Sternenzitadelle
funktioniert, wissen wir noch nicht. Aber das Risiko müssen wir eingehen.«
»Welche Rolle sollen die Thutalinen dabei spielen?«
»Wir möchten, dass Sie das Kind und seine Mutter bis zum Ende der Feindseligkeiten in Ihre Obhut nehmen, weil wir Ihr Kloster mit seinem Identifikationssystem für den sichersten Ort in Koralion halten.«
»Oniki wird noch im Tempel des Kreuzes gefangen gehalten …«
»Ihre Befreiung steht an erster Stelle.«
»Sie verlangen sehr viel: den Bruch unserer Regeln.«
»Wir verlangen nichts anderes, als dass Sie, die Matrionen, zur Befreiung Ephrens beitragen!«
»Wann wollen Sie mit dem Aufstand beginnen?«
»Bald.«
Die Matrionen berieten sich nur ein paar Minuten, dann stimmten sie den Plänen der Patrionen zu. Captain Saül Harnen informierte die Ordensfrauen, dass Tau Phraïm nicht spreche, sondern sich einer seltsamen Ausdrucksweise, die derjenigen der Schlangen ähnlich war, bediene.
Dann hob er den Jungen auf, drückte ihn an seine Brust und ging ohne ein weiteres Wort.
SIEBZEHNTES KAPITEL
Im Jahr 20 des Ang-Imperiums war ich Techniker bei der staatlichen Holovision, S. H. Wir bekamen den Auftrag, die Erstürmung des Bischöflichen Palastes zu Venicia durch die imperialen Truppen – Pritiv-Söldner, Interlisten und Purpurgarde – zu dokumentieren. Also begleiteten wir die Angreifer bei ihrer zweiten Attacke in den Palast. Die Vorhut hatte bereits den Widerstand gebrochen. Zahlreiche Osgoriten waren niedergemetzelt worden und Flure und Räumlichkeiten von verstümmelten Leichen übersät. Trotzdem wurden weiterhin Lichtbomben gezündet, und wir verdankten unser Leben nur den Interlisten, die uns begleiteten. Alle Gänge und Korridore waren derart mit Minen verseucht, dass viele der Angreifer ihr Leben lassen mussten. Rauch und Qualm waren so dicht, das sogar unsere ultrasensiblen Holoobjektive nur sehr unscharfe Bilder lieferten. Doch wir wurden von dem Wunsch angetrieben, den Muffi Barrofill XXV. vor die Kamera zu bekommen, den Marquisatolen, den Mann, den alle Venicianer am Feuerkreuz sehen wollten.
Nach einer Stunde erreichten wir endlich das Kellergeschoss. Über den Muffi waren die abstrusesten Gerüchte im Umlauf: Er sei erschossen worden; er habe Selbstmord begangen, indem er sich einen Dolch ins Herz stieß; er habe sich in die Reparaturwerkstatt für Deremats geflüchtet; oder gar, die Krieger der Stille seien zu seiner Unterstützung herbeigeeilt.
Und während wir im Getöse der Explosionen und den Schreien der Sterbenden weiter in den Palast vordrangen, wuchs der Hass auf den Marquisatolen in uns, denn wir gaben diesem Mann die Schuld an dem Massaker, bei dem Hunderte den Tod fanden.
Terni Jauïonn,
»Autobiografie eines Zeitzeugen«
M altus Haktar fragte sich, ob er nicht verrückt geworden sei. Nur der heiße Lauf seiner Todeswellenpistole war real und verhinderte, dass er endgültig den Verstand verlor.
Der ein paar Meter von ihm entfernt liegende Tote war plötzlich zum Leben erwacht. Es wollte einfach nicht in den Kopf des Obersten Gärtners, dass sich der Jersaleminer durch einen so genannten heiligen Spruch unsichtbar machen konnte und jetzt den leblosen Mann nach einer Waffe durchsuchte.
Die Pritiv-Söldner hatten sich hinter dem Schutthügel verschanzt und starrten auf die Tür des Raums, in dem sich ihre Feinde aufhielten. Wahrscheinlich hatten sie die Bewegungen ihres toten Kameraden nicht bemerkt.
Im schwach aufblitzenden Licht schien es Maltus Haktar, als würden sie jetzt die Teile einer Mumifizierungskanone zusammenschrauben – eine schreckliche Waffe, gegen die es keinen Schutz gab und deren Einsatz wahrscheinlich zum Einsturz dieses Teils des Gebäudes führen würde.
Da spürte der Osgorite, dass jemand in seiner Nähe war. Die Jersaleminerin, in Sharis weißen Mantel gehüllt, stand vor der Türöffnung und starrte in den Gang.
»Da dürfen Sie nicht bleiben, Madame«, sagte Maltus Haktar. »Diese Leute haben Waffen, die …«
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, als eine glänzende,
sich drehende Scheibe gegen den Metallrahmen der Tür prallte, nur ein paar Zentimeter von Phoenix’ Kopf entfernt. Erschrocken packte der Gärtner den Arm der jungen Frau und zerrte sie so heftig zurück, dass sie zu Boden stürzte.
»Sind Sie verrückt geworden, Maltus?«
»Mir ist es lieber, verrückt zu sein und lebendig als bei Verstand und tot, Eure Heiligkeit … oder wer auch immer Ihr seid … Gütiger Himmel!«, sagte er,
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