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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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menschlich machen. Ich werde ihn so stark lieben, dass ich ihn aus den Klauen von Hyponeros befreie, so wie er mich aus den Klauen der Sklavenhändler befreit hat. Er wird wieder ein freier, selbstbestimmter Mensch werden, ein aus Licht geborenes Wesen.
    Tixus Gesicht blieb emotionslos, aber Aphykit glaubte, einen Funken Verstehens in ihnen gelesen zu haben. Plötzlich verschwand er im Halbdunkel der Höhle.
    »So wird das Leben immer triumphieren, weil wir es preisen, und wir jubilieren …«
    Noch immer sangen und tanzten die Bawaloaner. Ihre schweißüberströmten Körper bewegten sich in nie enden wollenden Wellen.
    Aphykit spürte, dass jemand neben ihr lag. Sie wandte den Kopf zur Seite und sah Yelle, die, auf einen Ellbogen gestützt, aufmerksam die Tanzenden beobachtete. Der Julische Korund an ihrer rechten Hand funkelte wie tausend Sonnen.
     
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Hectus Bar. »Obwohl Sie heftig zugeschlagen haben, ist die Frau nur etwas benommen. Sie wird wieder ganz gesund.«
    Die Tropikalin lag auf dem Boden. Sie hatte einen großen
blauen Fleck auf der Stirn, eine Beule, die noch immer anschwoll. Ein Mann beugte sich über sie und goss ihr aus einer Nussschale eine Flüssigkeit in den halb geöffneten Mund.
    »Sie wird sich sogar geehrt fühlen, weil Sie sie ausgesucht haben«, fuhr der Missionar fort. »Denn das gibt ihr das Gefühl, mehr als andere zur Wiederbelebung Ihrer Tochter beigetragen zu haben … zu Ihrer Wiederbelebung … Wollen Sie wirklich nicht bleiben? Das Fest hat gerade erst begonnen …«
    Schreien und Lachen hallte an den Wänden der Grotte wider. Die Tropikalen tranken aus großen halbierten Nussschalen und Muschelhälften. Das Getränk – ein Aphrodisiakum, wie der Missionar erklärte – wurde im Übermaß genossen. Die Kinder kletterten auf die Stalagmiten und sprangen mit lautem Juchzen wieder herunter. Am Fuß des Steins des Lebens brannte ein Feuer aus wohlriechenden Kräutern, der Rauch brannte nicht einmal in den Augen, sondern erzeugte eine leichte Euphorie.
    Inmitten der Dorfbewohner entdeckte Aphykit Phoenix und San Francisco. Auch sie lachten und tanzten.
    »Yelle und ich sind müde«, sagte Aphykit. »Wir müssen uns ausruhen.«
    Sie hatte das weiße Chorhemd wieder übergestreift und Yelle die graue Jacke angezogen. Trotz des wärmenden Feuers fror sie erbärmlich. Der Anblick der in Trance Tanzenden schien Yelle zu faszinieren.
    »Bitte danken Sie den Dorfbewohnern in meinem Namen«, fuhr sie fort.
    »Sie haben Ihre Lebenslust zurückgewonnen, das ist ihnen Dank genug … Wann wollen Sie uns verlassen?«
    »Sobald wie möglich. Wenn Phoenix und San Francisco
zu uns in die Mission kommen. Auch Ihnen möchte ich danken.«
    »Es war mir eine Ehre, und ich bin stolz, Ihnen geholfen zu haben, Naïa Phykit. Ruhen Sie sich in meinem Schlafzimmer aus. Ich werde wohl erst wieder in die Mission kommen, wenn die Soäcra-Sonne hoch am Himmel steht.«
    Dann drehte er sich abrupt um und ging zu einer der Ältesten, die neben dem Stein des Lebens auf ihn wartete, und brach mit einem erstaunlichen Mangel an Schuldgefühl aufs Neue sein Keuschheitsgelübde.
     
    Über Bawalo dämmerte der Morgen. Aphykit und Yelle gingen durch das Dorf. Seit sie aus dem Koma erwacht war, hatte sie noch kein Wort gesprochen, und Aphykit fragte sich, ob ihre Tochter die Sprache verloren habe. Manchmal streckte das kleine Mädchen die Hand mit dem Ring dem Licht entgegen und betrachtete das Funkeln des kostbaren Steins. In einer kleinen Bucht im klaren Wasser Gran Nigers nahmen sie ein Bad.
    Erst als beide auf dem Bett des Missonars lagen, sprach Yelle.
    »Ich helfe dir, Papa vom Blouf zu befreien.«
    Aphykit richtete sich auf. »Warst du während der Zeremonie bei Bewusstsein?«
    »Was für eine Zeremonie? Ich habe nur Papa gesehen und den Blouf in seinem Inneren. Er braucht uns, Mama.«
    Aphykit umarmte ihre Tochter und drückte sie an sich. Eine ganze Weile verharrten sie so, schweigend.
    »Ich bin unsäglich glücklich, dass du lebst«, sagte Aphykit schließlich leise.
    »Auch du warst tot, Mama. Und Papa, er musste sterben, damit er ins Leben zurückkehren kann … Doch jetzt
will ich, dass du mich lehrst, wie man auf seinen Gedanken reisen kann, Mama.«
    »Sobald wir angekommen sind, lernst du es. Das ist ein Versprechen.«
    Je höher die Sonne stieg, umso heißer wurde es in der Mission. Unzählige Insekten schwirrten umher. Sie summten den Gesang des Lebens.
     
    Jek

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