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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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unterschätzt. Zu spät wurde ihm klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. Er saß in der Falle. Ihm wurde übel, und er hatte Mühe, seine Blase zu kontrollieren.
    In dem Moment erhellte ein gleißender Blitz das Halbdunkel. Jaweo Mutewa riss die Augen auf, und sein dunkles Gesicht wurde zu einer Maske ungläubigen Entsetzens. Er schwankte und stürzte dann rückwärts schwer zu Boden. In der stickigen, modrigen Luft des Kellergewölbes roch es plötzlich nach verbranntem Fleisch.
    Ein bewaffneter Mann stieg über den reglosen Körper. Schwarzer Rauch quoll aus der Mündung seiner Todeswelle.
    »Gelobt sei die Kirche!«, rief er. »Ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    Der Muffi brauchte ein paar Sekunden, bis er den Mann erkannte: einen der Obergärtner vom Planeten Osgor, seit mehr als vierzig Jahren im Dienst der Kirche stehend. Sein rotes Gesicht mit den groben Gesichtszügen, seine kräftige Statur und seine großen Hände wollten so gar nicht zu seiner ausgesucht eleganten Kleidung passen – den Seidenstiefeln, einem mauvefarbenen Colancor und dem Mantel aus changierendem Lebensgewebe.
    »Hätte ich mein Versprechen nicht gehalten, Barrofill XXIV. wäre aus der Hölle emporgestiegen, um mich zu verfluchen!«, brummte er. »Seit drei Jahren wache ich jede Nacht in der Bibliothek zu Eurem Schutz. Und gerade heute Nacht bin ich eingenickt. Glücklicherweise hat mich mein Wellendetektor geweckt. Ich bin Maltus Haktar, vom Planeten Osgor.«
    »Ihr Wellendetektor?«, fragte der Muffi verwirrt, noch unfähig, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.

    Der Obergärtner entnahm seiner Manteltasche ein kleines, blinkendes Gerät.
    »Dieses Schmuckstück hat mir der Vierundzwanzigste geschenkt. Es ist darauf programmiert, in einem Umkreis von fünf Kilometern nur die Anwesenheit von zwei Personen zu tolerieren. Also Ihr und ich, Eure Heiligkeit. Und der Alarm wurde ausgelöst, als dieser Eierlose hinter Euch hergeschnüffelt hat. Ich brauchte ihm nur zu folgen.«
    »Danke, mein Sohn. Ohne dein Eingreifen …«, fing der Muffi mit zitternder Stimme an.
    »Diese Kastraten muss man zertreten wie Ungeziefer, wie Skorpione. Alle!«, unterbrach Maltus Haktar den Obersten Hirten und deutete auf den Leichnam Jaweo Mutewas. »Mit dem einen Unterschied, verzeiht meine Offenheit, Eure Heiligkeit, dass diese verfluchten Vikare keine Stacheln mehr haben.«

DRITTES KAPITEL
    Ich sehe ihren Körper, zu Eis gefroren, und erstarre.
In der Erinnerung höre ich sie lachen und bin verzaubert.
     
    Ihre geschlossenen Lider verbergen das Strahlen ihrer Augen.
Ihre Haare tanzen unter einer finsteren Sonne.
     
    Unbeweglich ruht sie, wie eine Tote.
Doch sie wacht, unter angsterregender Blässe.
     
    Kein Laut entschlüpft ihren bleichen Lippen.
Trotzdem ruft sie nach mir, durch Raum und Zeit.
    »Gesang an die vorübergehend Abwesende«
Anonymus von Ut-Gen, übersetzt von
Messaodyne Jhû-Piet, syracusischer Dichter
der ersten Periode des Postang’schen-Imperiums

    V om azurblauen Himmel strahlte die Sonne herab, aber das Herz Jek At-Skins war finster. Er saß am Ufer des Gebirgsbachs, in dem er und Yelle oft gebadet hatten.
    Härchen begannen an seinen Wangen zu sprießen, er kam in dem Stimmbruch. Doch je mehr Zeit verging, umso mehr ergriff Yelle Besitz von ihm. Im Pfeifen des Windes hörte er ihr spöttisches Lachen, im Herbstlaub sah er die goldenen Flammen ihres Haars, in den graublauen Seen ihrer Augen badete er. In flirrender Hitze sah er ihre Gestalt, auf warmem Felsgestein berührte er ihre Haut.
    Landschaften, Farben und Gerüche Terra Maters waren erfüllt von Yelle. Jedes Fleckchen Erde, über das sie gegangen war, weckte Erinnerungen an sie. Oh, sie war gewiss kein gewöhnliches Mädchen, sie hatte eine flinke Zunge, und ihre Worte waren oft so verletzend wie Pfeile. Doch je mehr Jek nach Fehlern bei ihr suchte, umso unfehlbarer wurde sie für ihn.
    Mahdi Shari hatte ihm berichtet, dass ihr kleiner tiefgefrorener Körper zusammen mit denen von Naïa Phykit, San Francisco und Phoenix in einem Palast Venicias öffentlich zur Schau gestellt worden war, doch dass die vier nun auf Geheiß des Muffis in einem geheimen Raum des Bischöflichen Palastes ruhten.
    »Was will er mit ihnen machen?«, hatte Jek angstvoll gefragt. »Sie verbrennen?«

    »Das glaube ich nicht«, hatte Shari geantwortet. »Seneschall Harkot hat sich geweigert, dem Muffi die Kryo-Codes zu geben, und die Kirche des Kreuzes wird sie nicht vor Gericht

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