Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
hatten die Warner ihre telepathischen Fähigkeiten weiterentwickelt, aber da sie sich ausschließlich auf die Kommunikation und die Überwachung anderer konzentrierten, nahmen sie nie an dieser rein gefühlsmäßigen Vereinigung einer Gruppe teil. Und wahrscheinlich hatte diese natürliche Veranlagung der Kastenlosen zur Zusammenarbeit alle herrschenden Kasten verunsichert und sie veranlasst, den Sauerstoff für die Kastenlosen zu rationieren.
    »Nur mangelhaft mit Sauerstoff versorgte Gehirne planen keinen Aufstand«, hatte Gil gesagt.
    Die Vigilanten zerrten ihre Gefangene in einen Seitengang, noch enger als die Hauptgänge, und drängten sie vor eine runde, mit einer Querstrebe gesicherte Tür.
    Ghë begriff, dass die Männer sie zu einer der Todesschleusen gebracht hatten. Doch trotz der bedrückenden Atmosphäre in diesem Teil des Zugs blieb sie furchtlos. Denn Angst würde sie eines Großteils ihrer Kräfte berauben.
    Die Tür knirschte entsetzlich beim Öffnen. Die Männer
packten Ghë bei den Schultern und stießen sie grob in den langgestreckten Raum, an dessen Ende eine zweite Schleusentür zu erkennen war. Wenn die Vigilanten mit ihr fertig waren, würden sie den Raum verlassen und per Fernbedienung die Außentür öffnen. Ghë würde im All verschwinden.
    Jetzt drängten sich die Vergewaltiger in den Raum, umringten die junge Frau, zückten ihre Dolche und begannen, ihr Kleid aufzuschlitzen. Ihre Griffe zeugten von kalter Entschlossenheit, während das zerschlitzte Kleid zu Boden fiel. Ghë fror, und einen kurzen Moment drohte sie Panik zu überwältigen.
    Eine scharfe Klinge fuhr über ihre Brüste, eine zweite strich über ihren Rücken, eine dritte berührte ihren Hals. Noch ritzten die Männer ihre Haut nicht auf; nicht, weil sie es nicht gern getan hätten, aber die stoische Ruhe ihres Opfers irritierte sie. Ghës Gleichgültigkeit beunruhigte und schüchterte die Männer derart ein, dass sie plötzlich keiner Grausamkeit fähig waren.
    Nach einiger Zeit kamen sie sich mit ihren Waffen dumm vor, ihren jetzt nutzlos gewordenen Instrumenten der Macht. Sie waren so enttäuscht, dass sie nicht bemerkt hatten, wie sich leise Gestalten in den Raum geschlichen hatten. Noch weniger war ihnen Zeit zu reagieren geblieben.
    Drei von ihnen wurden mit derartiger Kraft enthauptet, dass ihre Köpfe durch die Luft flogen, an der Wand abprallten und über den Boden rollten. Zwei wurden erstochen und brachen wimmernd zusammen. Der Letzte ließ seinen Dolch fallen, noch ehe ihn die Spitze eines zweischneidigen Säbels ins Herz traf.
    Vom Blut der Getöteten besudelt, stand Ghë da.

    »Wurdest du verletzt, Schwester Ghë?«
    Sie schüttelte den Kopf. Unter den Frauen und Männern, die sie umringten, erkannte sie einige, denen sie oft begegnet war, mit denen sie aber nie gesprochen hatte. Die Leute sahen die junge Frau mit fast ängstlicher Ehrerbietung an. Die Frauen trugen keine Kleider, sondern weit geschnittene Westen und Hosen. Die meisten waren mit zweischneidigen, selbst gefertigten Säbeln bewaffnet.
    »Wer hat euch Bescheid gegeben?«, fragte sie.
    »Ein Bote, der von einem Freund aus der Kaste der Herrschenden zu uns geschickt wurde«, antwortete einer der Männer. »Dann folgten wir den Vigilanten. Die Stunde des Kampfes ist gekommen, Schwester Ghë.«
    »Kann ich eine Waffe haben?«
    Überrascht sah der Mann seine Mitstreiter an.
    »Du … du bist doch die Erwählte, Schwester Ghë …«
    »Wenn ihr mich als solche anerkennt, müsst ihr mir gehorchen. Gib mir eine Waffe!«, befahl sie in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Der Mann seufzte und reichte ihr seinen Säbel. »Hoffentlich muss ich das nicht eines Tages bereuen.«
    Als Ghë die Waffe ergriff, durchströmte sie eine ungeahnte Kraft, eine Energie, gepaart mit wilder Entschlossenheit. Im Namen El Guazers und Mâas würde sie an der Spitze ihrer Gefolgsleute kämpfen. In ihren Adern pulsierte die Kraft der Erde, und in ihr brannte das Feuer des Krieges. Und dieses geschmiedete Eisen würde ihr zum Sieg verhelfen.
    Sie dachte nicht einmal daran, ihren Körper zu verhüllen. Nackt schritt sie in den Gang hinaus, gefolgt von ihren begeisterten Mitstreitern.

     
    Im Weltraumzug El Guazer wurde bereits überall gekämpft. Die Kastenlosen, die die Mehrheit der Anhänger der Einzigen Erwählten stellten, hatten mit den Auseinandersetzungen am Ende des Zuges begonnen und sich – mit Säbeln und Lanzen bewaffnet – schon bis zu den

Weitere Kostenlose Bücher