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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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dich gegen die Kardinäle und die Vikare gestellt hast. Ich habe dir auch noch nicht gedankt, dass du über unsere tiefgefrorenen Körper gewacht hast. Drei lange Jahre warst du unsere einzige Verbindung zwischen Leben und Tod.«
    »Ich habe nur den Rat eines Toten befolgt …«
    Aphykit ließ den Blick über den dunklen Abendhimmel wandern. Vor ein paar Stunden hatte sie seltsame Lichteffekte im Zenit bemerkt, die sie sich nicht erklären konnte.
    »Du darfst deine Verdienste nicht gering bewerten, Fracist«, sagte sie leise, »noch dich selbst. Du gestehst dir nicht
ein, dass du Seelengröße besitzt. Du liebst dich nicht genug …«
    Sie ging zu den leuchtenden Blüten des Strauchs des Narren und fügte nach kurzem Schweigen hinzu: »Ich will dir keine Moralpredigt halten oder dir gute Ratschläge erteilen. Ich selbst habe lange gebraucht, um mich als die Frau zu akzeptieren, die ich bin …«
    »Ihr, Naïa Phykit?«, fragte Fracist Bogh verwundert.
    Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn eindringlich an. Trauer und Schmerz waren in ihren wunderschönen goldgesprenkelten Augen zu lesen. Ihr blondes, in der Brise wehendes Haar sah im Licht des Nachtgestirns – Mond hatte Jek es genannt – fast weiß aus. Und wieder bewunderte der Marquisatiner die Schönheit dieser jungen Syracuserin.
    »Für wen hältst du mich, Fracist?«
    Die Frage traf ihn unvorbereitet. Er konnte sie nicht beantworten.
    »Wegen der vielen Legenden, die über meine Person im Umlauf sind, machst du dir wahrscheinlich ein falsches Bild von mir. Ich bin nicht anders als alle Menschen, ich zweifle und leide. Solche Gefühle habe ich lange nicht zugelassen, aber durch diese Haltung habe ich mich meiner eigenen Größe verweigert.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich spreche von den Resten kreuzianischer Dogmen in deinem Kopf … Seit Jahrhunderten arbeitet die Kirche daran, die Menschen von ihrem Menschsein zu entfremden. Regeln, Gebote und Verbote sind nichts anderes als nützliche Werkzeuge, um Schuldgefühle bei den Gläubigen zu erzeugen. Menschen, die Schuld auf sich geladen haben, lieben sich nicht. Und da sie sich nicht lieben, fliehen sie
in die Religion, suchen dort ihr Heil und vertrauen ihre Seele den Predigern, Priestern und Missionaren an …«
    »Ich begreife noch immer nicht, was die Kirche mit Euch zu tun hat …«
    »Ich rede von der Akzeptanz des eigenen Selbst. Früher akzeptierte ich mich nicht wie alle diese Menschen, die dazu gedrängt werden, sich Regeln und Dogmen zu unterwerfen. Ich habe teuer dafür bezahlen müssen, bis ich begriff, nicht dem Idealbild zu gleichen, das ich selbst von mir hatte. Deshalb habe ich Tixu verloren, und Yelle hätte ich fast verloren.«
    »Whu wäre der Meinung, dass für diese Ereignisse nicht nur Ihr, sondern vor allem Euer Gemahl und Eure Tochter verantwortlich seien.«
    »Das stimmt. Aber eine tiefe, aufrichtige Liebe ermöglicht verschiedene Lösungen für ein Problem. Dann gibt es die Möglichkeit der Wahl. Wenn du nicht lieben kannst, Fracist, kannst du auch nicht auf deinen Gedanken reisen. Du hast deinen Gefährten gegenüber ein Gefühl der Minderwertigkeit, weil sie sich schon am ersten Tag auf eine psychokinetische Reise begeben konnten, doch du kannst Hindernisse überwinden, für die sie Jahre, vielleicht Jahrhunderte brauchen würden. Die Lebenswege der Menschen sind niemals dieselben, und keiner ist dem anderen überlegen oder unterlegen. Warum hast du die Inddikischen Grapheme der Heilung auswendig gelernt?«
    »Ich dachte, sie könnten mir eines Tages nützlich sein … Jetzt möchte ich Euch eine Frage stellen: Wie beurteilt Ihr das Verschwinden der Scaythen von Hyponeros?«
    »Wir werden sie bald wiedersehen«, antwortete Aphykit nach kurzem Zögern. »In anderer Gestalt, in menschlicher Gestalt. Und wir müssen sie akzeptieren, sie lieben …«

    Sie lächelte ihn an, legte ihm die Hand auf die Schulter und verschwand so plötzlich in der Dämmerung, dass er sich fragte, ob sie ihm nicht nebenbei demonstriert habe, wie man spontan auf seinen Gedanken reisen könne. Doch auf jeden Fall hatte sie ihm Nachhilfeunterricht auf dem Gebiet der Humanität erteilt.
     
    Fracist konnte keinen Schlaf finden. Er stand auf, zog sich an und ging wieder nach draußen. Whu schlief, erschöpft von seinen ersten Transfers, tief und fest. Das kleine Haus, in dem die beiden wohnten, war nur fünfzig Meter vom Strauch des Narren entfernt.
    Jek hatte ihm kurz die Geschichte des

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