Sternenzitadelle
zellularen Transfer zum ersten Mal gemacht und litt sichtlich darunter.
Auch Jek litt. Am liebsten wäre er losgestürmt, hätte Yelle in die Arme genommen und sie durch die Luft gewirbelt. Doch er war wie gelähmt und unfähig, auch nur ein Glied zu rühren. Als sie sich kennenlernten, waren sie etwa gleich groß gewesen. Er war während ihres dreijährigen Tiefschlafs aber gewachsen und nun etwa zwei Köpfe größer. Sie kam ihm so zerbrechlich vor, dass er nicht wagte, sie zu umarmen. Also ging er zu ihr und streichelte zärtlich ihre Wange. Erst da sah er, dass sie weinte. Da umarmte er sie.
So blieben beide stehen, bis sich Aphykit und San Francisco neben Phoenix rematerialisierten, die noch immer ziemlich schwach war.
Aphykit erholte sich schon nach ein paar Minuten. Sie stand auf, ging zu Yelle und Jek und schloss die beiden in ihre Arme. Sie hatte das Gefühl, nach einer langen, langen Reise heimzukehren, aus einem bizarren Traum zu erwachen.
»Wir sind so glücklich, dich endlich wiederzusehen, Jek«, sagte sie.
»Wir beide kommen etwas später nach«, verkündete Yelle bestimmt.
Wenn sie die Stirn runzelte und diesen Schmollmund machte, konnte niemand sie von einem Vorhaben abbringen. Jek hielt ihre Hand. Seine Verlegenheit ließ darauf schließen, dass die beiden in geheimem Einverständnis handelten.
»Aber es regnet«, wandte Aphykit ein, obwohl sie wusste, dass ihr Argument sinnlos sein würde.
»Mein Kopf sagt mir, dass der Prinz der Hyänen eine Weile mit seiner Prinzessin allein sein möchte«, sagte San Francisco. »Und mein Herz ist dafür …«
»Und der Himmel freut sich darüber«, fügte Phoenix hinzu und lächelte.
Die beiden Jersaleminer hatten sich von der Zeremonie in Bawalo noch nicht erholt, und der Transfer hatte sie zusätzlich erschöpft. Sie hatten nur einen Wunsch, in ein Bett zu fallen und zu schlafen. Ihre Erinnerungen an das Ende des Festes waren verwirrend … Streichelnde Hände, sich öffnende Münder, Wellen ekstatischer Lust …
»Wenn alle, und sogar der Himmel, gegen mich sind, muss ich mich beugen«, sagte Aphykit.
»Wir kommen bald nach!«, rief Jek über die Schulter zurück.
Eine halbe Stunde später waren sie am Ufer des Gebirgsbachs, wo sie zum ersten Mal zusammen gebadet hatten. Yelle erkannte den Ort sofort wieder, obwohl die Vegetation viel üppiger geworden war. Der Regen hatte nicht aufgehört, im Gegenteil, jetzt regnete es in Strömen.
Sie zogen sich aus, gingen bis zu den Knien ins Wasser und stießen wegen der Kälte kleine Schreie aus. Wie vor drei Jahren bedeckte Jek sein Geschlecht mit den Händen.
»Was soll das?«, sagte Yelle, ihn provozierend. »Ich weiß, wie Jungs aussehen.«
Jek verdrehte die Augen gen Himmel, umd beide mussten lachen.
»Wissen Sie vielleicht, was aus Adaman Mourall geworden ist?«, fagte Fracist Bogh.
Ein Feuer brannte knisternd im Kamin. Die völlig durchgefrorenen
jungen Leute, Jek und Yelle, saßen in Wolldecken eingewickelt davor. San Francisco und Phoenix hatten sich zurückgezogen, um sich auszuruhen. Und Whu hatte ausführlich aus seinem Leben erzählt, von seiner Verzweiflung während seiner Zeit als Ritter, von seiner zwanzigjährigen Tätigkeit als Adjudant eines Sklavenhändlers, von seiner Begegnung mit der Himâ Katiaj und schließlich seiner Ankunft in Venicia.
»Ich kann Ihnen nur sagen, dass einer der beiden Deremats in Bawalo ein paar Stunden vor uns benutzt wurde«, antwortete Aphykit. Sie kniete vor dem Feuer und schürte es. »Das Display zeigte Duptinat, die Hauptstadt des Marquisats an.«
»Das war Adaman«, sagte Fracist Bogh und seufzte. »Er ist Marquisatiner, ich ebenfalls. Er hat die Gunst des Schicksals nicht zu nutzen gewusst.«
»Niemand hat ihm die terrestrischen Koordinaten von Exod mitgeteilt«, sagte Whu. Er saß am Tisch, dem ehemaligen Muffi gegenüber. »Er wusste also nicht, wo er uns hätte wiederbegegnen können.«
»Er hat sich entschieden. Oder nicht, Ritter!«
»Aber es war sein Recht …«
Fracist Bogh stand auf und ging zu Aphykit vor dem Kamin. Er zögerte lange, ehe er ihr schüchtern diese Frage stellte, die ihm so wichtig war.
»Wann werden Sie uns das Antra lehren?«
Sie hörte auf, das Feuer zu schüren, und sah ihn an. »Morgen. Morgen kommt Shari zurück. Dann müssen Sie alle bereit sein.«
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
Also geschah es, dass die Kreaturen mit den schwarzen Herzen, jene, die das Volk auf Ephren versklavt hatten,
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