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Sternhagelgluecklich

Sternhagelgluecklich

Titel: Sternhagelgluecklich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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gelesen, sagt er. Er sei absolut kein sportlicher Typ gewesen, sondern als bebrillter Nerd auf der Schule eher herumgeschubst worden. Mit sechzehn begann er sich für Yoga und Meditation zu interessieren. Er las Hesses »Siddhartha« und traf auf Sri Chinmoy, einen bekannten spirituellen Lehrer, der in der Nachbarschaft wohnte. Der Guru war es auch, der ihn zu den Weltrekorden brachte: »Er ermutigte mich, an einem Vierundzwanzigstunden-Fahrradmarathon im Central Park teilzunehmen«, erzählt mir Ashrita, während er seine Tofu-Lasagne ganz unmeditativ hinunterschlingt. »Eigentlich hatte ich keine Lust dazu. Erst zehn Tage vor dem Rennen kaufte ich mir ein Rad und fing halbherzig an zu trainieren.«
    Umso größer war seine Überraschung, als er bei dem Wettkampf nach vierundzwanzig Stunden vom Fahrrad stieg und sechshundertfünfzig Kilometer absolviert hatte. »Es war ein absolutes Wunder! In diesem Augenblick wusste ich, dass ich meine Berufung gefunden hatte«, sagt der Besitzer eines kleines Reformhauses. »Seitdem breche ich Weltrekorde, um andere Menschen zu inspirieren. Um ihnen zu zeigen, dass unsere Möglichkeiten endlos sind, wenn wir nur an uns glauben.«
    Seinen ersten offiziellen Weltrekord stellte er im August 1979 auf: siebenundzwanzigtausend Hampelmänner! Anfangs hatte er gerade mal fünfzig am Stück geschafft.
    Seither sind über dreihundert weitere Rekorde dazugekommen. Bei manchen geht es um Geschicklichkeit, wenn er beispielsweise einen Golfball ununterbrochen auf einem Golfschläger hüpfen lässt. 15 Bei anderen um Ausdauer, so wie bei seinem Versuch, einen neun Pfund schweren Ziegelstein ohne Pause so weit wie möglich zu tragen. 16 Doch egal um welchen Rekord es sich handelt, ob Ashrita auf einem Hüpfball sitzt oder unter Wasser jongliert: Der Schlüssel zum Erfolg liegt für ihn in der Meditation. »Bei jedem Rekord kommt irgendwann der Moment, an dem man denkt, es geht nicht mehr. Durch Meditation schaffe ich es, meinen Geist von meinem Körper zu trennen. Dadurch werden alle Zweifel, alle Schmerzen und alle Erschöpfung weggespült, und alles, was bleibt, ist innerer Friede.«
    Nicht nur in Ausnahmesituationen – also auf dem Hüpfball und bei Radschlagmarathons – meditiert der athletische New Yorker, sondern darüber hinaus auch jeden Morgen und jeden Nachmittag. »Die Meditation ist es, die meinem Leben einen Rhythmus und einen Sinn gibt. Die mich glücklich und zufrieden macht und die mir die Kraft für meinen nächsten Rekordversuch gibt, auch wenn meine Knochen müde sind und meine Füße voller Blasen.«
    Ich will unbedingt bei einem solchen Rekordversuch dabei sein und frage ihn, wofür er gerade trainiert. Es seien immer eine Handvoll verschiedener Disziplinen gleichzeitig, die er im Blick habe, sagt Ashrita. »Komm mit, ich zeig dir den Ort, an dem ich schon viele Rekorde aufgestellt habe.«
    Wir gehen über die Straße ins »Panorama Café«. Es liegt in günstiger Nähe zu seinem Reformhaus und gehört einem Freund, der ihm oft beim Trainieren hilft. Für sein aktuelles Projekt, fährt Ashrita fort, benötige er einen Mitstreiter – genauer gesagt ein Versuchskaninchen, das sich mit Klebeband an die Wand kleben lasse.
    Das Versuchskaninchen bin ich. Der Weltrekord, wie schnell man einen Menschen an eine Wand kleben kann, sodass er mindestens eine Minute hängen bleibt, liegt bei 57 Sekunden. Ashrita hatte ihn vor Jahren selbst gehalten; damals betrug die Rekordzeit noch über zwei Minuten. Später hat ihm eine Kirchengruppe aus der Nachbarschaft den Rekord abgejagt. Aktuell hält ihn eine Gruppe von Kanadiern.
    »Sie haben ein Video bei YouTube reingestellt«, sagt er aufgeregt. »So konnte ich sehen, dass sie eine ganz andere Technik verwenden. Erst dadurch sind Zeiten unter einer Minute möglich.«
    Er zeigt mir das Video: Statt mühsam Arme und Beine mit vielen Klebestreifen an der Wand zu befestigen, klebt der kanadische Rekordhalter nur drei große, U-förmige Schlaufen an die Wand, die maximale Klebefläche bieten und in die die Person an der Wand ihre Daumen und Füße einhängt. Es ist eine sehr großzügige Auslegung des Begriffs »festkleben« – aber die Prüfer des Guinness-Buchs haben die Methode anerkannt.
    »Ist das nicht genial?«, fragt mich Ashrita, und mit einem Mal bin auch ich im Rekordfieber. Ein absurder Ehrgeiz hat mich gepackt. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht schafften!
    Als ich kurz darauf von der Wand falle, ärgert sich der sonst so

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