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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Sie verständigten sich normalerweise stumm, allein mittels einer komplizierten Körpersprache und nur in Gefahrenmomenten bedienten sie sich ihrer Sprache, die durch Vibrationen ihrer gespaltenen Zunge erzeugt wurde. Nur mit großer Mühe hatte Tau Phraïm diese beiden Sprachen erlernt, doch während dieser Zeit hatten ihm die Schlangen Respekt gezeugt und waren ihm mit viel Geduld begegnet.
    »Hast du noch Hunger?«, fragte ihn erneut der Mann mit dem wettergegerbten Gesicht, der sich um ihn kümmerte.
    Tau Phraïm verstand die Menschensprache, weil er sie von seiner Mutter gelernt hatte, aber er wollte sie noch nicht sprechen.
    Er schüttelte den Kopf und betrachtete die getrockneten
Fische und das Knäckebrot, das Cal Pralett ihm auf einem Teller hinschob. Außer Muttermilch hatte er sich seit seiner Geburt nur von den Früchten des Korallenschilds ernährt. Die Nahrung, die er gerade zu sich genommen hatte, lag ihm schwer im Magen.
    Wenn die Matrosen in den Aufenthaltsraum kamen, um sich auszuruhen, warfen sie dem Kind neugierige, aber auch furchtsame Blicke zu. Der Junge faszinierte sie, denn er wirkte auf sie, als könne er Wunder wirken.
    Tau Phraïm hatte genug davon gehabt, mit den weiß maskierten Männern Versteck zu spielen. Es war nicht schwer gewesen, ihnen im Korallenschild zu entwischen, umso einfacher, weil die Nicht-Menschen, die sie begleiteten, außerstande waren, ihn mental zu lokalisieren. Schon seit drei Jahren gelang es ihren geistigen Tentakeln nicht, die schützende Barriere vor seinen Gedanken zu durchdringen. Er kannte jeden Schlupfwinkel des mehrere Tausend Quadratmeter großen Korallenschildes; die langen Röhren, durch die nur Schlangen oder er – wenn auch mühsam – gleiten konnten. Fünf Tage und Nächte hatte er seinen Verfolgern getrotzt und sich in nun leeren Schlangennestern versteckt, wohin niemand ihm folgen konnte.
    Als er sich jetzt auf dem Spritzboot ausruhen konnte, wurde er von schrecklichen Bildern gequält. Frieden herrschte auf der Höhe des Korallenschildes, und er spielte mit seinen Freundinnen. Die Schlange, die ihn in seinem Maul trug, war plötzlich erstarrt, als hätte sie eine unsichtbare Bedrohung gespürt. Ein ohrenbetäubender Lärm war dem Erscheinen der Monstervögel vorausgegangen. Anstatt jedoch, wie es ihr Instinkt gebot, zu fliehen, hatte die Schlange ihr Maul zugemacht und Tau Phraïm in eins
der Nester getragen. Von dort aus war er auf das Dach des Schildes geklettert, um den Reptilien im Kampf gegen die fliegenden Ungeheuer beizustehen. Und von dort aus hatte er seine Mutter inmitten des Kampfgetümmels gesehen. Als er zu ihr gehen wollte, war sie plötzlich verschwunden, so als hätte ein unsichtbarer Mund sie verschluckt. Als er zu der Stelle eilte, sah er, wie sie im freien Fall in eine Korallenspalte stürzte. Von der Ahnung getrieben, seine Mutter könne aufgeben, hatte er ihr suggeriert, sich an einen der Korallenvorsprünge zu klammern, um ihren Fall zu bremsen. Ohne zu wissen, wie und warum, war es ihm gelungen, den Geist seiner Mutter zu lenken.
    Sie war seinen Anweisungen gefolgt, hatte ihr Gewicht während des Falls verlagert, so dass sie an die Korallenwand stieß und es ihr schließlich gelang – wenn auch unter erheblichen Verletzungen – sich an die Wand zu klammern. Sie drohte, das Bewusstsein zu verlieren, doch Tau Phraïm war es mit letzter Kraft gelungen, sie vor dem Absturz in die Tiefe zu bewahren, auch wenn er mit Entsetzen mitansehen musste, dass sie sich an der Schwelle zur Welt der Seelen befand.
    Selbst wenn die Schlangen über die fliegenden Bestien siegen würden und seine Mutter bergen könnten, das wusste er, würde er nur ihrem langsamen Sterben zusehen können. Deshalb war er erleichtert, als eine Flugmaschine am Himmel erschien. Zwar gehörte sie ihren Feinden, jenen, die die Riesenvögel in den Korallenschild geschickt hatten. Aber diese Leute würden Oniki vielleicht retten. Denn er sah, wie sie ihren blutüberströmten Körper vorsichtig in den Personenair schoben.
    Keine Schlange hatte das Massaker überlebt. Die toten Leiber waren von den Raubvögeln davongetragen worden.
Und hätte es nicht die Gänge und die leeren Nester als Zeichen ihrer Existenz gegeben, Tau Phraïm hätte geglaubt, der Korallenschild wäre nie bewohnt gewesen. Das blaue Gestirn Xati Mu war untergegangen, und das rote Gestirn Tau Xir tauchte die Großen Orgeln in ein blutrotes Leichentuch. Der Stolze Wind hatte den Geruch des Todes

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