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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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befanden. Der Kern der Galaxis bestand nur noch aus einem riesigen schwarzen Loch, das sich rasant vergrößerte und Millionen Sterne verschlang. Er ließ alles hinter sich, was die überragende menschliche Schöpferkraft je ersonnen hatte – die Matrix-Bottiche, den Friedhof der Raumschiffe  –, und alle diese Artefakte würden sich nun bald gegen ihn wenden.
    Er brauchte etwa sechs Standardjahre, um die erste Welt der Marschen zu erreichen.
     
    Ein dunkler Schleier verhüllte plötzlich die beiden Gestirne Altehir und Alshaïn des Planeten N-er Mars. Am helllichten Tag wurde es Nacht.

    Die Bürger N-er Mars’ liefen überall zusammen und diskutierten beunruhigt dieses Phänomen. Nach dem Großen Krieg der Gedanken waren von ihrem Planeten Wellen der Emigration ausgegangen. Daher betrachteten sie sich als eines der ältesten Völker der Marschen und des Zentrums, worauf sie ziemlich stolz waren.
    Wer es hören wollte, dem erzählten sie, dass die ersten irdischen Kolonisten ihren Planeten N-er Mars getauft hatten, weil seine rote Oberfläche und sein trockenes Klima sie an einen Erdtrabanten namens Mars erinnere – Linguisten behaupten, N-er Mars sei eine Verkürzung von Neuer Mars. Sie vergaßen zu erwähnen, dass ihre Welt, auf die sie so stolz waren, früher ziemlich abweisend gewesen war. Die Kolonisten hatten den Planeten, ehe sie ihn bewohnen konnten, terraformieren und fünfzig Standardjahre warten müssen, ehe sie ihn bewohnen konnten. Obwohl er seit achttausend Jahren über eine Sauerstoffatmosphäre verfügte, herrschte, außer an den Polen, eine entsetzliche Hitze, und die N-er Marsianer verbrachten ein Drittel ihrer Zeit damit, die Dürre zu bekämpfen, ein Drittel widmeten sie dem Müßiggang im Schatten, und das letzte Drittel über schliefen sie.
    Alle Gebäude der Stadt waren rot, auf Dauer ein ziemlich unerträglicher Anblick. Glücklicherweise gab es ein paar Pflanzen und Bäume, die auf dem vulkanischen Boden wuchsen und dem Auge ein paar Farbflecke zur Abwechslung boten.
    Nach dem Verschwinden der Scaythen und den Repressalien der Kreuzianer war diese unerwartete Finsternis das zweite Ereignis in einer Woche, das die Bürger trotz der Gluthitze auf die Straßen trieb.
    Gerüchte kursierten, denn der Kirche war es nicht gelungen,
alte planetarische Legenden im Volksglauben auszulöschen, und sie tauchten sofort wieder auf, wenn es keine wissenschaftlichen Erklärungen für seltsame Naturerscheinungen gab.
    »Der Sämann des Nichts ist zurückgekehrt. Er wird uns alle in den Abgrund stürzen …«
    Rational denkende Menschen behaupteten zwar, dass es schon früher eine doppelte Finsternis gegeben habe und dass bald alles wieder seinen gewohnten Gang gehe. Die Konvertiten hingegen, die Anhänger der Kirche priesen das Kreuz und sahen in dieser plötzlichen Nacht eine göttliche Strafe, weil man die Missionare auf Steinen gekreuzigt und sie den glühenden Strahlen Altehirs und Alshaïn ausgesetzt hatte. Eine dritte Gruppe vertrat jedoch die beunruhigende Hypothese, die Scaythen würden zurückkehren.
    Doch niemand stellte einen Zusammenhang zwischen der Finsternis und dem Mann her, der völlig nackt auf dem größten Platz N-er Athenas saß.
    Passanten blieben stehen. Die Frauen fanden ihn auf seltsame Weise anziehend, doch als die Gaffer ihn lange genug angestarrt hatten, beschlossen einige von ihnen, die Ordnungskräfte wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses zu rufen. Die Männer kamen, richteten ihre altmodischen Bauchbrenner auf den Mann und baten ihn, sich anzuziehen. Damit demonstrierten sie ihre Überlegenheit, denn der Mann besaß offensichtlich keine Kleidung.
    Die Haut dieses Fremden hatte einen seltsam grau schimmernden Ton, der an ein prähistorisches Raumschiff im Museum erinnerte. Und seine erstarrte Haltung wirkte verstörend, sie glich der eines Roboters.
    Innerhalb weniger Minuten wurde es beträchtlich kälter.
Dieser ungewohnte Temperaturrückgang machte die Ordnungshüter nervös. Ihr Vorgesetzter ergriff das Wort.
    »Das Gesetz verbietet es, sich in der Öffentlichkeit nackt aufzuhalten, Sieur. Ziehen Sie sich an!«, bellte er.
    Der Fremde sah ihn an. Seine Augen waren ausdruckslos und hatten einen metallischen grünen Glanz.
    »Noch einmal, ziehen Sie sich an, Sieur!«, sagte der Offizier.
    »Bringen Sie mir etwas zum Anziehen, wenn Sie das wollen«, entgegnete der Mann mit hohl klingender Stimme.
    »Es ist nicht unsere Aufgabe, Fremde mit Kleidung zu versorgen,

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