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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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des Heiligen Wortes des Abyners Elian geschwächt habe.

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    K-FUNKTION: Möglichkeit einiger prähistorischer Raumschiffe, ihre Selbstzerstörung zu programmieren, um im Fall einer Niederlage oder eines Suizidangriffs innerhalb der feindlichen Flotte den größtmöglichen Schaden anzurichten.
    Gemäß dem syracusischen Gelehrten Messaodyne Jhû-Piet, Spezialist für tote irdische Sprachen, steht der Buchstabe K für das Wort »Kamikaze«. Es bedeutet »göttlicher Wind«.
    »Die Vorgeschichte der Weltraumfahrt«
Unimentale Enzyklopädie

    S eit einigen Tagen umkreiste der Raumschiffzug El Guazer die Erde. Durch das winzige Bullauge ihrer Kabine konnte Ghë die riesige blaue, von weißen und ockerfarbenen Flecken übersäte Halbkugel sehen. Als sie zum ersten Mal den Ursprungsplaneten der Menschen sah, hatte sie vor Freude alle ihre Schmerzen vergessen und erneut die Emotionen ihrer Schwestern und Brüder im Exil aufgefangen. Wegen der Hitze hatte sie ihr Kleid ausgezogen und die Kühle des Ventilators auf ihrer nackten Haut genossen  – aber ihre tiefe Depression war geblieben.
    Als sie aus ihrer kurzen, durch Paralysin verursachten Kryogenisierung erwachte, hatten die Vigilanten sie fast totgeschlagen und dann der Reihe nach auf brutalste Weise vergewaltigt. Sie hatten sie geschändet.
    »Die Erwählte verdient eine Sonderbehandlung!«
    Daraufhin hatte Ghë ein Stadium der Empfindungslosigkeit erreicht. Ein Gefühl der Irrealität beherrschte sie, wie in einem Albtraum, und sie wünschte sich nichts anderes, als allein in ihrer Kabine aufzuwachen.
    Später wurde ihr bewusst, dass diese Männer das Verlangen in ihr getötet hatten, dass sie nie wieder sinnliche Lust würde empfinden können. Am liebsten wäre sie gestorben, aber die Vergewaltiger waren nicht so mitfühlend gewesen, sie über Bord zu werfen.
    Sie blutete aus vielen Wunden, doch im Gegensatz dazu
waren ihre Augen trocken geblieben, und da hatte sie gewusst, dass sie auch nie wieder weinen würde.
    Von tiefster Verzweiflung ergriffen, war sie in einen fiebrigen Schlaf gefallen, in dem wache Momente mit Phasen von Bewusstseinstrübungen wechselten.
    Ghë erwachte, weil jemand sie an der Schulter rüttelte.
    Als sie Augen öffnete, sah sie eisenbeschlagene Stiefel. Instinktiv krümmte sie sich zusammen. Allein diese Geste erinnerte sie an die erlittenen Qualen.
    »Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin kein Vigilant.«
    Die Stimme kam ihr bekannt vor, doch sie konnte sie nicht einordnen.
    »Diese brutalen Kerle haben nie den Befehl bekommen, dich auf diese Weise zu misshandeln. Aber die Kaste der Vigilanten hält sich nicht immer an die Regeln. Es tut mir leid. Ich bin der Primas Kwin.«
    Er beugte sich über sie. »Ich schicke dir einen Mediziner, Schwester Ghë …«
    Sie fragte sich, was dieser Mann von ihr wollte, denn sie hatte nur ein Bedürfnis: heißes Wasser über ihren Körper rinnen zu lassen, sich zu reinigen, auch wenn sie wusste, dass nur die Zeit ihren Geist von den grausamen Bildern würde reinigen können, die sie ständig verfolgten.
    »Du kannst mir helfen, Licht ins Dunkel zu bringen, Schwester Ghë«, sagte der Primas Kwin. »Denn du hältst das Schicksal Mâas, das ihrer Mitschwestern und das deiner Eltern in deiner Hand …«
    »Wo sind meine Eltern?«, fragte Ghë.
    »In der Nähe. Wir haben sie nicht in den Weltraum geworfen … Noch nicht … Zuerst musst du mir erzählen, was du während deines Trancestadiums gesehen hast.«

    Kwins Ansinnen überraschte Ghë. Warum interessiert sich die Kaste der Herrschenden für die Krypto-Zeremonie, fragte sie sich.
    »Die Kryptogame haben dieselben Halluzinationen wie immer bewirkt«, antwortete sie vorsichtig. »Euphorie, Glückseligkeit …«
    Der kleine Mann sah sie mit vor Zorn funkelden Augen an. »Mach dich nicht über mich lustig, Schwester Ghë! Das könntest du bereuen. Die Virnâ-Priester haben die Kryptogame analysiert, die diese Hexer dir verabreicht haben. Es sind gefährliche Drogen, eigentlich Gifte, mit denen man außerordentlich sorgsam umgehen muss, und die ins Reich des Okkulten gehören. Man nennt sie Kryptogame der Enthüllung oder Offenbarung. Mâa hat dich einer Prüfung unterzogen, die für dich hätte tödlich enden können …«
    »Der Tod wäre mir mehr als willkommen gewesen«, flüsterte Ghë.
    »Aber du lebst. Und damit sagen uns die Kryptogame, dass du eine bedeutende Rolle für die Zukunft der Menschheit spielst … Aber diese

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