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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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verweht; in der Luft schwebten nur noch ein paar schillernde blaugrüne Federn.
    Länger als vier Tage hatte Tau Phraïm seinen Feinden ein Schnippchen geschlagen, aber nun drängte es ihn, seine Mutter wiederzusehen. Und als er am Rand des Schildes saß, eine Korallenfrucht aß und aufs Meer hinaussah, entdeckte er ein Schiff. Nachdem er es ein paar Stunden beobachtet hatte, stellte er fest, dass es jedes Mal dort, wo ein Kampf stattgefunden hatte, Anker warf. Er begriff, dass die Mannschaft dieses Schiffes vom Kontinent stammte und dass sie versuchte, das Einstürzen der Großen Orgeln zu verhindern. Und er wusste intuitiv: Von diesen Männern habe ich nichts zu befürchten.
    Also war er hinuntergestiegen und hatte geduldig auf die Ankunft des Schiffs gewartet.
     
    »Wir haben gerade den letzten Pfeiler befestigt«, sagte Captain Saül Harnen, als er in den Ruheraum trat. »Wir nehmen Kurs auf Koralion.«
    »Dann haben wir nur noch ein Problem«, entgegnete Pralett und deutete mit einer Kinnbewegung auf Tau Phraïm, der ihm gegenübersaß. Der aggressive Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Mit einer Handbewegung forderte der Captain den alten Matrosen auf weiterzusprechen.
    »Ich meine die mentale Inquisition … Sie lesen in unseren
Köpfen und erfahren, dass wir den Jungen verstecken, hinter dem sie seit fünf Tagen her sind.«
    »Wir dürfen eben kein Aufsehen erregen. Wenn wir ihnen keine Gelegenheit geben …«
    »Wir waren auf See. Allein das ist Grund genug!«, unterbrach Cal Pralett den Captain. »Sie sind angespannt und werden jedes Gehirn ausforschen. Ich lebe nicht mehr lange, aber ich will nicht an einem Feuerkreuz enden. Und auch nicht unter Gedächtnisverlust leiden. Das ist schlimm. Am Ende weiß man nicht mal mehr, wohin man pissen soll!«
    »Verdammt noch mal, Cal. Sollen wir vielleicht bis ans Ende unserer Tage zu Kreuze kriechen?«
    »Da muss man sich eben anpassen, Captain.«
    Saül Harnen sah dem alten Mann in die Augen. »Willst du etwa damit andeuten, dass wir den Jungen ausliefern sollen?«, sagte er empört.
    »Was ist denn besser, Captain? Zu Kreuze zu kriechen oder aufrecht zu sterben? Die Scaythen sind keine normalen Gegner.«
    Saül Harnen warf einen Blick durchs Bullauge nach draußen. Sie durchfuhren eine in ewigem Dämmerlicht liegende Region, die von den Strahlen der Gestirne nie erreicht wurde. Diese Gewässer waren gefährlich. Deshalb musste er so schnell wie möglich wieder das Ruder übernehmen und dieser Unterredung ein Ende setzen.
    »Du redest Blödsinn, Cal Pralett!«, dröhnte der Captain. »Du hast nichts verstanden. Denn dieser Junge bietet uns eine einzigartige Chance. Wir können uns gegen unsere Unterdrücker auflehnen. Und diese Chance werde ich ergreifen.«
    »Na, dann ergreifen Sie doch Ihre Chance, Captain! Ich
sehe das ganz anders. Wir kriegen nur Ärger, und was für welchen!«
    Tau Phraïm verstand nicht, warum der alte Mann so viel Angst hatte. Solange er sich inmitten dieser Männer aufhielt, schützte er sie vor jeder mentalen Inquisition. Bisher hatte er sich dieser außerordentlichen Fähigkeit noch nie bedient – auch seine Mutter hatte er nicht geschützt –, weil es ihm nicht als notwendig erschienen war, da die Riesenschlangen sie beschützt hatten. Doch seitdem hatte sich die Lage radikal verändert.
    »Ich zwinge dich zu nichts, Cal«, sprach der Captain weiter. »Aber du musst mir dein Wort geben, dass du schweigst, bis wir handeln.«
    »Sie wollen handeln? Wie denn? Dieselben Reden habe ich doch schon von den Leuten gehört, die am Feuerkreuz endeten! Mit wem wollen Sie denn gegen die Pritiv-Söldner kämpfen?«
    »Es gibt viel mehr Ephrenier, als du glaubst, die die Syracuser und ihre maskierten Diener loswerden wollen …«
    »Na, wo wollen Sie denn Ihren kleinen Protegé verstecken?«
    Der Captain ging zu Tau Phraïm und legte ihm die Hand auf den Kopf.
    »Ich habe da schon eine Idee. Aber glaubst du wirklich, das würde ich dir sagen?«
     
    An die Geheimtür des Klosters wurde siebenmal geklopft. Die beiden wachhabenden Schwestern schraken zusammen. Sie sahen sich kurz an, dann verließ eine von ihnen den Raum, um Muremi – die älteste Matrionin – zu holen.
    Es herrschte pechschwarze Nacht, denn weder Xati Mu noch Tau Xir schickten ihr Licht durch die Großen Orgeln.

    »Sind Sie sicher, dass siebenmal geklopft wurde?«, fragte sie mürrisch.
    »Ganz sicher, Mutter Oberin.«
    »Benachrichtigen Sie die anderen

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