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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Erkenntnis stellt uns vor ein Problem.«
    »Haben Sie aus diesem Grund den Vigilanten erlaubt, mich … mich …«
    »Die Männer werden schwer bestraft, weil sie dir Gewalt angetan haben, Schwester Ghë. Und jetzt muss ich wissen, welche Vision du unter dem Einfluss der Kryptogame hattest. Der Kaste der Herrscher wurde die schwere Aufgabe übertragen, die Rückkehr zur Erde vorzubereiten. Deshalb darf sie sich nicht nur auf Vermutungen stützen …«
    Ghë ahnte, dass ihre Erkenntnisse während ihres Trancezustands Argwohn und Zweifel bei den Vigilanten geweckt hatten, und sie hatte sofort erkannt, dass sie diese
Ungewissheit zu ihrem Vorteil nutzen konnte. Vor allem wollte sie sich an ihren Folterknechten rächen, ehe sie sich ihren elf Gefährten anschloss, die sie in ihrer Vision gesehen hatte.
    »Zuerst brauche ich Pflege …«
    Primas Kwin nickte verständnisvoll und ging. Kurz darauf hatten drei Frauen von der Kaste der Medizinalassistenten ihre Kajüte betreten, Ghë gewaschen, mit parfümierten Handtüchern abgetrocknet und ihre Wunden mit Heilsalbe bestrichen. Ein Nutritionist brachte ein Tablett mit auserlesenen Speisen, die kastenlose Unverheiratete sonst nie zu essen bekamen.
    Bei jedem der folgenden Besuche Kwins hatte Ghë dem Primas erfundene Einzelheiten ihrer Vision erzählt, die jedoch auf verschiedenste Weise interpretiert werden konnten. Geschickt hatte sie öfter ihren Bericht unterbrochen, um Bedingungen zu stellen. Sie forderte, ihre Eltern zu sehen, was ihr bisher aus fadenscheinigen Gründen verwehrt worden war.
    Sie erkannte, dass der Primas sie zuvor belogen hatte, als er nun erklärte, man habe sie, Mâa und die anderen Seherinnen über Bord geworfen. Seltsamerweise hatte sie bei dieser Nachricht keinen Schmerz empfunden, so als wäre sie gefühllos und ihr Herz zu Stein geworden.
    Doch ihr Hass war noch gewachsen, als sie befahl, man sollte ihr auf einem Tablett die Köpfe und die Geschlechtsorgane jener Vigilanten bringen, die sie vergewaltigt hatten. Diese Forderung hatte den Primas verärgert, und Ghë hatte seine Reaktion als ein Geständnis der Mittäterschaft interpretiert. Selbst wenn die Vigilanten eigenmächtig gehandelt haben sollten, war es Kwin zuwider, sie dafür zur Rechenschaft zu ziehen.

    »Es ist vielleicht nicht nötig, zu derart drastischen Maßnahmen zu greifen, Schwester Ghë …«
    »Sie sollten nicht vergessen, Primas Kwin, dass ich durch die Kryptogame wesentliche Einzelheiten erfahren habe, die unsere Rückkehr zur Erde zu einem Erfolg machen. Und Ihnen fehlen diese Details. Und sollten Sie mir die Köpfe und die Geschlechtsorgane Unschuldiger präsentieren, Kastenloser zum Beispiel … sollten Sie immer daran denken, dass ich die Gesichter dieser Bestien niemals vergessen werde.«
    Eine Stunde später wurden silberne Tabletts gebracht und ihr zu Füßen gestellt. Auf jedem lag ein blutleerer Kopf. Tote Augen schienen bis in alle Ewigkeit auf ein Bild des Grauens zu starren.
    Ghë hatte sofort die Gesichter ihrer Schänder erkannt. Ihre körperlichen Wunden heilten. Mehrere Tage sah sie den Primas Kwin nicht mehr, bis sie auf telepathischem Weg von einem ihr wohlgesonnenen Menschen erfuhr, dass El Guazer in das Sonnensystem eintrete. Sie war aufgestanden und hatte aus dem Bullauge geschaut. Der Zug der Weltraumschiffe hatte einen grünen, von einem vertikalen Ring umgebenen Planeten passiert und war mit aufheulenden Motoren immer langsamer geworden. Boden, Decke und Wände ihrer Kabine begannen, auf beunruhigende Weise zu beben. Daraufhin trat Stille ein, die, nur vom leisen Summen von El Guazers Hilfsmotoren durchbrochen, umso intensiver war. Die Kraft des Sonnenlichts wuchs und ließ die nahen Sterne verblassen. Das Gestirn wurde im Gesichtsfeld des Bullauges immer größer.
    Vertreter anderer Kasten wie die der Herrschenden oder die der Kryptologen hatten Ghë besucht. Sie alle waren sichtlich neugierig, weil eine Kastenlose eine Krypto-Zeremonie
der Offenbarung überlebt hatte – und eine kollektive Vergewaltigung, darüber redeten sie natürlich nicht.
    Sie hatten ihr eine Menge Fragen gestellt, worauf sie kryptische Antworten gab, was die hohen Herren noch mehr verwirrte. Die Virnâ-Priester hatten ihr böse Blicke zugeworfen, denn sie selbst hätten es nie gewagt, einen derart starken Trank aus halluzinogenen Pflanzen zu sich zu nehmen, weil sich dessen Substanz nur allzu oft als tödlich erwiesen hatte. Einige ihrer Mitbrüder waren bei

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