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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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flammenden Buschs erzählt, der an dieser Stelle ohne menschliches Zutun nach dem Verschwinden des unsterblichen Hüters der Menschheit gewachsen war, des Mannes, der einhundertfünfzigtausend Jahre die Inddikischen Annalen bewacht und den Mahdi Shari die Kunst gelehrt hatte, auf den fliegenden Steinen zu reisen.
    Fracist setzte sich im Schneidersitz vor den Strauch. Ein bleicher Mond stand hoch am Himmel. Stille herrschte, nur unterbrochen vom fernen heiseren Schreien der Raubvögel.
    Viele Historiker waren der Meinung, dass die Kolonisierung anderer Planeten von Terra Mater ausgegangen war. Doch ehe ich nicht die Spuren der alten Kultur gefunden habe, dachte Fracist – der weder das Dorf noch den Vulkan Exod als Zeugnisse ehemaliger Kultur betrachtete –, kann ich mich dieser Hypothese nicht anschließen. Wie bei der psychokinetischen Reise möchte ich erst sehen, damit ich glauben kann. Wahrscheinlich bin ich auch deshalb Priester geworden. Aber ich bedaure nichts. Aphykit hat gesagt, dass ein Weg so gut wie jeder andere ist.

    Er schloss die Augen. Sofort begann das Antra in seinem Inneren zu vibrieren. Jetzt aber versuchte er nicht, es nach seinen Wünschen zu formen, sondern gab sich ihm ganz hin.
    Er sah den kleinen Fracist Bogh, einen fröhlichen unbeschwerten Jungen, der im Hof des Runden Hauses mit den neun Türmen mit dem jungen Seigneur List Wortling spielte. Er sah seine Mutter, eine bescheidene Wäscherin, wie sie mit den Gardisten lachte. Seinen Vater hatte er nie gekannt. Auch seine Mutter kannte ihn nicht. Sie hatte sich in ihrer naiven sinnlichen Art vielen Männern hingegeben. Diese Leichtlebigkeit hatte Fracist ihr sehr übel genommen, und seit seinem Besuch der heiligen Propagandaschule in Duptinat hatte er mit ihr gebrochen. Ist es nicht sie, die ich gesucht habe, als ich in quasi ekstatischer Verzückung die gequälten Körper an den Feuerkreuzen betrachtete, fragte er sich.
    Plötzlich fand er sich auf dem Jatchaï-Wortling-Platz wieder, in dessen Mitte die Statue des Gründers der Dynastie thronte. Seit fünfundzwanzig Jahren hatte er keinen Fuß mehr in seine Heimatstadt gesetzt. Sie hatte sich, abgesehen von diesen leuchtenden Öffnungen, die strahlenförmig von dem Platz abgingen und Avenuen glichen, nicht verändert. Einer Eingebung folgend, ließ er sich in die hellste dieser Öffnungen treiben. Auf der anderen Seite sah er etwas, das einem glitzernden Band glich. Die Stadt war verschwunden, so als hätte sie nie existiert. Dann ergriff ihn eine Art mächtiger Strom, und er hatte das Gefühl, desintegriert zu werden, wie bei einem Deremat-Transfer.
    Als er wieder zu sich kam, war der Tag angebrochen. Zuerst glaubte er, auf einem anderen Planeten zu sein, aber über einem Bergmassiv entdeckte er einen gelben Stern,
der wie ein Bruder der Sonne von Terra Mater aussah. Daraus schloss er, dass er sich auf der jetzt hellen Seite des Planeten befinde.
    Die Erkenntnis, allein durch die Kraft seiner Gedanken gereist zu sein, erfüllte ihn mit großer Freude. Um zum Ausgangspunkt zurückkehren zu können, müsste er sich das nur wünschen – jedenfall hatte Aphykit ihn das gelehrt  –, aber damit musste er warten. Eine große Müdigkeit hatte ihn ergriffen, eine ähnliche Erschöpfung wie nach einem Tag harter Arbeit.
    Die Luft war sehr heiß, und Fracist atmete flach, fast hechelnd. Er hörte krächzende Schreie über seinem Kopf. Raubvögel waren, durch sein plötzliches Erscheinen gestört, aufgeflogen und kreisten am Himmel. Außerdem hörte er ein leises Rauschen. Es musste ein Fluss in der Nähe sein.
    Fracist saß am Rand einer großen Felsspalte, mehrere Kilometer lang und etwa dreihundert Meter tief, umgeben von einer Steinwüste. Die Raubvögel flogen wieder in diese Spalte, wie um ihre Arbeit fortzusetzen, bei der er sie unterbrochen hatte. Er beugte sich vor und warf einen Blick nach unten. Dort sah er den Fluss, grüne Flecken und ein paar Bäume am Ufer.
    In der Nähe des Wassers entdeckte er eine reglose weiße Gestalt – ein Mensch, den die Raubvögel offensichtlich als Beute ausersehen hatten.
    Fracist überlegte schnell. Noch war er zu schwach, um die Entfernung kraft seiner Gedanken überwinden zu können, doch der Abstieg würde ihn etwa eine Stunde kosten, Zeit genug, dass inzwischen die Person dort starb, sollte sie noch leben. Also nahm er einen Stein und warf ihn nach den Räubern, die inzwischen in sicherer Entfernung
die Person belauerten. Er hatte Erfolg. Ein

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