Tag und eine Nacht, die man nicht vergisst. Genau wie eine Hochzeit sein sollte.«
»Tja, das ist wohl etwas, was wir nie erleben werden, sofern wir nicht beschließen, uns mit dem Zweitbesten zufriedenzugeben.« Suzy zog die Augenbrauen hoch. »Und das kann ich nicht.«
»Ich auch nicht.«
Suzy lächelte. »Ich hab deinen wirklich hinreißenden Guy vorhin gesehen, und er war nicht in Begleitung. Ich meine, er war mit einer Reihe von schwarz gekleideten Typen zusammen, die aussahen, als könnten sie für Unruhe sorgen, wenn sie gemeinsam eine Bank beträten, aber es war niemand dabei, der dir Konkurrenz machen könnte.«
»Danke. Nun, die Lage hat sich ein bisschen verändert, seit wir das letzte Mal hier waren – aber nicht zu meinen Gunsten. Ganz und gar nicht zu meinen Gunsten. Ich habe beschlossen mich damit abzufinden, dass wir einfach nur gute Freunde sind.«
»Wie schade … Allerdings ist mir mit Luke nicht einmal das möglich. Man kann ja schlecht mit jemandem gut Freund sein, wenn man jahrelang nicht miteinander gesprochen hat, im Bösen auseinanderging und Tausende von Meilen dazwischenliegen.«
Clemmie schob den Rest ihres Essens an den Tellerrand. So war es nun mal. Luke war nicht hier und wie zauberkräftig die letzte Stufe des Siebten Himmels auch sein mochte, Wunder würde sie gewiss nicht bewirken können.
Die JB Roadshow stimmte nebenan eine mitreißende Interpretation von »Soul Finger« an.
»Die sind richtig gut, findest du nicht?«, fragte Suzy. »Ich habe mit den Stallburschen vorhin zur Disco getanzt, aber
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