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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Museum von El Guazer gesehen hatte.
    Wo ist die Schönheit dieser Erde geblieben, die wir in der Hymne der Rückkehr besungen haben, dachte sie. Wo ist das Wasser, das Grün, der sanfte Wind? Dieses geheimnisvolle Böse, hat es alles Schöne auf dem Planeten zerstört? Vielleicht bin ich an der falschen Stelle gelandet. Ich habe Hunger und Durst. Doch wenn ich hierbleibe, erwartet mich nur der Tod.
    Über ihr kreisten schwarze Wesen und stießen schrille Schreie aus. Noch zögerte sie, sich von ihrem Fluggerät zu entfernen, bot es doch einen sicheren Unterschlupf. Doch dann dachte sie an die vielen Schwestern und Brüder, die ihr Leben in der Hoffnung gelassen hatten, dass sie – Ghë – ihr Schicksal erfüllen müsse. Ich darf mich nicht von der Angst überwältigen lassen!, ermahnte sie sich. Maâ hat mir weisgesagt, dass ich zu jenen geheimnisvollen Erwählten gehöre, die bereits El Guazer in einer Vision erschienen sind. Also muss ich mich auf die Suche nach meinen elf Gefährten machen. Auch wenn ich nicht weiß, in welche Richtung ich gehen soll.
    Schließlich entschied sie sich, ihrem Gehörsinn zu vertrauen, denn aus der Ferne vernahm sie ein leises Brausen
oder Tosen, das sie an das dumpfe Brummen des Weltraumzugs erinnerte.
    Nach ein paar Schritten merkte sie, dass sie nicht mit der Erdanziehungskraft gerechnet hatte. Sitzend war ihr das nicht aufgefallen, doch während des Gehens hatte sie das Gefühl, bei jeder Bewegung von einer schweren Last niedergedrückt zu werden. So schleppte sie sich dahin.
    Die schwarzen schreienden Wesen kamen immer näher, so als würden sie darauf warten, sich auf sie zu stürzen, sollte sie fallen.
    Ihr Kabinennachbar hatte ihr von Tieren erzählt und dass es welche gebe, die den Menschen freundlich gesonnen seien, andere aber feindlich. Sie schaute hoch und beobachtete die über ihr kreisenden Wesen und fand, dass sie nichts Freundliches hatten. Ihre Körper waren mit einer Art seidiger Schuppen bedeckt, und sie bedienten sich ihrer Arme – eigentlich waren es keine Arme, aber Ghë fand kein anderes Wort dafür –, um sich in der Luft aufhalten zu können. Am bösen Funkeln ihrer kleinen schwarzen Augen erkannte sie, dass diese Wesen nur auf eine Schwäche von ihr warteten, um sie anzugreifen. Diese Erkenntnis verlieh ihr neue Kraft und trieb sie zum Weitergehen an, obwohl sie sich am liebsten hingelegt und geschlafen hätte.
    Ihre Einsamkeit lastete immer schwerer auf ihr. Sie konnte sich nicht mehr mit ihren Schwestern und Brüdern mental austauschen. Seit sie den Fuß auf die Erde gesetzt hatte, empfing sie keine mentalen Impulse mehr; es war, als wären diese scheußlichen Kreaturen die einzigen Bewohner dieser Region.
    Ghë wurde von einem fürchterlichen Zweifel ergriffen: War El Guazers Vision etwa nichts anderes als ein Fiebertraum
gewesen? Das Hirngespinst eines kranken Mannes, der unter Paranoia litt? Oder hatte er sich bei seinen Berechnungen geirrt? Die Umrechnung von der SALG-Zeit in die LALG-Zeit führte zu Verwirrung, sodass die mutmaßlichen zehn Jahrtausende vielleich hundert Jahrtausende betrugen, eine Ewigkeit …
    Ich komme zu spät, um die Menschheit vor dem Nichts zu bewahren. Maâs Worte gewannen in ihren Ohren plötzlich eine ungewollte ironische Bedeutung: »Du bist El Guazers Geschenk an die Menschheit, Ghë …«
    Die Menschheit würde dieses Geschenk nie bekommen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sie nicht mehr existierte.
    Sie hörte auf zu gehen, ohne dass es ihr bewusst wurde. Sie sank auf die Knie und legte sich hin. Und sie gab sich ganz ihrer Verzweiflung hin. Sie hörte die rauen Schreie der fliegenden Tiere, achtete aber nicht auf sie. Von der Bitterkeit ihrer Niederlage erfüllt, erschien ihr der Tod als nicht nur die einzige, sondern auch als die wünschenswerteste Lösung.
    So blieb sie eine Zeit lang liegen, völlig erschöpft und froh, ausruhen zu können. Zwischen halb geschlossenen Lidern sah sie die fliegenden Kreaturen, die sie aus ein paar Metern Entfernung beobachteten, aufmerksam und ohne sich zu rühren. Der Wind blähte ihr Kleid auf und trocknete den Schweiß auf ihrem Körper.
    Ihr schien, als entdecke sie am Horizont einen Lichtstreifen. Dieses Licht rief in ihr die Erinnerung an ihre Vision wach: das von Säulen flankierte Lichtschiff, das von einer schrecklichen Leere umgeben war … und diese Vibrationen, die von ihren elf Gefährten ausgingen.
    Als sie die Augen ganz öffnete, sah sie einen Kopf

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