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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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schlafenden Kriegern der Stille erfahren.

    Der Lobgesang erfüllte die Kathedrale. Die drei Zelebranten vor dem Altar teilten den Segen aus, und die Ränge leerten sich langsam. Die Strahlen des Morgengestirns Rose Rubis tauchten die Weihrauchschwaden in rötliches Licht. Ein Tor öffnete sich oben in einer Wand, und die kaiserliche Loge schwebte hinaus.
    Nachdem der Klerus ebenfalls das Gotteshaus verlassen hatte, programmierte der Muffi den Kurs seiner Loge. Sie schwebte über leere Bänke und verschwand in einem dunklen Schacht neben dem Hauptportal.
     
    Als sich der Muffi in dieser Nacht in die Bibliothek begab, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, verfolgt zu werden, obwohl er sich nach der Verabschiedung seiner Entourage, einschließlich Adaman Mouralls, in seine Gemächer zurückgezogen hatte. Über einen der vielen von seinem Schlafzimmer ausgehenden Geheimgänge hatte er ungestört den Vorraum der Bibliothek erreicht.
    Verunsichert blieb er in dem großen Raum stehen und ließ den Laserstrahl seiner Taschenlampe in alle Ecken gleiten. Er entdeckte nichts, hörte kein verdächtiges Geräusch, trotz der Beachtung aller Schutzmaßnahmen.
    Wahrscheinlich bin ich durch mein Misstrauen schon paranoid geworden, dachte er und ging weiter.
    Seine innere Stimme konnte er jetzt klar und deutlich hören. Doch dieses Mal wies sie ihn an, einen anderen Weg als den üblichen einzuschlagen. Er durchquerte kleine Räume, mit Regalen an den Wänden, und ging dann über gewundene, immer enger werdende Gänge, deren Abzweigungen teilweise durch abgestürztes Gestein verschüttet waren. Überall glänzten auf dem Boden schlammige Pfützen. Und er fragte sich, ob sich die Stimme nicht irre.

    Den leisen Geräuschen in seinem Rücken schenkte er keine Aufmerksamkeit. Das mussten Katzenratten sein, Nagetiere, die überall im Untergrund Syracusas lebten.
    Schließlich gelangte er vor eine massive, aber altersschwache Holztür, die jedoch durch ein mit einem Code versehenes Magnetschloss gesichert war. Wie beim ersten Mal vor der Tür zur Geheimbibliothek verriet ihm auch jetzt die Stimme die neunstellige Zahlenkombination, die er auf der Tastatur eingab. Ein Teil der Tür glitt auf einer Schiene zur Seite und gab den Blick auf ein uraltes Kellergewölbe frei.
    Der Muffi trat ein und ließ den Strahl seiner Laserlampe über die rauen Wände und den Boden aus gestampftem Lehm gleiten. Auf einem flachen Stein standen ein Bullovisionsgerät und eine kleine schwarze Röhre – ein Messacode – die er in die Öffnung zur Aktivierung des Programms steckte.
    Das Bild wurde hell, und ein faltiges Gesicht erschien. Barrofill XXIV., sein Vorgänger. Ihn jetzt vor sich zu sehen, verwunderte den Muffi nicht besonders. Diese holographische Wiederauferstehung lieferte ihm vielleicht Antworten auf seine Fragen.
    Die rissigen Lippen des von allen gefürchteten und machtbesessenen ehemaligen Oberhauptes der Kirche bewegten sich, und seine brüchige hohe Stimme ertönte aus dem Lautsprecher.
    »Ich spreche aus der Ewigkeit – auch wenn ich nicht daran glaube – zu meinem Nachfolger. Bist du es, mein lieber Fracist, an den ich meine Worte richte? Sollte das der Fall sein, so wurde meine Initiative post mortem von Erfolg gekrönt. Andernfalls wird die gesamte Menschheit im Nichts verschwinden. Sollte die Person, die jetzt meine
Botschaft empfängt, nicht Kardinal Fracist Bogh sein, bitte ich sie, bei allem, was ihr heilig ist, die Sendung sofort zu stoppen und nach dem Muffi der Kirche des Kreuzes, Barrofill XXV. zu schicken, sollte dieser nicht bereits verstorben sein. Ich werde jetzt eine Minute schweigen, um meinem unbekannten Gesprächspartner zu helfen, die richtige Entscheidung zu treffen …«
    Der ehemalige Unfehlbare Hirte starrte stumm in die Kamera. In seinen dunklen Augen loderte ein Feuer, das einzige Lebenszeichen in dem zerfurchten Gesicht des Greises.
    »Also, mein lieber Fracist – meinem optimistischen Naturell gemäß ziehe ich nur diese Möglichkeit in Betracht – , entsprachen die ersten Monate deines Pontifikats deinen Hoffnungen? Ich gestatte mir die Freiheit, dich zu duzen, denn das ist wohl Brauch unter Muffis, obwohl es dafür kein Beispiel gibt. Wenn du so weit gekommen bist, musst du bis zum heutigen Tage alle Attentate, Prozesse und Auslöschungsattacken überlebt haben. Von meinem zu langen Leben auf den niederen Welten bedaure ich nur eins: nicht die Verblüffung der Kardinäle und Höflinge gesehen zu

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